
Erfolg mit Scrum und agilen Methoden
Wieso ist das Thema Scrum für Unternehmen relevant? Seit einigen Jahren ist Scrum der Standard für die Entwicklung von neuen Produkten. Es gibt viele Positive Eigenschaften durch den Einsatz von Scrum.
Von Dr. Jürgen Hoffmann
75 Prozent von weltweit 40.000 befragten Führungskräften, Anwendern und Beratern gaben 2020 an, dass sie Scrum einsetzen (digital.ai 2020 State of Agile Report). Große Unternehmen mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden nutzen Scrum meist schon länger als fünf Jahre. Im Gegensatz dazu setzen mittelständische Firmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden Scrum sehr viel intensiver quer über viele Funktionsbereiche ein.
Die meistgenannte Motivation für den Einsatz von Scrum ist die Fähigkeit, unter sich ändernden Prioritäten weiter gut handlungsfähig zu bleiben. Aber auch Transparenz in der Produktentwicklung, eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Entwicklung und verschiedenen Geschäftsbereichen, höhere Produktivität und Teammotivation genauso wie der Wunsch nach Verkürzung der Time-to-Market und Verringerung von Risiken und bessere Vorhersagen in der Produktentwicklung werden genannt.
Was ist Scrum?

Seit Jahrtausenden schließen sich Menschen in Organisationen zusammen, um größere Ziele zu erreichen. Meistens sind das Einlinienorganisationen: Jeder Mensch hat einen Vorgesetzten und die Kollegen auf einer Hierarchieebene haben die gleichen Aufgaben und ähnliche Ausbildungen. Vor mehr als hundert Jahren hat Frederick Taylor für solche Organisationen die Trennung von Denken und Handeln als Trennung von Verantwortung des Managements und Verantwortung der Arbeiterschaft beschrieben.
Taylor glaubte, nur Spezialisten in Managerrollen wären in der Lage, die besten Arbeitsmethoden zu finden. Als Gegenposition dazu führt Scrum – im Scrum Team – das Denken und Handeln wieder an einer Stelle im Unternehmen zusammen. Damit lassen sich komplexe Probleme bei der Produktentwicklung schneller – weil innerhalb des Teams – lösen. Die Kommunikation wird massiv beschleunigt, weil sie keine Grenzen in der Organisation überwinden muss.
Die “Entdeckung” von Scrum
1986 veröffentlichten die japanischen Wissenschaftler Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi ihren bahnbrechenden Artikel “The New New Product Development Game”. Darin analysieren sie die Entwicklung besonders erfolgreicher Produkte in den 1970-er Jahren. Sie fordern den Wechsel von einem “Staffellauf-Ansatz” der Produktentwicklung in einer Tayloristischen Organisation hin zu einem “Rugby-Ansatz” mit einem cross-funktional besetzten Scrum Team. Der Entwicklungsprozess entsteht aus der ständigen Zusammenarbeit von Spezialisten verschiedener Fachrichtungen im Team. Dies beschleunigt das Lernen und ermöglicht neue Denkansätze auf allen Ebenen des Unternehmens, auch als Katalysator für marktgetriebene Organisationsveränderungen.
Wann ist Scrum wertvoll?
Scrum realisiert schnelle Feedback-Zyklen mit Experimenten, deren Ergebnisse zeitnah überprüft werden und die eine flotte Anpassung des Produktes ermöglichen. Ein Zyklus beginnt mit der Planung der nächsten Entwicklungsschritte, läuft dann über die Umsetzung hin zu einer Überprüfung der Ergebnisse nach spätestens einem Monat. Dann wird Feedback zum Produkt eingesammelt, Verbesserungen des Entwicklungsprozesses werden beschlossen und der nächste Zyklus startet. Scrum ist immer dann wertvoll, wenn Risiken und Unsicherheiten gemanagt werden müssen.
Scrum heute
Die seit 2020 aktuelle Definition von Scrum findet sich im Scrum Guide (https://www.scrumguides.org/). Diese kann hier nur angerissen werden. Es gibt im Scrum Team drei Verantwortungen:
- Verantwortung für das Produkt: Was ist die Vision? Welche Meilensteine markieren den Weg? Welche Funktionen werden wie priorisiert?
