Im Januar golfen, als wäre April

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Die Küste zwischen Málaga und Gibraltar ist seit Jahren Europas Golfmaschine. Auf rund hundert Kilometern drängen sich über siebzig Plätze, dazu Akademien, Hotels, Clubs und eine Infrastruktur, die exakt auf dieses Publikum gebaut ist./ Rubrik Stilvoll reisen

Dass das Ganze funktioniert, liegt nicht an der Erfindung des Golfurlaubs, sondern am Wetter. Im Winter liegen die Tagestemperaturen häufig zwischen 15 und 20 Grad, die meisten Tage sind sonnig – genau jene Art von Klima, bei der man nicht gegen die Elemente spielt, sondern mit ihnen.

Sotogrande: Europas Palm Springs, nur mit Korkeichen

Das Zentrum dieser Welt liegt „hinten“, am Ende der Küste, dort, wo Spanien schmal wird und Afrika am Horizont auftaucht: Sotogrande. Die Geschichte beginnt, wie so oft, mit einem Amerikaner und einer Idee. In den 1960ern kaufte ein Geschäftsmann drei große Landgüter und baute seine Version eines europäischen Palm Springs – als „Gated Community“ nach amerikanischem Vorbild, mit niedriger Bebauungsdichte und erstaunlich viel bewahrter Natur. Seit nunmehr 50 Jahren ist dieses Konzept so erfolgreich, dass sich eine perfekte Welt aus Golf, Marina, Polo, Restaurants, Dienstleistern und Diskretion entwickelt hat. Das Publikum ist so treu, dass Bestandsimmobilien kaum am Markt sind. Die meisten Villen und Apartments sind seit Jahrzehnten in denselben Händen: spanische Familien, britische Expats, Unternehmer aus Nordeuropa, vereinzelt lateinamerisches Kapital. Weniger neu-reich als beständig wohlhabend.

So baut man daher an allen Seiten behutsam an. Aus den Bausünden der 1960er und 1970er Jahre und zugebauten Küsten hat man gelernt, und die Regierung hat weitläufige Naturschutzgebiete angelegt. Eine niedrige Bebauungsdichte sorgt außerdem für Platz. An einem der letzten naturbelassenen Strände hat man mit dem La Hacienda Links Golf Resort und dem Fairmont La Hacienda Costa del Sol in Sichtweite von Sotogrande nun eine weitere Gated Community entwickelt. Die Anlage ist leicht zurückversetzt, sodass der Strand zwar nutzbar ist, aber seine natürliche Schönheit und Dünenlandschaft erhält. Wie weiße Blöcke ducken sich die zweigeschossigen Villen in den umgebenden Golfplatz. Das Hotel ist neu, und es braucht noch ein paar Jahre, bis alles eingewachsen ist, doch man sieht, wo man hin will. Von der Rezeption hoch über der Anlage hat man eine Fernsicht auf die Felsen von Gibraltar und Afrika. Manchmal sieht man Delfine durchs Meer hüpfen.

Der Strand vor dem Fairmont La Hacienda ist naturbelassenen und perfekt zum ausgedehnten spazieren oder joggen. ( Bild DDW )

Golf-In, Golf-Out: Die besten Plätze für Wintergolf

Direkt am Fairmont liegt das La Hacienda Links Golf Resort – der erste und einzige Links Course der Region. Und wer bei „Links“ an Schottland denkt, liegt gar nicht so falsch. Der prachtvoll angelegte Platz ist offen, windanfällig, küstennah. Er verlangt Bälle, die tiefer fliegen: Man spielt gegen Wind und Ego zugleich. Im Winter ist das besonders schön, weil die Runde nicht zur Überlebensfrage wird. Keine Hitze, kein flimmernder Horizont, nur das satte Grün des fast manikürten Platzes und das Blau des Meeres.

Der La Hacienda Links Course

Fünf Minuten mit dem Auto liegt der San Roque Club – ein Platz, der weniger „Instagram“ ist und mehr „Mitgliedschaft“. Korkeichen, parkartige Bahnen, klassische Proportionen. Britische Schule, andalusischer Boden. Im Winter spielt sich dieser Kurs ideal: Die Fairways tragen, die Greens sind verlässlich, perfekter Rhythmus.

Über den nahen Valderrama schreibt man schnell pathetisch: Ryder Cup, Mythos, Ikone. In Wahrheit ist Valderrama vor allem eines: streng. Schmale Korridore, Rough, das Bälle verschluckt, Greens, die jede Ungenauigkeit notieren. Im Winter wird Valderrama noch klarer. Das Licht ist weich, die Luft kühl genug für Konzentration, die Ablenkung verschwindet. Man hat einen der berühmtesten Plätze der Welt fast für sich alleine.

La Reserva in Sotogrande ist die moderne Variante von „großzügig“ und spielt sich wie ein Gegenentwurf zu Valderrama. Weite, moderne Linien, spektakuläre Blickachsen ohne Effekthascherei. Der Platz lässt Raum – was gefährlich ist, weil Raum verführt. Man schlägt gerne aggressiver, man nimmt mehr Risiko, man glaubt, es werde schon gut gehen. La Reserva braucht Zeit, was leicht ist in dieser wunderbaren Umgebung.

