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Hotelière Gertrud Schneider: Nur kein Standard
Für Gertrud Schneider, die Tochter von von Ski-Olympiasieger Othmar Schneider, war die Hotellerie Liebe auf den zweiten Blick. Doch dann fand sie in der Fortführung ihres elterlichen Privatchalets in Lech als Hotel Kristiania und der Entwicklung einer neuen Form des Reisens ihre Mission. Hier gibt es keine „Standard Operating Procedures“, keine standardisierten Zimmer, keine genormten Maße oder Designs. Alles ist anders, alles ist einzigartig / Rubrik Stilvoll reisen
Die Tochter von Österreichs erstem männlichen Ski-Olympiasieger, Othmar Schneider, nennt das Hotel Kristiania ihr eigen, welches ihre Eltern in den 1960ern als privates Chalet gebaut hatten um Ihren Freunde aus der ganzen Welt Skiabenteuer un Unterhaltung in den Arlberger Bergen bieten zu können. Es wurde ein Haus voller Persönlichkeit, ein privater Club mit einem Gefühl für den Ort in dem viele Parties gefeiert wurden und in dem sich die unterschiedlichsten Leute begegneten. Othmar Schneider war kein Hotelier. Doch Tochter Gertrud Schneider ist eine Hotelière geworden. Mit ihr und ihrem Team hat das Kristiania in Lech am Arlberg seinen intimen Charakter bis heute bewahrt und erinnert noch immer eher an die eklektische Wohnung eines Verwandten aus den 1960ern, als an ein Hotel.
Verkörperung sowohl des rücksichtsvollen Gastgebers, als auch des rücksichtsvoll Reisenden
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Die 29 Zimmer und Suiten im Kristiania Lech wurden von den kunstsinnigen Schneiders alle individuell mit Antiquitäten und Originalkunstwerken eingerichtet. Aber es ist nicht nur die charmante Ästhetik, die Gertrud sorgfältig gestaltet hat. Sie versteht sich vielmehr als „Erlebniskuratorin“: Von einem zeitgenössischen Kunstevent bis hin zu Picknicks in der Natur, Grill-Partys und persönlichen Guides – Kristiania Lech lässt die Gäste in lokale Erlebnisse eintauchen, die die Kultur, die Geschichte und das Erbe Österreichs feiern.
Dabei lässt sie sich von der langsamen Reisetätigkeit ihrer Großeltern inspirieren: Gertruds nostalgische und zugleich vorausschauende Herangehensweise verkörpert sowohl den rücksichtsvollen Gastgeber, als auch den rücksichtsvoll Reisenden, der länger bleiben und sich die Reiseziele genauer ansehen möchte.
Für Gertrud Schneider war die Hotellerie Liebe auf den zweiten Blick
„Zunächst einmal wusste ich nicht, dass ich das Gastgewerbe lieben würde. Betten und Mahlzeiten zu verkaufen, klang für mich ziemlich langweilig“, sagt Gertrud Schneider. Doch während des ersten Praktikums an der Hotelfachschule lernte sie das Gastgewerbe lieben. Es war in einem Fünf-Sterne-Hotel, und sie hatte dort alle Freiheit, Erlebnisse für ihre Gäste zu organisieren. Sie verliebte sich rasch in diese Zauberwelt, las HIP Hotels (Highly Individual Places) des Fotografen Herbert Ypma, eines der allerersten Bücher über Boutique-Hotels. In diesem Buch entdeckte sie zum Beispiel das Costes Hotel – eines der ersten Boutique-Hotels in Paris, das um 1995 eröffnet wurde. Sie wusste sofort: Kristiania Lech soll ein Boutique-Hotel werden, voller Persönlichkeit, zeitgenössischer Kunst, Künstlern und Schriftstellern. Ein Hotel, dass das Gefühl vermitteln soll, im Haus eines Freundes aus den 1960er Jahren zu wohnen – aber mit einem viel besseren, maßgeschneiderten Service.
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Man selbst sein in der Interaktion mit anderen
Gertrud Schneider vergleicht gerne die Hotels der Four Seasons, Dorchester Group oder Oetker Collection mit großen Designern wie Gucci, Prada und Armani. Kristiania Lech hingegen sei eher wie das Maß-Atelier, den man in einer kleinen Seitenstraße in Mailand findet und das auf Einzelanfertigung spezialisiert ist. Das ist der Grund, warum das Kristiania „Maßanzug-Erlebnis“ einer anderen Art ist. Es ist durchaus nicht so, dass hier versucht wird, krampfhaft anders zu sein. Hotelière Gertrud Schneider versucht nur, sie selbst zu sein, und zwar auf eine Art und Weise, die für ihre Gäste als angenehm empfunden wird. Persönlichkeit einbringen, mit den Gästen interagieren und sie und ihre Bedürfnisse sehr persönlich ansprechen – das ist die ganz persönliche Formel von Gertrud Schneider.