- Verantwortung für die Produktentwicklung: Mit welchen Technologien erreichen wir das Ziel in der vereinbarten Qualität und in einem vernünftigen Zeitrahmen?
- Verantwortung eines exklusiven Team Coaches: Er begleitet das Scrum Team jeden Tag und sorgt dafür, dass die Produktivität stetig wächst.
Als Framework gibt Scrum selbst nur einen Rahmen vor: Verantwortungen, Feedback- Zyklen, ein paar Werkzeuge. Traditionell nutzen viele Scrum Teams ein Kanban Board für die Visualisierung und Organisation des Fortschrittes innerhalb eines Entwicklungszyklus.
Sieben Erfolgsregeln für den Start mit Scrum
- Prüfen Sie, ob Scrum das passende Werkzeug ist
Ist das Problem komplex genug? Das ist der Fall, wenn für die Lösung tatsächlich die Zusammenarbeit in einem Team nötig ist. Außerdem sollte es in der Organisation den Willen geben, die Werte des Agilen Manifests und von Scrum zu leben. Unter Umständen müssen zuvor einige Lernschritte zurückgelegt werden. - Bilden Sie alle Beteiligten dafür aus
Manchmal versuchen Firmen, nur den Scrum Master auszubilden, und hoffen dann auf einen Erfolg. Auch alle anderen Menschen im Scrum Team brauchen eine qualifizierte Ausbildung für agiles Arbeiten. “Alle Beteiligten” schließt auch das Management auf allen Ebenen ein. Ebenso müssen Benutzer und Kunden ihre Verantwortung verstehen. Denn ohne qualifiziertes Feedback läuft der ganze iterative Prozess ins Leere. - Verantwortung braucht Verantwortliche
Das wirkungsvolle Scrum Team braucht nicht nur Entwickler, die hundert Prozent ihrer Arbeitszeit am Produkt arbeiten. Dasselbe gilt für den Produktverantwortlichen und den Scrum Master. Insbesondere der Product Owner sollte vom Unternehmen ermächtigt sein, Entscheidungen für das Produkt zu treffen. Rückfragen bei allem und jedem bremsen die Entwicklung bis zum Stillstand aus. - Starten Sie mit einem wirkungsvollen Kick-off
Aus Kostengründen auf den Kick-off zu verzichten, ist ein teure Entscheidung. In die Entwicklung einfach hineinzustolpern, führt zu Verzögerungen und verteuert das Projekt unnötig. Es sollten auch alle Beteiligten teilnehmen: Scrum Team, Management, Kunden, Benutzer – das löst Missverständnisse frühzeitig. - Sorgen Sie für kurze Feedbackschleifen
Zum einen mit dem Management bis hin zum Vorstand, um Hindernisse kurzfristig beseitigen zu können. Zum anderen mit Benutzern und Kunden für flottes und punktgenaues Feedback zum Produkt. Und im Scrum Team für eine reibungslose Entwicklung mit der gewünschten Qualität. - Sichern Sie die Unterstützung durch das Management
Alle Management-Ebenen sollten das Scrum Team unterstützen, um Hindernisse sofort zu beseitigen. Nur so sichern Sie sich mit Scrum entscheidende Wettbewerbsvorteile. - Feiern Sie Erfolge
Die erreichten Erfolge sollten gebührend gefeiert werden. Denn dann wird die gesamte Belegschaft mit Freude Ihre Scrum Teams unterstützen. Schließlich möchten alle zu den Gewinnern gehören.
- Nachhaltigkeitsziele agil umsetzen
- Wie ein weltweites klimaneutrales und Wohlstand schaffendes Energiesystem aussehen kann
- Einfallsreichtum schafft Transformation
Dr. Jürgen Hoffmann ist Vorstand Scrum Alliance DACH e.V. und Geschäftsführer der Emendare GmbH & Co KG. Als Certified Scrum Trainer (CST) und Certified Enterprise Coach (CEC) ist er Teil einer starken Gemeinschaft von über 450 Scrum-Trainern und Coaches der weltweiten Scrum Alliance®, die in ständigem Austausch miteinander ihre Trainings- und Beratungsideen kontinuierlich verbessern und um aktuelle Fragestellungen ergänzen.
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