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Die Jugend zur Höchstleistung motivieren
Die junge Generation registriert zudem genau, in welchem Zustand die Älteren ihnen die Welt übergeben. Die Aussichten sind nicht unbedingt rosig. Wie lassen sich in diesem Spannungsfeld junge Menschen zu Höchstleistungen motivieren?
Von Thomas Hoppe
Auf einer 5000 Jahre alten Tontafel der Sumerer, die im prähistorischen Mesopotamien die vermutlich erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte bildeten, fanden Forscher einst den Satz: „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte.“ Es gab seither keine Epoche, in der die Zukunft nicht aufgrund der „unverantwortlichen“ (Aristoteles) und „undisziplinierten“ (der frühere Kammerpräsident Driftmann) Jugend in düstersten Farben gemalt wurde. In dieser fünf Millennien alten Tradition steht auch die immer wieder aufflammende Diskussion um die „Gen Z“. Sie sei „faul“, „verwöhnt“ und „fordernd“. Ihre Ansprüche an den Job könne man mit „maximaler Lohn, bei maximaler Freizeit und minimaler Verantwortung“ übersetzen, heißt es.
Da seit Menschengedenken über die Jugend gemeckert wird, sich die Wirtschaftsleistung im Vergleich zur mesopotamischen Frühkultur aber trotz allem recht leidlich entwickelt hat, ist die Schwarzmalerei wohl nur postfaktische Tradition.
Die „Gen Z“ auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt
Die junge Generation wächst in einem Umfeld auf, welches geprägt ist von einem starken Wandel in der Arbeitswelt, von akutem Arbeits- und Fachkräftemangel in den Unternehmen und von einer dringend notwendigen Diskussion darüber, ob es in unserem Sozialstaat generationengerecht zugeht. Das beeinflusst die „Gen Z“ auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt besonders. Viele junge Menschen gewichten Arbeit und Freizeit heute aus guten Gründen ganz anders als frühere Generationen. Wobei der Wunsch nach Arbeitszeitreduktion nicht nur bei der „Gen Z“, sondern auch bei älteren Arbeitnehmern immer öfter zu hören ist, nur formuliert die junge Generation diesen Wunsch – traditionsgemäß – etwas selbstbewusster. Natürlich kommt ihr dabei die Situation auf dem Arbeitsmarkt entgegen. Dieser hat sich schließlich zum Arbeitnehmermarkt entwickelt, insbesondere gut qualifizierte Fachkräfte können entsprechende Forderungen an die Arbeitgeber stellen.
Die junge Generation registriert zudem genau, in welchem Zustand die Älteren ihnen die Welt übergeben. Die Aussichten sind nicht unbedingt rosig, wenn man auf Klimawandel, bröckelnde Infrastruktur oder Verschuldung der öffentlichen Haushalte blickt. Hinzu kommt, dass der berechtigte Ruf nach Generationengerechtigkeit im Sozialstaat immer lauter wird. Könnte die Frage, warum es vielen der jungen Generation vermeintlich an der nötigen Arbeitseinstellung fehlt, vielleicht damit beantwortet werden, dass ihnen selbst eine positive Perspektive genommen ist? Wer auf seine Sozialabgaben schaut, denkt schnell, er schufte nur noch für die Finanzierung der jetzigen Rentner – für einen selbst werde es im Alter finanziell aber sicher nicht mehr reichen. Wie lassen sich in diesem Spannungsfeld junge Menschen zu Höchstleistungen motivieren?
„Wir brauchen einen Umbau des Sozialstaates. Mehr Eigenverantwortung, mehr Mitwirkung und stärkere Arbeitsanreize. Dann sinken auch die Belastungen für die jungen Generation und ihre Motivation steigt“
Wenn wir es schon mit einer so technikaffinen Generation, wie der „Gen Z“, zu tun haben, dann müssen wir die Potentiale, die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bieten, viel stärker nutzen. Das gilt besonders für Unternehmen. 40 Prozent der Unternehmen geben offen zu, bei den Themen den Anschluss verloren zu haben. Dabei ist die stärkere Nutzung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz ein Gamechanger für die Produktivität in Deutschland. Deren schleppendes Wachstum ist seit Jahren ein großes Problem. Nur wenn die Produktivität steigt, gibt es mehr Spielraum zur Einteilung der individuellen Work-Life-Balance.
Wir laufen mit hohem Tempo auf einen Kipppunkt zu
Zudem ist unser Arbeitsrecht nicht fit für die digitale Arbeitswelt. Die „Gen Z“ beansprucht Freiraum und Eigenverantwortung für kreatives Arbeiten. Warum wagen wir beim Arbeitszeitgesetz nicht einen großen Wurf und stellen von Tages- auf Wochenhöchstarbeitszeit um? Arbeitnehmer könnten dann in Abstimmung mit dem Arbeitgeber frei über die Verteilung der Wochenarbeitsstunden verfügen und sie so an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen.
Schließlich sollte die junge Generation nicht das Gefühl bekommen, ihr bleibe kaum etwas von dem, was sie erarbeitet habe. Die Aussichten für den Sozialstaat sind momentan düster und wir laufen mit hohem Tempo auf einen Kipppunkt zu, an dem er nicht mehr zu finanzieren ist. Man kann uns Junge nicht ständig mit steigenden Steuern und Sozialabgaben schröpfen. Darunter leiden die Arbeitsmoral und die Leistungsbereitschaft jedes Einzelnen. Am Ende ist zu befürchten, dass die gut qualifizierten jungen Arbeitnehmer mit den Füßen abstimmen und das Land verlassen. Das kann und sollte nicht unser Ziel sein. Wir brauchen einen Umbau des Sozialstaates. Mehr Eigenverantwortung, mehr Mitwirkung und stärkere Arbeitsanreize. Dann sinken auch die Belastungen für die jungen Generation und ihre Motivation steigt.
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Thomas Hoppe ist Bundesvorsitzender von DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Er ist Geschäftsführer und Gründer der Schülerkarriere GmbH, eines der bundesweit größten Karriere-Netzwerke für Schüler. Zudem gründete Thomas Hoppe die Office-Sharing Firma work connect GmbH und besitzt eine Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft für Startups, die InvConNet GmbH. DIE JUNGEN UNTERNEHMER sind die branchenübergreifende Interessenvertretung in Deutschland für Familien- und Eigentümerunternehmer bis 40 Jahre.
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