Gewinner, Verlierer und eine neue Nr. 2: Die größten Familienunternehmen im Juni

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Neueste Unternehmenszahlen und Neurecherchen lassen den Gesamtumsatz der im DDW-Ranking erfassten 1.000 größten Familienunternehmen in der Juni-Version erneut um 29 Milliarden Euro steigen. Die Beschäftigtenzahl wächst um 55.000. Doch die Standortvoraussetzungen für Familienunternehmen in Deutschland geraten unter Druck.

Erneut können die 1.000 größten Familienunternehmen in der neuesten Version des Rankings „Top 1.000 – Die größten Familienunternehmen“ zulegen. Zusammen bilden sie nunmehr 1,88 Milliarden Euro Umsatz ab. Die fortlaufende Erfassung der Umsatzzahlen für 2018 ergibt nunmehr ein Umsatzwachstum zum Vorjahr von 2,8 Prozent.

Im letzten Jahr fertiggestellt wurde von Dreßler Bau u.a. ein neues Parkhaus auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen, das in Form eines mit einer Landschaftsplatte überbauten offenen Parkdecks realisiert wurde (Bild: Unternehmen)

Einer der Wachstums-Champs ist die Dreßler Bau GmbH (Rang 958). Das Unternehmen konnte seinen Umsatz von 200 auf 284 Millionen Euro steigern. Unternehmenschef Hubertus Dreßler setzt auf konsequent auf moderne Planungstechniken wie Building Information Modeling (BIM) und Lean Management: „Verbesserte Planungsprozesse, effizientere Projektarbeit und eine noch realistischere Einschätzung von Kosten, Zeit und Material sind die Ergebnisse“. Aufgrund der Erfolges wurde jedoch der Platz für die 501 Mitarbeiter knapp: Das Unternehmen baut zur Zeit seinen neuen Firmensitz, bleibt aber seinem Heimatstandort Aschaffenburg treu.

Umsatzplus von bis zu 20 Prozent in 2018

Besonders gut hat sich die MBB-Tochter Aumann entwickelt, einem führenden Hersteller von Spezialmaschinen und Fertigungslinien für Komponenten von elektrifizierten und klassischen Antriebssträngen (Bild: Unternehmen)

Auch die Berliner MBB SE ist auf beeindruckendem Wachstumspfad. Der Umsatz wurde von 2017 zu 2018 von 403 auf 507 Millionen Euro gesteigert. Die mittelständische Beteiligungsgesellschaft (Aumann, Hanke, OBO, CT Formpolster, Delignit, DTS) mit Sitz in Berlin hat die gut gefüllte Kasse jüngst für einen Aktienrückkauf genutzt, der einen Anteil von fast zehn Prozent des Grundkapitals entspricht. Zudem lassen die Gründer und Großaktionäre Nesemeier und Freimuth verlautbaren, „die Kapitaleffizienz durch den Aktienrückkauf einerseits sowie den Zukauf neuer Unternehmen andererseits deutlich zu erhöhen“. Das Unternehmen konnte sich um zwei Ränge auf aktuell Platz 502 im Ranking der größten Familienunternehmen verbessern.

Weitere Unternehmen mit den höchsten Umsatzsteigerungen in 2018 sind Autodoc GmbH (Berlin), Gauselmann AG (Espelkamp), Dermapharm AG (Grünwald), United Internet AG (Montabaur), Sixt SE (Pullach), HBB Beteiligungsgesellschaft (Georgsmarienhütte), Bechtle AG (Neckarsulm), CTS EVENTIM AG & Co. KGaA (Bremen), Ströer SE & Co. KGaA (Köln) und FTI Touristik GmbH (München).

Die größten Familienunternehmen als Excel-Liste im DDW-Leserservice
Das DDW-Ranking erfasst und analysiert in einem permanenten Prozess Deutschlands größte Unternehmen in mehrheitlichem privaten Inhaberbesitz und gilt als Goldstandard unter den B2B-Datenbanken. Das vollständige Unternehmensranking mit den insgesamt 2.000 größten Familienunternehmen und allen detaillierten Unternehmensinformationen kann im DDW-Leserdienst als Excel-Liste bezogen werden: Bestellmöglichkeit des Rankings

Die Top-10-Ranggewinner im Ranking der 1.000 größten Familienunternehmen

Betrachtet man die Rangverbesserungen absolut, sind dies die zehn Unternehmen mit den höchsten Platzgewinnen unter den 698 Ranggewinnern der aktuellen Version:

  1. Peter Gross Bau, St. Ingbert: Um 268 Plätze auf Rang 519
  2. ARRI AG, München: Um 249 Plätze auf Rang 617
  3. Schaeff Gruppe, Treuchtlingen: Um 233 Plätze auf Rang 695
  4. Allgeier Holding SE, München: Um 232 Plätze auf Rang 354
  5. Krauss-Maffei Wegmann, München: Um 183 Plätze auf Rang 140
  6. Klaus Faber AG, Saarbrücken: Um 180 Plätze auf Rang 806
  7. Einhell Germany AG, Landau a.d.Isar: Um 174 Plätze auf Rang 434
  8. EJOT Holding GmbH & Co. KG, Bad Berleburg: Um 129 Plätze auf Rang 472
  9. Dermapharm AG, Grünwald: Um 126 Plätze auf Rang 439
  10. Oechsler AG, Ansbach: Um 121 Plätze auf Rang 616.
Die Schwarz Gruppe (Rang 2) hat die absolut höchste Umsatzsteigerung aller Top-Familienunternehmen in 2018 erzielt. Auch bei Lidl setzt man zunehmend auf digitalen Handel, wie hier mit der Lidl Plus App, die zur Zeit regional getestet wird (Bild: Unternehmen)

In absoluten Zahlen weist der Supermarktbetreiber Schwarz Gruppe den höchsten Jahreszuwachs auf. Sage und schreibe 7,4 Milliarden Euro Plus auf 104 Milliarden Euro Umsatz in 2018 wurden mit Lidl und Kaufland umgesetzt. In Heilbronn wird damit Europas größtes Handelsunternehmen gesteuert. Das Unternehmen setzt sich damit auf Rang 2 in der Liste der größten Familienunternehmen in Deutschland.

Geschäftsjahr 2018: Es ging nicht bei allen bergauf

Grund für diesen höchst seltenen Platzwechsel in der Spitzengruppe der Top-Familienunternehmen ist indes auch die Umsatzeinbuße bei BMW, die sich jetzt auf Rang 3 befinden. Die Münchner Autoschmiede musste einen Umsatzrückgang von 98,7 auf 97,5 Milliarden Euro verzeichnen. BMW steht indes nicht alleine unter den Unternehmen mit rückläufigen Umsätzen in 2018. Mahle, Tönnies und Fresenius haben ebenso Umsatzrückgänge vermeldet, wie Boehringer Ingelheim oder die Metro AG.

Unabhängig der konkreten Umsatzentwicklung, teilweise auch durch Neurecherchen oder die Verbesserung anderer Unternehmen, sind in der Juni-Version des Rankings dies die zehn Unternehmen mit den höchsten Rangverlusten aus den insgesamt 196 Unternehmen, die in ihren Platzierungen sanken:

Die Top-10-Rangverlierer

  1. Jüngerhans Maritime Services GmbH & Co. KG (Haren (Ems)): Um -266 Plätze auf Rang 525
  2. Biotest Aktiengesellschaft (Dreieich): Um -242 Plätze auf Rang 698
  3. Pampus Industriebeteiligungen (WDI, Iserlohn): Um -157 Plätze auf Rang 427
  4. Hüls-Unternehmensgruppe (Stadtlohn): Um -117 Plätze auf Rang 574
  5. Heidemark Gruppe ( Höltinghausen): Um -83 Plätze auf Rang 429
  6. apetito AG (Rheine): Um -67 Plätze auf Rang 353
  7. E. Breuninger GmbH & Co. (Stuttgart): Um -36 Plätze auf Rang 351
  8. MöllerGroup GmbH (Bielefeld): Um -35 Plätze auf Rang 987
  9. Leschaco (Bremen): Um -31 Plätze auf Rang 372
  10. Kathrein-Gruppe (Rosenheim): Um -20 Plätze auf Rang 323

So sieht es bei den weiteren Platzierungen aus
Die vorliegenen Analysen beziehen sich auf die 1.000 größten Familienunternehmen des DDW-Rankings. In den erweiterten und im DDW-Leserdienst erhältlichen Versionen stehen indes die wahlweise 2.000, 4.500 oder 15.000 größten Familienunternehmen zur Verfügung. Hier die Änderungen in diesen Versionen:
Top-2.000: 237 Neueinstiege | 724 Ranggewinner | 819 Rangverlierer | aktueller Einstiegswert: 120 Mio. Euro
Top-4.500 („Who is Who“): 361 Neueinstiege | 2.712 Ranggewinner | 1.217 Rangverlierer | aktueller Einstiegswert: 54 Mio. Euro
Top-15.000 (Master-Datenbank): 422 Neueinstiege | 9.766 Ranggewinner | 4.591 Rangverlierer | aktueller Einstiegswert: 12,5 Mio. Euro

