Der Juso-Chef will, dass Deutschland total verarmt oder kommunistisch wird

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Die Überschrift klingt vielleicht hart, aber genau dies wäre die Folge, wenn verwirklicht würde, was Juso-Chef Philipp Türmer jetzt im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ forderte.

Von Dr. Dr. Rainer Zitelmann

„Ich will keine Milliardäre mehr in Deutschland haben. Es gibt ein gewisses Ausmaß an Reichtum, das einer Gesellschaft schadet“, so erklärte Türmer in dem Interview.

Schauen wir uns mal die gängigen Milliardärs-Rankings von Forbes oder Bloomberg an, in welchen Ländern es keine Milliardäre gibt. Da werden entweder sehr arme Länder wie Haiti, Afghanistan, Jemen, Eritrea und Südsudan oder arme und kommunistische Länder wie Kuba und Nordkorea genannt.

Schweiz und Schweden oder Kuba und Haiti?

Die meisten Milliardäre gibt es, bezogen auf die Bevölkerung, in Ländern wie Monaco, Singapur oder der Schweiz, auch Schweden steht mit 43 Milliardären auf nur etwa zehn Millionen Einwohner sehr weit oben im Milliardärs-Ranking. Hätte Deutschland die gleiche Milliardärsdichte wie Schweden, müssten bei uns 356 Milliardäre leben, tatsächlich sind es etwa 100 weniger. Übrigens ist die Milliardärsdichte auch in den USA lange nicht so hoch wie in Schweden. Türmers Forderung würde in der Konsequenz heißen: Deutschland soll eher so werden wie Kuba und Afghanistan – und auf keinen Fall so wie Schweden oder die Schweiz.

Ist es Zufall, dass es in wohlhabenden Ländern mehr Milliardäre gibt? Natürlich nicht. Die meisten Milliardäre sind erfolgreiche Unternehmer, wie ein Blick auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt zeigt. Elon Musk wurde als Unternehmer mit PayPal, Tesla, Space X und anderen Firmen reich, Jeff Bezos mit Amazon, Larry Ellison mit Oracle, Bill Gates mit Microsoft, Larry Page und Sergej Brin mit Google, Mark Zuckerberg mit Facebook usw. Die beiden reichsten Deutschen wurden auch als Unternehmer reich – Dieter Schwarz mit Lidl und Klaus-Michael Kühne mit seinem Logistikunternehmen.

Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe – und war auch als Unternehmer und Investor erfolgreich. Seine 29 Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt, darunter „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“

Wenn Länder der Armut entkommen, gibt es dort auch mehr Milliardäre, sogar in dem angeblich kommunistischen China. Zu Maos Zeiten gab es keinen einzigen Milliardär in China. 1958 bis 1962 verhungerten beim größten sozialistischen Experiment der Menschheitsgeschichte, Maos „Großem Sprung nach vorne“ 45 Millionen Chinesen. Noch 1981 lebten 88 Prozent der Chinesen in bitterer Armut. Dann führte Deng Xiaoping das Privateigentum ein, leitete marktwirtschaftliche Reformen ein und verkündete: „Lasst erstmal einige reich werden!“ Heute gibt es nur in den USA noch mehr Milliardäre als in China. Die Zahl der extrem Armen sank im gleichen Zeitraum in China von 88 auf unter ein Prozent. Die Ursache für sinkende Armut und wachsende Zahl der Milliardäre ist, wie ich in meinem Buch „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“ belege, die gleiche: Wirtschaftswachstum.

Wenn Türmer sagt: „Ich will keine Milliardäre mehr in Deutschland haben“ könnte er ebenso sagen: „Ich will keine sehr erfolgreichen Unternehmer in Deutschland haben.“

Übrigens hat er sich diesen Blödsinn keineswegs selbst ausgedacht. Lautstark fordert der Linksaußen der amerikanischen Politik, Bernie Sanders seit Jahren, es dürfe keine Milliardäre in den USA mehr geben (er selbst ist übrigens vielfacher Millionär). Auch Dieter Bartsch von der Linken hat das schon oft gefordert.

