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Ein dickes digitales Brett: GAIA-X
Am Dienstag endete in Dortmund der Digital-Gipfel der Bundesregierung zum Thema Digitale Plattformen. Eines der herausstechendsten Themen: Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorgestellte europäische Cloud-Projekt GAIA-X. Die deutsche Digitalwirtschaft begrüßt das Projekt. Doch der Weg wird ein langer sein.
Auf dem Kongress stellte das Bundeswirtschaftsministerium das GAIA-X Projekt vor. Ziel des Projekts ist eine europäisch vernetzte, offene Dateninfrastruktur, die Unternehmen und Behörden Unabhängigkeit von außereuropäischen Großkonzernen bietet. Dies soll vor allem für Mittelständler, aber auch für alle sonstigen Beteiligten die Datenverfügbarkeit erhöhen, um so beispielsweise KI-Potentiale besser ausschöpfen zu können.
Der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi), durch Präsident Dr. Oliver Grün in der Plattform „Innovative Digitalisierung der Wirtschaft“ des BMWi vertreten, begrüßt diesen Ansatz. Grün: „Wir brauchen konkrete Pläne für den Aufbau von Datenpools, die auch mittelständischen Unternehmen zugänglich sind. Ohne diese Daten kann es in Deutschland keinen erfolgreichen, flächendeckenden Einsatz von KI geben“. Nach der heutigen Präsentation des Bundeswirtschaftsministeriums lobt er das Projekt, mahnt aber auch eine marktfähige Umsetzung an: „Der Ansatz stimmt, Daten vernetzt zusammenzuführen, um Mehrwerte zu schaffen und unberechtigte Zugriffe zu verhindern. Das Projekt muss schnell bis Ende 2020 umgesetzt werden und vor allem in der Ausgestaltung mit Cloud-Angeboten der Digitalkonzerne mithalten können. Man sollte laufend prüfen, ob das Angebot vom Markt angenommen wird und auch den Mut haben, stetig Änderungen am Leistungsportfolio agil vorzunehmen.“
„GAIA-X kann digitale Souveränität stärken“
Auch nach Ansicht des Branchenverbandes Bitkom kann das Projekt für eine europäische Cloud- und Dateninfrastruktur „ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der digitalen Souveränität und der Datensouveränität“ werden, so dessen Präsident, Achim Berg (Bild oben bei der Begrüßung von Bundeskanzlerin Angela Merkel). Die Frage nach der Sicherheit zentraler Infrastruktur sowie der einseitigen Abhängigkeit in der digitalen Welt habe sich zuletzt etwa durch Handelskonflikte noch einmal völlig neu gestellt. „Ob man will oder nicht, wir müssen uns jetzt fragen: Wo müssen wir digitale Souveränität zurückerlangen?“, so Berg. GAIA-X solle von Anfang an europäisch gedacht werden. Zudem müssten Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit und Kosten im Wettbewerb bestehen können. „Wenn GAIA-X zum Erfolg werden soll, muss die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagte Berg. Bitkom hat anlässlich des Digital-Gipfels heute „Eckpunkte für eine souveräne Cloud- und Dateninfrastruktur in Deutschland und Europa“ veröffentlicht.
Jedes Unternehmen sollte in den nächsten zwölf Monaten eine Strategie für den Einsatz digitaler Plattformen entwickeln, forderte der Präsident des Digitalverbands Bitkom. „Wir haben in Deutschland und Europa eine Vielzahl von Unternehmen, die erfolgreich digitale Plattformen aufgebaut haben oder auf ihnen aktiv sind. In der Öffentlichkeit diskutieren wir aber lieber darüber, wo wir vermeintlich abgehängt sind und welche Gefahren Plattformen bergen könnten. Deutschlands Unternehmen müssen sich die Plattform-Welt erobern“, so Berg. „Digitale Plattformen sind viel mehr als ein zusätzlicher Vertriebskanal, sie verändern die Wirtschaft grundlegend und stellen sie auf völlig neue Beine. Wer Verantwortung für ein Unternehmen trägt und heute noch keine Plattform-Strategie entwickelt hat, der sollte jetzt damit anfangen.“
Berg: Plattformbasierte Geschäftsmodelle stärken, nicht erschweren
Zugleich forderte Berg eine Politik, die die Chancen der Plattform-Ökonomie in den Mittelpunkt rückt. „Wir brauchen einen Rechtsrahmen, der neue, plattformbasierte Geschäftsmodelle fördert und sie nicht erschwert“, sagte der Bitkom-Präsident. Dazu gehöre, Regulierung nur dort vorzunehmen, wo bestehende Gesetze und Regeln nicht greifen. Außerdem dürfe man die oft sehr unterschiedlichen Plattformen nicht über einen Kamm scheren. Mit Blick auf die Vorschläge der Datenethikkommission zur Algorithmenregulierung warnte Berg zudem vor Regulierungswut: „Algorithmen sind Werkzeuge. Es kommt auf die Anwendungen an, in denen sie eingesetzt werden.“
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