Von wegen Null Bock: Die junge Generation ist überzeugt, dass sich eigene Anstrengung lohnt

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Bei der vergangenen Bundestagswahl haben von den Jung- und Erstwählern vergleichsweise große Anteile für die Grünen oder die FDP votiert. Im Anschluss daran stellt sich die Frage, inwieweit für die junge Generation liberale, marktwirtschaftliche Haltungen eine überdurchschnittliche Rolle spielen und inwieweit dies ggf. in einem Spannungsverhältnis zu Nachhaltigkeitsorientierungen steht.

Vor diesem Hintergrund hat der Verband DIE JUNGEN UNTERNEHMER das INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH mit einer bevölkerungsrepräsentativen Studie beauftragt – mit bemerkenswerten Ergebnissen.

Insgesamt 1.216 mündlich-persönliche Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahre wurden für die Studie geführt. Ein Kernergebnis: Die deutsche Bevölkerung hält einen sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg in unserer Gesellschaft mehrheitlich für gut möglich. 51 Prozent sind der Überzeugung, dass wer sich heute wirklich anstrengt, es auch zu etwas bringen kann. Nur knapp ein Drittel sieht die sozialen Schichten weitgehend fest gefügt, und stimmt zu, wenn es heißt: »Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten und kommen bei den heutigen Verhältnissen auch nicht hoch, so sehr sie sich auch anstrengen.« Der Rest der Bevölkerung ist in dieser Frage unentschieden.

Deutlich überdurchschnittlich häufig sind unter 30-Jährige davon überzeugt, dass sich eigene Anstrengung lohnt. Knapp zwei Drittel dieser Altersgruppe teilen die Überzeugung, dass jeder seines Glückes Schmied ist, lediglich 18 Prozent halten einen Aufstieg aus eigener Kraft für nicht möglich.

Dabei ist die Überzeugung, dass sich eigene Anstrengung lohnt, in den letzten knapp 20 Jahren sowohl in der Bevölkerung insgesamt als auch in der jungen Generation gewachsen: 2005 teilten »nur« 45 Prozent der Bevölkerung und 52 Prozent der unter 30-Jährigen diese Überzeugung – gegenüber 51 Prozent bzw. 64 Prozent aktuell.

Auch in den vergangenen Jahren war dabei der Anteil der jungen Generation, der von der Möglichkeit eines Aufstiegs durch eigene Anstrengung überzeugt war, größer als der entsprechende Anteil in der Gesamtbevölkerung. Insofern ist der aktuelle Befund nicht außergewöhnlich. Allerdings ist der Unterschied zwischen junger Generation und Gesamtbevölkerung in dieser Frage deutlich ausgeprägter als in vorangegangenen Jahren.

Innerhalb der jungen Generation ist die Überzeugung, dass man es aus eigener Anstrengung zu etwas bringen kann, sowohl unter Anhängern der Grünen als auch unter Anhängern der FDP überdurchschnittlich stark verbreitet.2 In beiden Anhängerschaften teilen jeweils rund drei Viertel die Position, jeder sei seines Glückes Schmied.

Die Bevölkerung ist aber nicht nur mehrheitlich davon überzeugt, dass jeder die Möglichkeit hat, durch eigene Leistung etwas aus seinem Leben zu machen. Es besteht auch ein breiter Konsens darüber, dass es für die Sicherung des Wohlstands in Deutschland notwendig ist, dass Menschen auch zukünftig bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen und damit wirtschaftliche Risiken einzugehen. Drei Viertel der Bevölkerung vertreten diese Sichtweise und sind überzeugt, dass Deutschland sonst nicht vorankäme. Eine in diesem Sinne zupackende Haltung ist aus Bevölkerungssicht also nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Die Haltungen in dieser Frage unterscheiden sich in verschiedenen soziodemografischen Teilgruppen nur graduell. Auch die junge Generation – darunter auch junge Anhänger der Grünen und der FDP – hält es für die Sicherung des Wohlstandes in unserem Land zu fast drei Vierteln für notwendig, dass sich auch zukünftig Menschen finden, die bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen.

Positives Bild der Sozialen Marktwirtschaft

Die Bevölkerung stand der Sozialen Marktwirtschaft zuletzt bemerkenswert positiv gegenüber. Im Juli 2021 hatten 56 Prozent der Bevölkerung insgesamt eine gute Meinung von der Sozialen Marktwirtschaft, nur 15 Prozent dagegen keine gute Meinung. Diese Werte markieren im langfristigen Vergleich einen Höchststand bei der Zustimmung zu unserem Wirtschaftssystem. Das hängt auch damit zusammen, dass die Bevölkerung mehrheitlich den Eindruck hat, dass sich die Soziale Marktwirtschaft in der Corona-Krise alles in allem bewährt hat.

Auch das differenzierte Profil von Assoziationen zum Begriff »Soziale Marktwirtschaft« fällt deutlich positiv aus. Jeweils deutliche Mehrheiten der Bevölkerung bringen mit diesem Begriff Sicherheit, Wohlstand, Freiheit und soziale Gerechtigkeit in Verbindung, rund die Hälfte der Bevölkerung Menschlichkeit. Am häufigsten wird mit sozialer Marktwirtschaft allerdings »Leistung« assoziiert. Nur Minderheiten kommen bei »Sozialer Marktwirtschaft« dagegen Egoismus, Armut oder Ausbeutung in den Sinn. »Fairer Wettbewerb« wird von knapp der Hälfte der Bevölkerung assoziiert.

