Ein Betriebssystem für Unternehmen

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In den ersten Beiträgen dieser Kolumne haben wir die Lücke beschrieben, die zwischen bahnbrechender Innovation und Dynamik außerhalb von Unternehmen und der Art der Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmen klafft. Um diese zu schließen, müssen Unternehmen die Management-Konzepte und -Werkzeuge von Weisung und Kontrolle modernisieren und um agile Methoden der Selbstorganisation erweitern.

Sie müssen zugleich Mitarbeiter mit Kompetenzen befähigen – sowohl im Sinne von Fähigkeiten entwickeln helfen als auch im Sinne von Berechtigungen zusprechen. Damit führen sie Schattenorganisationen ins Licht und Unternehmen können von den zahlreichen Innovationen profitieren, die dort bereits stattfinden. Zugleich überführen sie Organisationen aus der Überforderung entweder in eine modernisierte Form von Weisung und Kontrolle oder in ein funktionierendes agiles Netzwerk.

Wie wir die Erkenntnisse zusammenführen

Das verbreitete Konzept von Weisung und Kontrolle hat keinesfalls ausgedient. Es muss jedoch an die neuen Arbeitsformen angepasst werden. Reine Anordnungen von oben ohne den aktiven Einbezug von Mitarbeitern werden künftig kaum noch zu den erwünschten Resultaten führen. Kontrolle muss vermehrt als adäquates Mittel zur Selbstkontrolle, statt als Instrument zur Belohnung und Bestrafung genutzt werden.  Mit diesem Schritt aktualisieren wir quasi das Betriebssystem von Unternehmen, d.h. das System, mit dem Unternehmen betrieben werden.

Der Begriff Betriebssystem ist hier keinesfalls technisch gemeint, dennoch sind Analogien zum Betriebssystem für Computer erhellend. Die Innovationslücke könnte man auch so umschreiben: Die Welt außerhalb von Unternehmen läuft auf iOS und Android (zwei moderne Betriebssysteme für intelligente Telefone), während Unternehmen immer noch auf MS-DOS betrieben werden (dem Betriebssystem der 1980er Jahre). Technische Betriebssysteme organisieren die Ressourcen von Computern und ermöglichen Programmen, darauf zuzugreifen und miteinander zu kommunizieren. Sie schützen Ressourcen auch vor Überbeanspruchung.

In ähnlicher Weise organisiert und ermöglicht (oder verhindert) das Betriebssystem eines Unternehmens die Zusammenarbeit von Menschen. Das Betriebssystem von Unternehmen wird künftig deutlich heterogener sein als heute. Einzelne Teams organisieren sich nach vereinbarten Methoden selbst, andere werden durch wirksame Führungskonzepte angeleitet und kontrollieren sich untereinander. Das Betriebssystem der Zukunft stellt sich im Quadranten als eine Ellipse dar, die von guter Weisung und Kontrolle bis hin zu agilen Netzwerken reicht.

 

Gute Formen von Weisung und Kontrolle nutzten das Mitarbeiterpotenzial aktiv

Ausprägungen außerhalb dieser Ellipse sind zu vermeiden. Dies betrifft sowohl die Quadranten Schatten und Überforderung als auch die Zustände jenseits der Enden der Ellipse: eine zu stark gesteuerte Weisung und Kontrolle oder ein zu wenig organisiertes Netzwerk. Auch diese Formen verhindern eine wirksame Zusammenarbeit.

Um das Betriebssystem erfolgreich zu entwickeln, müssen Sie aktiv Maßnahmen entlang der Dimensionen Mitarbeiter und Organisation ergreifen. Gute Formen von Weisung und Kontrolle gehen nicht von programmierbaren oder unmündigen Mitarbeitern aus, sondern nutzen das Potenzial der Mitarbeiter aktiv. Ein gut funktionierendes agiles Netzwerk benötigt Innovationen bezüglich der Zusammenarbeit und Kompetenzen im Sinne von Fähigkeiten und Berechtigung.

Woher erhalten wir Anregungen für Innovationen zur Ermöglichung von Selbstorganisation? Es haben sich viele selbstorganisierende Gemeinschaften gebildet, die gutes Anschauungsmaterial bieten. Daraus lassen sich zentrale Erfolgsfaktoren ableiten, entlang derer sich Innovationen auch in Unternehmen entwickeln.

Hermann Arnold

Hermann Arnold versteht sich als Erforscher und Ermutiger neuer Formen der Zusammenarbeit und der Führung. Bekannt wurde er als Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer von Haufe-umantis, einem der weltweit führenden Anbieter von Software und Expertise im Bereich Talentmanagement. Gemeinsam mit seinen Kollegen erprobt und entwickelt er dort revolutionäre Maßnahmen von Unternehmensdemokratie. In seiner Reihe beschreibt er jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat seine Erfahrungen.

Mitwirkung und Erfahrungsaustauch zu dem Themenkreis ist erwünscht: Offenes Betriebssystem

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