Standortbedingungen für Familienunternehmen geraten unter Druck

Abseits aller aktuellen Kennzahlen stehen die deutschen Familienunternehmen vor weitreichenden Herausforderungen. Dazu zählen Mega-Trends wie die Digitalisierung, der Fachkräftemangel und der wachsende Wettbewerb aus aufstrebenden Ländern. Eine sich abflauende Konjunktur und die für die exportorientierten deutschen Unternehmen besonders schwerwiegenden Handelskonflikte kommen hinzu.

Aber auch die wirtschaftspolitischen Standortbedingungen für Familienunternehmen geraten unter Druck. Für erhebliche Verunsicherung sorgten in den letzten Monaten die industriepolitischen Überlegungen von Bundeswirtschaftsminister Altmaier, bei denen von Mittelstands- und Familienunternehmen gar keine Rede mehr war (DDW berichtete).

Familienunternehmen die Verlierer im „grundlegenden Systemwechsel“?

Hinzu kommen die umwelt- und energiepolitischen Unwägbarkeiten. Sollte die in den aktuellen Debatten vielfach geforderte grundlegende „Systemänderung“ (Karin Göring-Eckardt) für das deutsche Wirtschaftssystem Realität werden, würden wohl insbesondere die produktionsorientierten Unternehmen und Arbeitsplätze betroffen sein. Der Industrie zuzurechnende Unternehmen stellen unter den Top-1000-Familienunternehmen die Mehrzahl dar:

Was geschieht mit den Automobilzulieferern?

Welche Auswirkungen wird eine Abkehr vom Verbrennungsmotor für die deutschen Automobilzulieferer haben? Wie hier Mahle (Rang 20) mit dem MAHLE Efficient Electric Transport-Konzept, kurz MEET, gehen die Unternehmen den Wandel an (Bild: Unternehmen)

Konkret könnte sich insbesondere die „Mobilitätswende“ zu einer Zäsur unter den großen deutschen Familienunternehmen auswirken. Abgesehen von den Herstellern stellen die Automobilzulieferer – viele darunter direkt oder mittelbar mit Verbrennungsantrieben in Verbindung zu bringen – die zweitgrößte Branchengruppe unter den Top-1.000-Familienunternehmen:

  1. Maschinen-, Anlagen- und Werkzeugbau: 86 Top-1.000-Familienunternehmen
  2. Automobilzulieferer: 56
  3. Autohandel: 47
  4. Chemie / Pharma: 38
  5. Nahrungsmittel: 37

Deutschland als Standort für Familienunternehmen rutscht ab

Diese aktuellen Entwicklungen treffen die Familienunternehmen in einer Lage, in der sie es bereits jetzt mit den weltweit mit höchsten Steuer- und Abgabenbelastungen sowie Energiekosten zu kämpfen haben. Im „Länderindex Familienunternehmen“, den die Stiftung Familienunternehmen durch das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung jährlich erstellt, um die Attraktivität des deutschen Standorts im internationalen Vergleich aus Sicht von Familienunternehmen zu bewerten, landet Deutschland aktuell auf der schlechtesten Position in der Geschichte des Rankings. Deutschland rutscht auf der Rangliste der für Familienunternehmen attraktivsten Standorte um vier Plätze ab und landet nur im unteren Tabellendrittel (Platz 16 von 21 betrachteten OECD-Staaten).

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Top-100 der größten Familienunternehmen mit Veränderungen

Der Blick auf die aktuelle Top-100 der größten Familienunternehmen in Deutschland (hier auf der zentralen Rankingseite) zeigt, was volkswirtschaftlich auf dem Spiel steht: Alleine die einhundert größten Unternehmen in Familienhand repräsentieren 1,31 Billionen Euro Umsatz und 4,57 Millionen Arbeitsplätze.

Auf Rang 1 liegt nach wie vor die Volkswagen AG, gefolgt von der neuen Nummer 2, Schwarz-Gruppe, sowie BMW, Aldi, Bosch und Conti.

