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Die Rezession wird – wie Corona – zur Krise der Selbstständigen
Das Geschäftsklima für Selbstständige hat sich verschlechtert. Das ergibt die aktuelle ifo-Befragung für dieses Segment. Der Index sank im Juni auf -12,6 Punkte und zum dritten Mal in Folge tiefer ins Minus. „Es ist eine Art Domino-Effekt“, sagt ifo-Expertin Katrin Demmelhuber.
Demmelhuber weiter: „Da vielen Großunternehmen Aufträge fehlen, vergeben sie auch weniger Aufträge an die Selbständigen.“ Die Sorgen um die weitere Geschäftsentwicklung nahmen entsprechend nochmal deutlich zu. Auch mit ihren laufenden Geschäften waren die Selbständigen unzufrieden. In der Gesamtwirtschaft zeigten die Indikatoren ebenfalls nach unten, allerdings gilt hier die Geschäftslage insgesamt noch als günstig.
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Bei den Dienstleistern gaben die Erwartungen spürbar nach. Auch die aktuelle Lage beurteilten sie weniger gut. Der Umsatz ging zurück, und die Auftragsbestände schrumpften weiter. Unternehmensnahe Dienstleister wie IT- oder Unternehmensberatungen spürten die fehlenden Aufträge aus der Industrie. „Auch viele Privathaushalte halten sich aufgrund der weiterhin hohen Inflation mit Aufträgen zurück“, ergänzt Demmelhuber. Im Einzelhandel hat sich das Geschäftsklima stark eingetrübt. Die Branche bewertete vor allem die momentane Situation deutlich schlechter, aber auch für die Zukunft sind die Unternehmen pessimistischer als im Vormonat.
Verschlechterung der Geschäftslage erwartet: Strukturelles Problem wird sich weiter verschlimmern
„Die Lage der Selbstständigen ist bereits schlecht und leider müssen wir davon ausgehen, dass sie sich in den kommenden Monaten weiter verschlechtern wird“, gibt Matthias Henze, CEO und Mitgründer von Jimdo, zu bedenken. „Der Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex belegt seit anderthalb Jahren, wie viel schlechter die Lage der Selbstständigen gegenüber der Gesamtwirtschaft ist und zeigt damit ein strukturelles Problem auf“, fügt Henze hinzu. „Daher lässt sich jetzt leider schon absehen, dass die Selbstständigen in dieser Rezession, wie bei der Corona-Krise auch, die größten Verlierer sein werden.”
Zahl der Selbständigen und Gründer sinkt
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Dr. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD), sieht die Entwicklung des Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex ähnlich. Man müsse die Daten zu den Kleinen auch vor dem Hintergrund sinkender Gründer- und Selbstständigenzahlen sehen: „Seit 2002 ist die Zahl der Gründungen in Deutschland um zwei Drittel gesunken, der Anteil der Solo-Selbstständigen an den Erwerbstätigen allein seit 2012 um mehr als 30 Prozent. Wir sehen bei der Bundesregierung aktuell keinerlei Aktivität, um diese Entwicklung umzukehren. Als ersten Schritt braucht es Ansprechpartner in Parteien und Ministerien, die sich speziell mit Selbstständigen beschäftigen und genügend Zeit haben, das nötige Wissen aufzubauen, um wirksame Entscheidungen treffen zu können.“
Seit August 2021 berechnet das ifo Institut den Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex für Selbständige. Dies umfasst sowohl Soloselbstständige als auch Kleinstunternehmen (weniger als 9 Mitarbeiter). Wie im Gesamtindex sind alle Sektoren abgebildet. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Dienstleistungssektor. Der Index basiert auf einer Zusammenarbeit mit Jimdo, einem Anbieter von Online-Tools speziell für Soloselbstständige und kleine Unternehmen, und hat das Ziel, die Sichtbarkeit der Kleinstunternehmen zu erhöhen. Neben Jimdo trägt auch der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschlands (VGSD e.V.) zur Gewinnung neuer Teilnehmer bei.
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