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Wenn man einen Maßschneider besucht, verbringt man Zeit damit, Stoffe auszusuchen und seinen eigenen Stil zu kreieren. Gäste im Kristiania sollen das gleiche Erlebnis haben, vom ersten Telefonat bis zum Dankesbrief, den sie nach ihrer Abreise zu Hause vorfinden. Gäste, die bei ihr übernachten, suchen diesen maßgeschneiderten Service mehr, als Superlative in punkto Platz und Komfort. „Wir können unseren Gästen nicht unbedingt ein Hotelzimmer anbieten, das schöner ist als das, was sie zu Hause haben; manche haben Privatjets, Yachten oder Villen, die größer sind als das ganze Kristiania Lech selbst“, so Schneider. Auch, wenn also „für manche das Zimmer vielleicht kleiner ist, als ihr eigener Kleiderschrank“, so Schneider, würde ihnen woanders der menschliche Teil fehlen. Im Kristiania sind nicht Raumgröße oder Poolabmessungen entscheidend, sondern die Menschen, die hier arbeiten, die „Kristiania Lech Familie“. „Diese Menschen machen den Unterschied aus und sorgen dafür, dass das Reiseerlebnis für die Gäste von Bedeutung ist“, sagt Gertrud.
Alles ist anders, alles ist einzigartig
Bei Kristiania Lech ist nichts „Standard“. Gertrud Schneider geht es darum, die Erwartungen zu übertreffen. Daher gibt es auch keine „SOP’s“ („Standard Operating Procedures“), keine standardisierten Zimmer, keine genormten Maße oder Designs. Alles ist anders, alles ist einzigartig. „Die Menschen suchen nach Erlebnissen, die ihnen etwas bedeuten – nicht nur ein Hotelzimmer, eine SPA-Behandlung oder ein Essen im Restaurant“, so Schneider. Es geht ihr um private Luxusmomente, um Nachhaltigkeit und überlegtes Reisen. Alles, was im Kristiania Lech getan und angeboten wird – ganz besondere Dinge und kleine bedeutungsvolle Momente für die Gäste –, soll Teil des bedeutungsvollen und magischen Gästeerlebnisses sein.
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Sommerfrische neu definiert
Wie mit „all together now“. Gertrud Schneider hat mit zwei Partnern für den Sommer 2023 ein Konzept entwickelt, das Sommerfrische neu definieren soll. Man will nicht weniger, als die Grenzen zwischen Gast und Gastgeber sowie Urlaub und Profession aufheben. Mit zahlreichen Aktivitäten rund um Wine & Dine, Art & Music, Move & Relax bringt das Kristiania offene, interessierte und genussorientierte Menschen zusammen und sorgt für Austausch und Interaktion. Gäste buchen die Pakete „Recreation“, „Workation“ oder „Participation“ und können entscheiden, ob sie einfach nur Gäste sein wollen oder sich aktiv einbringen möchten. Neben Gertrud Schneider sind auch Clemens Riedl, der Raritäten-Weinhändler von trinkreif aus Wien, Silvie Aigner vom Parnass Kunst Magazin und die Galeristen Gabi Schober und Michael Sturm dabei und sorgen für ein spannendes Rahmenprogramm.
Das Eröffnungswochenende von all together now startete am vergangenen Donnerstag mit dem Opening der Garagengalerie „Höhenflug“. Kuratiert wird der Ausstellungsraum im Hotel Kristiania von der Wiener Kunstgalerie Galerie Sturm & Schober. Nach der Vernissage wurden die Gäste bereits auf der Sonnenterrasse erwartet. Hier gab das trinkreif-Team mit ausgewählten Großflaschen einen ersten Vorgeschmack auf die vielfältige Weinkarte, die speziell für das sommerliche Pop-up zusammengestellt wurde
Kunstsalon auf 1.444 Meter Seehöhe
Das Programm passt für Lech am Arlberg. Es war immer schon ein Ort, an dem neben der eindrucksvollen Landschaft Kunst und Kultur eine Rolle gespielt hat und spielt — von dem Projekt „Horizon Field“ des britischen Bildhauers Antony Gormley und seinem „Eisenmann“ am Kriegerhorn, dem Sky Space von James Turrell bis hin zu diskursiven Formaten wie dem Philosophicum Lech und dem 2021 gegründeten Literaricum Lech. Im Rahmen des Sommerprojektes „all together now“ werden diese nun um Gespräche zu Themen der Kunst und Kultur erweitert. Im salonartigen Rahmen im Hotel Kristiania Lech finden Vorträge und Panelgespräche statt — die im Anschluss im informellen Austausch bei Kulinarik und Wein mit den Vortragenden weitergeführt werden können. Die Gespräche werden moderiert von Silvie Aigner, Chefredakteurin PARNASS Kunstmagazin und stehen auch externen Gästen offen.
