Firmenverkäufe: Die Deals im Juni 2019

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Mit 20 Transaktionen gab es im Juni jahreszeitgemäß etwas weniger Unternehmenstransaktionen im DDW-Datendienst Wer kauft wen zu vermelden als im bisherigen Jahresdurchschnitt (42 Verkäufe). Industrie- und Dienstleistungsunternehmen standen im Vordergrund.

Die Gesamtzahl der von DDW erfassten und analysierten relevanten Firmenverkäufe für 2019 liegt nunmehr bei 249. Nach dem bisherigen (seit 2015) Rekordjahr 2018 mit 737 Transaktionen scheint sich für dieses Jahr eine sinkende Anzahl von Unternehmensverkäufen abzuzeichnen.

Firmenverkäufe im Juni: Investoren besonders aktiv

Vornehmlich Investoren und Beteiligungsgesellschaften standen im Juni auf der Käuferseite: Sie stehen für acht der 20 Transaktionen. Sieben Mal erweiterten Unternehmerfamilien ihren Unternehmensbestand, fünf Käufe gingen auf das Konto von Konzernen.

Die von der DDW-Research im Juni erfassten Firmenverkäufe beziehen sich von ihrer Größenordnung auf zehn mittelgroße, sieben Groß- und drei Kleinunternehmen. Nach Branchen lagen die drei Bereiche Berater & IT zusammen mit Elektrotechnik & Medizintechnik sowie Autohandel mit jeweils drei Firmenverkäufen besonders hoch in der Gunst von Erwerbern.

Hier einige der Deal-Stories:

René Benko (Bild: Unternehmen)

Vom Schulabbrecher zum Kaufhauskönig: Einen der spektakulärsten Käufe tätigt (einmal mehr) René Benko. Der Österreicher ist mit seiner Signa-Gruppe nun alleiniger Herrscher bei Galeria Karstadt Kaufhof. Der kanadische HBC-Konzern verkaufte diesen Monat seine restlichen Anteile an der jüngst fusionierten Kaufhaus-Kette. Rund eine Milliarde Euro haben die Anteile gekostet. Ob die nach wie vor defizitären Kaufhäuser endlich in die Gewinnzone gelangen, bleibt abzuwarten. Rund 320 Standorte in Innenstadtlagen und über 100 Webshops in 20 Ländern gehören mittlerweile zur Gruppe von Benko. Der 1977 in Innsbruck geborene Unternehmer sammelte bereits im Alter von 17 Jahren als Assistent eines Projektentwicklers erste Erfahrungen in der Immobilienbranche. 1999 gründete er das Zwei-Personen-Unternehmen Immofina Holding GmbH. Seine ersten Projekte waren zwei Dachböden in Wien, die er zu Wohnungen ausbaute und weiterverkaufte. Parallele zu heute: Sein Fokus lag schon damals auf den besten Innenstadtlagen.

Die Erfolgsstory der beiden Gründer mit den Müsli-Riegeln startete 2013 in der heimischen Küche (Bild: Unternehmen)

Make Müsliriegel great again! Als eine Investition in Lebensmittel noch ziemlich unsexy war, die Höhle der Löwen in den Kinderschuhen steckte und Trump noch nicht US Präsident war, erdachten sich Philip Kahnis und Robert Kronekker die Neuerfindung des Müsli-Riegels als im Ofen gebackene sogenannte Flapjacks. Neben einer Vision, diversem Küchenversuchen und Rezepturexperimenten in der heimischen Küche, nervenaufreibende Businessplanwettbewerben und zwei gekündigten Jobs starteten Phil und Rob im Juni 2013 mit ihrer Idee eine Crowdfunding-Kampagne. Heute machen die Müsli-Riegel der Marke Hafervoll Millionenumsätze und sind in tausenden Läden zu haben – und offenbar die richtige Zeitpunkt, das Geschäft abzugeben und weiteres Wachstum in große Hände zu legen: Die Krüger-Gruppe (gehört zur Hälfte dem Snack-Riesen Pfeifer & Langen) hat das Startup übernommen.

Siemens-Innovation: Erstmals flog ein Flugzeug der Zertifizierungs-Kategorie CS23 mit Permit-to-Fly rein-elektrisch (Bild: Unternehmen)

Flugzeuge und Hubschrauber mit Elektromotoren. Kaum vorstellbar. Oder etwa doch? Denn warum sonst kauft der Triebwerkshersteller Rolls Royce die Sparte Elektroantriebe von Siemens? Beide Unternehmen haben vor wenigen Tagen auf der Internationalen Pariser Luftfahrtausstellung in Le Bourget eine Vereinbarung über den Verkauf der eAircraft-Einheit von Siemens unterzeichnet. Siemens eAircraft ist ein firmeninternes Start-Up mit rund 180 Mitarbeitern, das elektrische und hybrid-elektrische Antriebssysteme für die Luftfahrt entwickelt. In Zusammenarbeit mit Partnern wie Airbus entstehen an den Standorten München, Erlangen und Budapest Prototypen für Antriebssysteme von unter hundert bis mehreren tausend Kilowatt – etwa für das Airbus-Lufttaxi „City Airbus. Siemens begründet den Verkauf mit der Schärfung seines Portfolios im Rahmen der Unternehmensstrategie Vision 2020+.  So ganz geht man aber nicht: „Wir werden unsere Kooperation mit Rolls-Royce weiterführen, insbesondere durch das Einbringen unseres digitalen Lösungsportfolios“, so Roland Busch, CTO und COO der Siemens AG.

Neuordnung im Mercedes-Händlernetz: Daimler setzt seit Jahren auf die Konsolidierung des deutschen Händlernetzes. 2015 trennte sich der Konzern von 63 eigenen Niederlassungsstandorten. Vor diesem Hintergrund kam es nun auch zu Bewegung im privaten mitteldeutschen Händlernetz: Die Senger Gruppe (Rheine / Platz 176 im DDW-Ranking der größten Familienunternehmen) und Neils & Kraft (Gießen) verkauften ihre dortigen gemeinsamen Autohaus-Beteiligungen unter dem Namen Senger-Kraft. Erwerber sind die Eisenacher Schade-Gruppe und die Max Schultz-Gruppe aus Suhl.

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister, Prof. Dr. Andreas Pinkwart, besuchte im März das Unternehmen von Clemens Tönnies (l.) am Standort in Rheda-Wiedenbrück (Bild: Unternehmen)

Halbe Sachen machen keinen Sinn. Das dachte sich auch der Schweizer Coop Konzern und verkaufte zwei Wurstwerke seiner Tochtergesellschaft Bell an Tönnies. Der kennt sich mit Wurst aus. Gehört doch schon die Zur Mühlen Gruppe mit den Marken Böklunder, Redlefsen und Döllinghareico zum Wurst-Giganten Tönnies (mit 6,6 Milliarden Euro Umsatz Platz 36 im DDW-Familienunternehmen-Ranking). Seit der Gründung einer Metzgerei durch Klemens Tönnies Sr. in Rheda vor fast einem Jahrhundert hat sich Tönnies zu einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe entwickelt, die sich im Kerngeschäft mit der Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung von Schweinen, Sauen und Rindern beschäftigt. Seit einiger Zeit verfolgt Tönnies konsequent eine Wachstums- und Internationalisierungsstrategie, um gezielt wichtige internationale Märkte zu erschließen. Schon heute wird rund die Hälfte des Absatzes im Ausland erzielt.

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