Erfolgsunternehmer Erich Sixt: Der Autovermieter vermeldet ein Rekordjahr und kommt neu in die Top-100 des Familienunternehmen-Rankings (Bild: Unternehmen)

Zwei Unternehmen haben es im Juni neu in die Top-100 geschafft. Da ist zum einen die Sixt SE aus Pullach, deren Konzernumsatz um 12,6 Prozent auf 2,93 Mrd. Euro gesteigert wurde, und das Unternehmen auf Platz 84 im neuen Ranking schnellen ließ. Auch der Gewinn sprudelte: mit 534,6 Mio. Euro (EBT) wurde 2018 ein Rekordergebnis erzielt. Vorstandsvorsitzender Erich Sixt: „SIXT war wirtschaftlich noch nie so stark wie heute. Wir sind hervorragend gerüstet, um den weltweiten Mobilitätsmarkt maßgeblich mitzugestalten. Denn wir sind nun – gemessen am Konzernumsatz – der größte europäische Mobilitätsdienstleister in unserem Sektor.“ Eine Klammer der neuen Nummer 99 zur neuen Nummer 2 des Familienunternehmer-Rankings gibt es auch: Jüngst haben Sixt und Lidl eine Kundenaktion gestartet. Während der Aktion „Drive in Style“ können im Internetshop von Lidl Kunden einen 50 Euro-Gutschein für eine Anmietung bei Sixt kaufen und müssen dafür nur 30 Euro bezahlen.

Ebenfalls neu in den Top-100 (von 101 auf Platz 100) ist die Remscheider Vaillant Group. Der Remscheider Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnikspezialist hat seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2018 um 6 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gesteigert. Damit verzeichnete auch Vaillant den höchsten Umsatz in seiner Geschichte. „Trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfeldes, insbesondere außerhalb Europas, ist das Unternehmen profitabel gewachsen und hat seine Wettbewerbsposition in wichtigen Märkten verbessert“, erklärt Dr.-Ing. Norbert Schiedeck, Vorsitzender der Geschäftsführung, die globale Ausrichtung des Unternehmens. Der Umsatzanteil des Auslandsgeschäfts lag bei über 80 Prozent.

Hier die höchsten Ranggewinne in den Top-100:

  1. Sixt SE (Pullach): Um 16 Plätze auf Rang 84
  2. Gauselmann AG (Espelkamp): Um 15 Plätze auf Rang 69
  3. Jungheinrich AG (Hamburg): Um 9 Plätze auf Rang 63
  4. United Internet AG (Montabaur): Um 8 Plätze auf Rang 45
  5. Wilhelm Hoyer KG (Visselhövede): Um 7 Plätze auf Rang 64
  6. Franz Haniel & Cie. GmbH (Duisburg): Um 5 Plätze auf Rang 50
  7. Gebr. Heinemann SE & Co. KG (Hamburg): Um 5 Plätze auf Rang 53
  8. DKV MOBILITY SERVICES HOLDING GmbH + Co. KG (Ratingen): Um 4 Plätze auf Rang 28
  9. DRÄXLMAIER Group (Vilsbiburg): Um 4 Plätze auf Rang 52
  10. PHW Gruppe (Wiesenhof etc.) (Visbek): Um 4 Plätze auf Rang 95

Ranking der Städte mit den meisten Top-Familienunternehmen

Bleibt zuletzt noch der Blick auf das Standortranking. Hier hat Berlin Stuttgart überholt. Ansonsten bleibt es mit Hamburg als unangefochtener Spitzenreiter mit den meisten Top-1.000-Familienunternehmen am Standort:

  1. Hamburg: 63 Unternehmen
  2. München: 32 Unternehmen
  3. Düsseldorf: 23 Unternehmen
  4. Bremen: 18 Unternehmen
  5. Köln: 16 Unternehmen
  6. Berlin: 15 Unternehmen
  7. Stuttgart: 14 Unternehmen
  8. Bielefeld: 11 Unternehmen
  9. Nürnberg: 11 Unternehmen
  10. Essen: 9 Unternehmen.

Die größten Familienunternehmen als Excel-Liste im DDW-Leserservice
Das DDW-Ranking erfasst und analysiert in einem permanenten Prozess Deutschlands größte Unternehmen in mehrheitlichem privaten Inhaberbesitz und gilt als Goldstandard unter den B2B-Datenbanken. Das vollständige Unternehmensranking mit den insgesamt 2.000 größten Familienunternehmen und allen detaillierten Unternehmensinformationen kann im DDW-Leserdienst als Excel-Liste bezogen werden: Bestellmöglichkeit des Rankings

 

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