Instandhaltung: So hält man die Maschinengesundheit im Blick
Maschinen und Anlagen im Wert von über 2 Billionen Euro tun ihren Dienst in deutschen Unternehmen. Wie der Wert und die Funktionalität des Bestands in Unternehmen gesichert werden kann, ist Thema in der Reihe „Agenda 2018“: Instandhaltungsexperte Frank Lagemann erläutert, wie man die Gesundheit seiner Maschinen und Anlagen im Blick hält.
Ein Instandhaltungs-Monitoring sorgt nicht nur für Werterhalt und Prozess-Sicherheit im Betrieb, sondern hilft auch, Wartungs- und Personalaufwendungen sowie Ersatzteil- und Materialbestände zu minimieren, so Frank Lagemann, Vorstand der GreenGate AG.
Der Blick in die Praxis zeige, dass in vielen Unternehmen das Instandhaltungsmanagement stiefmütterlich behandelt wird und dabei unnötige Kosten und Risiken entstehen. Wie Unternehmen ihre Instandhaltung sinnvoll organisieren und wie man ein professionelles Maschinenmanagement angeht, beschreibt der in vielen Fachverbänden aktive Mit-Gründer des Software- und Beratungshauses GreenGate AG.
Dabei geht Frank Lagemann auch darauf ein, wie Instandhaltung mit Industrie 4.0 verbunden ist.
Kontakt zu Frank Lagemann: Greengate AG, f.lagemann@greengate.de
So ist das also, der Softwarefachmann weiß das die Instandhalter nicht alles richtig machen. Davon höre und lese ich immer mehr, diese Experten haben wahrscheinlich jahrelang in den Fabrikhallen all die Maschinen am „Leben“ gehalten.
In unserer Fertigung laufen hochmoderne, vollautomatische Maschinen neben „alten“ Analog gesteuerten. Und wir arbeiten sehr gut und sind erfolgreich.
Ein Problem ist und bleibt die Ausbildung, wo sind denn die „neuen“ Instandhalter? Der Beruf des Instandhalters umfasst unzählige Teilbereiche und deckt verschiedenste Fachbereiche ab. Hier pauschal von „sparen“ an Mensch, Ersatzteile und Werkzeuge habe ich immer wieder erlebt, leider wurde danach nicht immer alles besser.
Berater sind mir oft zu schnell mit „ihren Erfolgsrezepten“. Jeder Betrieb muss anders arbeiten, eine Differenzierung und genaues hinsehen, operativ vor Ort auf dem Parkett der Instandhalter, helfen oftmals die Dinge klarer zu sehen.
Theorie und Informationen sind toll, Praxis und Erfahrungen sind wichtiger.
Und die neuen Techniken und der folgende Datentsunami sind nicht immer der Königsweg.
Dann wäre da immer noch die Manager und Chefetage, diese bestimmen am Ende die Strategie und das Budget. Es ist sehr kurzsichtig gedacht immer bei der Instandhaltung Einsparpotentiale zu reklamieren.
Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen da uns die erfahrenen Mitarbeiter oft verloren gehen ohne das ihr Wissen im Unternehmen fundamentiert wurde.Wir sollten bei all den schnelllebigen Trends und Veränderungen nicht den Menschen als Grundlage aller Handlungen vergessen.
„Die richtigen Leute einzustellen, ist das Beste was ein Manager tun kann.“ L.Lacocca – Heute ist das leichter gesagt als getan !
Mit Industrie 4.0 kommt die nächste Revolution auf die Mitarbeiter zu. Der Spagat zwischen neuer Technik und altbewährten Methoden ist für viele Mittelständler ein Drahtseilakt.Es gilt die Ausbildung an die neuen Systeme anzupassen und die „alten Hasen“ müssen den jungen Kollegen die Basics vermitteln.
Die Wirtschaft läuft auf Hochtouren und doch könnte es noch besser sein. Viele Unternehmen möchten Facharbeiter einstellen, doch der Markt ist absolut leergefegt. Die Personaldienstleister mühen sich die offenen Stellen zu besetzen, wissen sie doch selbst das es nur wenige Fachkräfte gibt.
Ein Grund dafür liegt in der Ausbildung – laut Statistik bilden wir ungefähr soviele Azubis aus wie 1970. Die Zahl ist leider seit Jahren rückläufig.
Ein fataler Trend der umgekehrt werden muss.
Lehre bringt Ehre – Wir müssen verstärkt ausbilden auch um den jungen Menschen eine Chance auf die Zukunft zu gewähren.
Als Instandhalter möchte ich einen differenzierten Blick auf den Hype um Industrie 4.0 werfen.Alles wird schneller und besser, realtime Instandhaltung durch totale Vernetzung und absolute Verfügbarkeit aller Daten und Fakten.Von Kostensenkung und Beschleunigung der Instandhaltungsprozesse bis zur selbstüberwachten Anlage ist oftmals die Rede.Und alles mit Sensoren die ihre Zustände mitteilen und Störungen direkt an die Instandhaltung aufs Smartphone oder Tablet melden.An jeder Maschinen befindet sich ein Webinterface,bei Störungen kann der Werker direkt Meldungen an die Instandhaltung eingeben und sofort einen Arbeitsauftrag erstellen.Soweit die Theorie, Thesen und der gute Wille der Experten zum Thema Instandhaltung 4.0.