Vorne das Fairmont La Hacienda, im Hintergrund der Felsen von Gibraltar

Fairmont La Hacienda: neu, groß, erstaunlich leise

Und damit zum Hotel. Im Gefüge von Sotogrande wirkt das neue Fairmont La Hacienda Costa del Sol wie ein jüngerer Cousin in einer alten Familie: präsent, ohne dominieren zu wollen, elegant, ohne laut zu sein. Es ist das erste Fairmont-Haus Andalusiens und markiert den Versuch, etablierten amerikanischen Luxus in eine Landschaft zu setzen, die seit Jahrzehnten nach eigenen Regeln funktioniert. Dabei hilft die Architektur: Das Gebäudeensemble breitet sich über mehrere Ebenen aus, als sei es aus der Topographie heraus gewachsen. Die Farben, Materialien und Proportionen erinnern an andalusische Tradition: erdige Töne, natürliche Texturen, Terrassen, die den Blick zum Meer öffnen. Viele der 153 Zimmer und 47 privaten Villen verfügen über Terrassen mit weitem Meerblick oder Panoramaausblicke auf die Golfplätze und die Küste, und in den größeren Villen gibt es sogar eigene Pools und private Gärten.

Eine der großen Suiten im Fairmont La Hacienda

Man hat bewusst versucht, kein Monument der Dekadenz, sondern einen Ort der leisen Großzügigkeit zu schaffen. Es geht immer um den Ausblick in die Natur und auf die Weite des Meeres. Die Zimmer nehmen das auf: modern, mediterran eingerichtet – natürliche Materialien, helle Farben, Marmorbäder, alles ist komfortabel und warm.
Die Gastronomie folgt im Groben demselben Prinzip: regionale Zutaten, einfache Linien, keine Effekthascherei. Mediterrane Küche, vom leichten Lunch auf der Terrasse bis zu aufwendigen Dinner-Menüs, die lokale Produkte wie Fisch, Olivenöl und Spanische Weine in den Mittelpunkt stellen.

Was den Aufenthalt zusätzlich prägt, ist der Service: präsent, aufmerksam, aber nie aufdringlich. Die Mitarbeiter agieren mit einer Selbstverständlichkeit, die man eher aus Häusern kennt, die seit Jahrzehnten eingespielt sind.

Das Restaurant Dalmar von Michelin-star chef Benito Gómez

Andalusischen Küche mit zwei Michelin-Sternen

Benito Gómez ist Küchenchef und Kopf von Bardal, dem Fine-Dining-Restaurant im historischen Zentrum von Ronda. Hier hat er seine Vision der andalusischen Küche entwickelt und damit zwei Michelin-Sterne erkocht. Bardal gilt als eines der einflussreichsten Gourmetrestaurants Spaniens, weil Gómez hier klassische Produkte mit zeitgenössischer Technik verbindet und das kulinarische Potenzial der Region sichtbar macht. Das Bistro-Projekt Tragatá, ursprünglich in Ronda eröffnet und inzwischen auch mit einer Dependance in Málaga, ist eine lockere, elegante Interpretation andalusischer Küche in Tapas- und Bistroform. Mit dem Restaurant Dalmar bringt Gómez nun seine Handschrift ins Fairmont La Hacienda. In der Küche verbindet er hier Elemente aus Bardal und Tragatá: die Präzision der Gourmetküche, kombiniert mit der Offenheit mediterraner Produktwelt – von lokalen Meeresfischen über Retinto-Rind bis zu saisonalen Aromen.

Relaxen am Pool im Fairmont La Hacienda

Pool & Spa

Für müde Golfer gibt es einen Spa- und Wellnessbereich, der sich über mehrere Ebenen erstreckt und Sauna, Hammams, Innen- und Außenpools, Massage- und Behandlungsräume, Yoga-Studio und Fitnessbereich bietet. Wir haben alles ausprobiert und waren besonders von der Großzügigkeit, der herrlichen Ruhe und den hingebungsvollen Mitarbeitern angetan.

Ein Sprung nach Tanger: weil der Horizont hier nicht endet

Das Hotel und Restaurant Nord Pinus hat eine der schönsten Rooftop Bars der Stadt und ist sehr charmant eingerichtet ( Bild: Nord Pinus )

Wer am Ende noch ein kleines Ausrufezeichen setzen will, fährt Richtung Tarifa oder Algeciras und nimmt die Fähre nach Tanger. Die Überfahrt ist kurz; je nach Route und Anbieter liegt man oft um die eine Stunde, manchmal etwas darüber. Und plötzlich steht man in einer Stadt, die Europa hinter sich gelassen hat und mit Orient und Berberkultur bezaubert.

Tangier und das Petit Socco ( Bild: Wikimedia Commons )

Lange war Tanger ein rauer Ort, eine vernachlässigte Hafenstadt am Tor zu Europa, nur mehr Mythos der vergangenen Ära der 1960er- und 1970er-Jahre, in der Malcolm Forbes’ legendäre Feste ein Magnet für Künstler, Exilanten, Diplomaten und Grenzgänger waren. In den letzten Jahren hat sich das Bild sichtbar verändert: Der Hafen wurde verlagert, die Uferzone neu geordnet, Infrastruktur und öffentliche Räume konsequent erneuert. Viele sagen, „der König habe aufgeräumt“ und tatsächlich, für Tanger gab es unter Mohammed VI. eine Reihe strategischer Entwicklungsprogramme („Tanger Metropolis“/„Tanger-Ville“ etc.), die sichtbar auf Stadtraum, Fassade und Infrastruktur zielten. Top-down priorisiert, finanziert und durchgesetzt – was in Marokko tatsächlich viel ausmacht.

Wohin in Tanger

Inzwischen ist Tanger vom Moloch zur Visitenkarte Marokkos geworden und belohnt jeden, der sich treiben lässt: Kaffee und People-Watching im Café Tingis, Mittagessen mit Blick auf den Platz im Le Bistrot du Petit Socco, Cocktails auf dem Dach des Nord Pinus. Und wer fangfrischen Fisch zu Mittag essen schätzt, fährt ein Stück hinaus zu L’Océan am Strand.

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