Das Assoziationsprofil der jungen Generation unterscheidet sich vom Profil der Gesamtbevölkerung nur wenig. Noch am ehesten assoziieren die unter 30-Jährigen Leistung und Freiheit leicht unterdurchschnittlich häufig. Speziell junge Anhänger der Grünen bringen dagegen deutlich überdurchschnittlich häufig Freiheit und Wohlstand, aber auch Leistung mit dem Begriff »Soziale Marktwirtschaft« in Verbindung.

Umfangreiche staatliche Absicherung oder niedrige Steuern und Abgaben?

In dieser Frage ist die Bevölkerung gespalten, sieht die soziale Absicherung in Deutschland aber gleichzeitig sehr positiv.  Wenn es darum geht, ob es einem lieber wäre, hohe Steuern und Abgaben zu zahlen und dafür vom Staat umfangreich sozial abgesichert zu sein, oder man sich lieber selber um die soziale Absicherung kümmert, dafür aber auch nur geringe Steuern und Abgaben zahlt, ist das Meinungsbild der Bevölkerung gespalten: Auf der einen Seite votieren 34 Prozent für niedrige Steuern und eine selbstverantwortliche soziale Absicherung, auf der anderen Seite 37 Prozent für eine umfassende Absicherung durch den Staat um den Preis hoher Steuern und Abgaben. Die übrigen 29 Prozent der Bevölkerung sind in dieser Frage unentschieden.

Die unter 30-Jährigen aber auch die 30- bis 44-Jährigen neigen dabei etwas eher einer eigenverantwortlichen Absicherung und geringen Steuern und Abgaben zu, Personen ab 45 Jahren und ganz ausgeprägt ab 60-Jährige favorisieren dagegen eher eine umfassende soziale Absicherung durch den Staat.

Junge Anhänger der Grünen votieren etwas häufiger als der Durchschnitt der Altersgruppe für eine umfassende staatliche Absicherung, junge Anhänger der FDP häufiger für eine eigenverantwortliche Absicherung und niedrige Steuern und Abgaben.

Trotz dieses gespaltenen Meinungsbildes im Hinblick auf die Frage nach staatlicher oder eigenverantwortlicher Absicherung stoßen unsere sozialen Sicherungssysteme auf bemerkenswert große Akzeptanz in der Bevölkerung: 87 Prozent sind überzeugt, dass sie unerlässlich sind, um zu verhindern, dass Menschen in existenzielle Not geraten, 84 Prozent halten sie für einen guten Schutz für den Fall, dass man mal arbeitslos oder krank wird, und gut die Hälfte stimmt zu, wenn es heißt, dass die sozialen Sicherungssysteme für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Fast zwei Drittel der Bevölkerung halten die soziale Absicherung in Deutschland sogar für eine der besten der Welt.

Gleichzeitig fordert nur rund ein Viertel der Bevölkerung, dass sich der Staat darauf konzentrieren sollte, nur die sozial Schwachen, die wirklich Bedürftigen abzusichern, und den anderen die Absicherung gegen Krankheit, Arbeitslosigkeit usw. selbst zu überlassen. In diesen Punkten unterschieden sich die Wahrnehmungen und Urteile der jungen Generation und speziell junger Anhänger der Grünen kaum von denen der Gesamtbevölkerung.

Gleichzeitig haben 81 Prozent der Bevölkerung den Eindruck, dass die sozialen Sicherungssysteme von einigen Menschen gezielt ausgenutzt werden, gut die Hälfte ist überzeugt, dass die gute soziale Absicherung in Deutschland bewirkt, dass viele Menschen keinen Anreiz haben, sich selbst aktiv um eine Verbesserung der Situation zu bemühen. Unter 30-Jährige haben diesen Eindruck nur unterdurchschnittlich häufig, junge Anhänger der Grünen nur deutlich unterdurchschnittlich häufig (40 Prozent). Aber nur eine Minderheit der Bevölkerung – knapp ein Drittel – hält es für ungerecht, dass viele Menschen zwar regelmäßig in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen, ohne von deren Leistungen zu profitieren.

Ebenso findet nur gut ein Drittel der Bevölkerung, dass das System der sozialen Absicherung in Deutschland zu viel Geld kostet, nur rund ein Viertel hat den Eindruck, dass die soziale Absicherung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten viel zu stark aufgebläht wurde. Allerdings: Zwei Drittel der Bevölkerung teilen die Überzeugung, dass die sozialen Sicherungssysteme die junge Generation zukünftig finanziell sehr belasten werden. Die junge Generation selbst sieht das in ähnlichen Anteilen so.

Dass die sozialen Sicherungssysteme ein Ausgleich für fehlende Aufstiegsmöglichkeiten in Deutschland sind, ist ein Gedanke, den nur 7 Prozent der Bevölkerung nachvollziehen können – was sicher auch mit daran liegt, dass die Aufstiegsmöglichkeiten in Deutschland von der Bevölkerung insgesamt gar nicht pessimistisch eingeschätzt werden.

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DIE JUNGEN UNTERNEHMER sind die Stimme der jungen Generation, der jungen Familien- und Eigentümerunternehmer bis 40 Jahre, und gehört zum Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER e. V. 

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