Der Trend des „überlegten“ gegenüber dem „konsumorientierten“ Reisen zeichnet sich ab
„Diese außergewöhnliche Corona-Zeit ohne Reisen und die Erfahrungen, die ich mit Kristiania Lech gesammelt habe, haben mich dazu gebracht, viel über das Reisen in vergangenen Zeiten nachzudenken. Eine Kombination aus Möglichkeit, Bequemlichkeit und Gewohnheit hat das Reisetempo allmählich beschleunigt und uns in eine frenetische, verbrauchsorientierte Stimmung getrieben“, beschreibt Gertrud Schneider ihren eigenen Wandlungsprozess. „London für ein langes Wochenende? Hamburg für ein Konzert? St. Tropez für eine Party? Warum nicht? Die Tickets waren nicht zu teuer, also stiegen wir in den Flieger, oft mit weniger Aufwand und auch Vorfreude, als meine Großeltern, wenn sie zum Essen in ein Restaurant gingen. Wenn ich darauf zurückblicke, frage ich mich, warum wir in der übertriebenen Lässigkeit, mit der wir an diese unglaublichen Möglichkeiten herangegangen sind, Grenzen zu überschreiten und in nur wenigen Stunden in neue Kulturen und Gemeinschaften einzutauchen, so oft etwas verloren haben.“
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Früher, als es noch schwieriger war, an Orte zu gelangen, sei man länger geblieben, schaute tiefer, erwartete weniger gewohnte Annehmlichkeiten und brachte weniger von seiner Routine mit – stattdessen gab man sich dem Fremden hin. Schneiders Großeltern wussten, dass sie an den Orten, die sie besuchten, wahrscheinlich nie wieder sein würden. Sie wussten, dass jede Reise eine seltene, einmalige Erfahrung war, also genossen sie jeden Moment und versuchten, die Zeit zu verlangsamen. „Das Wort ‚überlegt‘ kommt mir in den Sinn. Und wenn diese langsamere, bedächtigere Herangehensweise ein überlegtes Reisen ist, dann kann man das, was wir alle taten, bevor Covid-19 uns auf den Boden der Tatsachen brachte, nur als konsumorientiert bezeichnen“, so Gertrud.
Die Zukunft des Reisens erlebbar machen
Hotels sind aus diesen Überlegungen heraus für Gertrud Schneider magische Räume, in denen Bewohner und Gäste zusammenkommen, um zu geben und zu empfangen. Ihr geht es beim Reisen um Gemeinschaft, um den Austausch intimer Gedanken und Gefühle und die Ehrfurcht vor der Schönheit und dem Unbekannten, die uns alle menschlicher macht und uns bewusst macht, was uns verbindet oder zusammenhält.
Aber der erste Schritt zu dieser Vision erfordere, dass der Reisende eine andere, rücksichtsvollere Haltung einnimmt. Die konsumierende Haltung würde so und durch Mitgefühl ersetzt. Gertrud Schneider ist er Überzeugung, dass das Reiseverständnis ihrer Großeltern, welches sie in sich trägt, noch nie so wichtig war wie heute. Ihre Großeltern waren nicht auf der Suche nach den Annehmlichkeiten ihrer Heimat, als sie diese verließen; sie waren vielmehr begeistert davon, sich auf Zeit an einem Ort niederzulassen und sich in seinen Rhythmus einzufügen. Dieser Ansatz birgt laut Schneider Hoffnung in sich: „Eine Zukunft, in der wir uns alle als Menschen sehen, die sich für eine gewisse Zeit in eine Gemeinschaft einfügen, Dankbarkeit und Wertschätzung zeigen, sich sinnvoll mit den Einheimischen vermischen, etwas Nützliches beitragen und nur Erinnerungen und eine erweiterte Sichtweise mitnehmen, wenn sie wieder zu Hause ankommen.“
Ein wunderbares Haus, eine ganz besondere Gastgeberin und ein schöner Artikel dazu.