Das ist nicht die Realität in den vielen mittelständischen Produktionsbetrieben.Um die Datenflut zu bearbeiten müssen sie qualifiziertes IT Personal mit der Auswertung beauftragen.Allein um Pläne und Dokumentationen der Instandhaltung per Server oder Cloud den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen muss zusätzliches IT Personal eingestellt werden das die Daten aufbereitet.Es wäre wünschenswert alle Zeichnungen und notwendigen Informationen auf dem Smartphone oder Tablet vor Ort zu haben.Und überhaupt, was bedeutet denn realtime Instandhaltung? Haben die Instandhalter bisher denn nur Kaffe getrunken und auf Rauchzeichen der Maschinen gewartet?Um den Begriff „Realtime Instandhaltung“ etwas zu entschärfen muss man wissen,das die Vorbereitungen inklusive Wege bei einer Entstörung,oft den größten Zeitanteil der Instandhaltung beanspruchen.Die Übermittlung von Störmeldungen an die Instandhaltung spielt eine gewichtige Rolle.Die Effektivität der Instandhaltung hängt nicht unbedingt von der schnellen Übermittlung von Aufträgen ab sondern eher von der Qualität der Störmeldung und der Reaktion der Instandhaltung auf die Information,die Verfügbarkeit von Verbrauchs und Ersatzteilen in der Nähe der Anlagen etc.Das wiederum erfordert qualifiziertes Bedienpersonal, Instandhalter und ein ganzheitliches Konzept mit Priorisierung der Maschinen und Anlagen.
Smartphones und Tablets sind eine sinnvolle Errungenschaft und garantiert sehr hilfreich bei den Aufgaben.Für Hersteller von Maschinen und Anlagen und die Servicetechniker der Unternehmen ist das eine tolle Sache.Jedes Gerät benötigt dann natürlich eine kostenpflichtige Lizenz des Softwarelieferanten.Bei den täglichen Arbeiten muss das Gerät mitgeführt werden.Das ist nicht immer sauber und ordentlich.In den Instandhaltungen vor Ort zeigt sich das Bild der Hightech 4.0 Instandhaltung noch eher selten.Die Anwenderfreundlichkeit von Instandhaltungssoftware muss deutlich besser und einfacher zu bedienen sein.Sie können während oder nach einer Instandsetzung nicht minutenlang am Monitor die Ereignisse dokumentieren.Der Mitarbeiter hat dreckige Hände und seine Arbeitskleidung ist durch Öl und Schmierfett verschmutzt.
Die derzeitige Nutzung von Software Systemen nimmt natürlich auch Arbeitszeit in Anspruch.Aufträge als erledigt markieren,neue Aufträge annehmen und die geleisteten Stunden einbuchen damit das Controlling die Zahlen hat.Der Zeitfaktor für administrative Arbeiten der Instandhalter nimmt zu während die Instandsetzungen immer schneller erledigt werden müssen.Ein Zwiespalt der so manche Instandhaltung und deren Vorgesetzten in Schwierigkeiten bringt.
Instandhaltungsarbeiten beinhalten immer einen logistischen Aufwand um die Aufträge zu erledigen.Werkzeug,Material und Ersatzteile müssen zusammen gestellt und zum Ort der Arbeiten gebracht werden.Nun ist der Mitarbeiter gerade an einer Maschine angekommen und möchte den erhaltenen Auftrag abarbeiten.Sein Tablet blinkt und er erhält den Auftrag an einer anderen Maschine eine Störung zu beheben.Alles einpacken und wieder auf null um eine andere Aufgabe,die automatisch generiert wurde,zu erledigen.Die Arbeitsplanung und Auftragsvergabe stellt einen wichtigen Faktor jeder Instandhaltung dar.Die Ressourcen müssen geplant eingesetzt werden und in ständiger Absprache werden die Entscheidungen den Mitarbeitern persönlich oder am Telefon mitgeteilt.Der logistische Aufwand für Instandhaltungsarbeiten muss hier berücksichtigt werden.Wir dürfen nicht vergessen das Instandhaltung von Menschen ausgeführt wird.Die Ausbildung muss auf die neuen Techniken eingehen und die älteren Mitarbeiter dürfen nicht überfordert werden.Nicht alle haben das Verlangen ständig auf Monitore zu blicken und andauernd neue Informationen zu erhalten.Am Ende fühlen sich die Mitarbeiter kontrolliert und gegängelt durch die neue Technik.Eine Überflutung mit Daten und Informationen ist da eher kontraproduktiv.Instandhalter haben einen anstrengenden Job und müssen ständig Entscheidungen treffen die Einfluss auf die Rentabilität des ganzen Unternehmen haben.
Anhand der gewonnen Daten,gleich ob auf Papier oder in der Cloud,kann sukzessive eine Instandhaltungsdokumentation aufgebaut werden.Die gewonnen Erkenntnisse und das erlangte Wissen müssen für alle im Unternehmen zugänglich sein und dauerhaft fundamentiert werden.Und das ist das Kerngeschäft einer funktionierenden Instandhaltung-Maschinen instandsetzen und die gemachten Erfahrungen sammeln und verwerten.So werden aus Informationen irgendwann Erfahrungen.
Kerngeschäft einer Instandhaltung ist nicht zu reparieren, sondern dafür zu sorgen, dass es keine Reparaturen gibt. Um dieses Ziel zu erreich ist ein Software nützliches Beiwerk. Der Erfolg wird aber nicht damit generiert sondern durch die tägliche Arbeit und die vielen Verbesserungen der Instandhaltungsmitarbeiter.