Der Nullsummenglaube ist falsch

Was haben Linke gegen Milliardäre? Sie hängen dem Nullsummenglauben an, wie ihn der Dichter Bertolt Brecht klassisch formuliert hat:

„Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an,
und der Arme sagt bleich:
Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“

So stellen sich Antikapitalisten wie Türmer, Bartsch und Sanders das Wirtschaftsleben vor. Die reichen Länder müssen demnach den armen Ländern etwas von ihrem Wohlstand abgeben und die reichen Menschen den Armen. Aus ihrer Sicht liegt es nur am Egoismus und am mangelnden guten Willen der Reichen, wenn es immer noch so viele Arme gibt. In der Tat basierte in früheren Gesellschaften Reichtum oft auf Raub – die einen bereicherten sich auf Kosten der anderen. Das Marktsystem funktioniert dagegen vollkommen anders. Es beruht darauf, dass derjenige reich wird, der die Bedürfnisse von möglichst vielen Konsumenten befriedigt. Das ist die Logik des Marktes.

Wenn Sie sich einmal die Liste der reichsten Menschen der Welt anschauen, dann sehen Sie, dass diese Menschen nicht dadurch reich geworden sind, dass sie anderen etwas weggenommen haben, sondern weil sie als Unternehmer einen großen Nutzen für die gesamte Gesellschaft gestiftet haben.

Brian Acton und Jan Koum haben WhatsApp erfunden und 2014 an Facbeook verkauft. Heute nutzen zwei Milliarden Menschen auf der Welt Whatsapp und können damit nicht nur Nachrichten versenden, sondern kostenlos telefonieren. Die beiden Whatsapp-Erfinder haben heute zusammen ein Vermögen von ca. 19 Milliarden US-Dollar. Reich geworden sind sie durch eine Idee. Ist die Ungleichheit dadurch gestiegen, dass es jetzt zwei weitere Multimilliardäre gibt? Sicherlich. Hat es aber irgendwem geschadet, außer vielleicht Anbietern von teuren Telefontarifen?

Wie die Albrecht-Brüder und Schwarz so reich wurden

Lange Zeit waren die reichsten Deutschen die Albrecht-Brüder. Wie wurden sie zu Multimilliardären? Mit einer guten Idee: Aldi. Millionen Menschen, auch und gerade solche, die nicht so gut betucht sind, kaufen bei Aldi, weil man dort Produkte von guter Qualität zu einem günstigen Preis bekommt, ähnlich wie bei Lidl. Milliardäre wie die Albrecht-Brüder und Schwarz haben für Millionen Verbraucher Nutzen gestiftet. Welchen Nutzen hat bislang der Juso-Chef Türmer für die deutsche Gesellschaft gestiftet? Außer Sprüchen gegen Reiche ist da nicht viel gewesen.

Viele Menschen haben falsche Vorstellungen davon, wenn sie lesen, wie viele Milliarden Dollar diese Reichen besitzen. Diese Gelder liegen ja nicht auf irgendwelchen Bankkonten und werden auch nicht für private Zwecke verbraucht, sondern sind zum weitaus größten Teil in Aktien produktiver Unternehmen gebunden. Was heißt es, wenn Türmer meint, sie sollten keine Milliardäre mehr sein? In der Konsequenz müsste man sie enteignen oder, was auf das Gleiche herauskommt, mit Steuersätzen über 90 Prozent belegen.

Und wer soll dann die Milliarden bekommen? Der Staat! Leute wie Türmer argumentieren, der Staat bräuchte so viel Geld für Krankenhäuser, Schulen, Infrastruktur usw. Schön wäre es! Aber der Zustand unserer Infrastruktur ist eine Katastrophe, ebenso wie der Zustand der Bundeswehr und die schlecht ausgerüstete Polizei. Das meiste Geld geht in „Soziales“, also etwa als Zuschuss in das Schnellballsystem der gesetzlichen Rentenversicherung, in das sogenannte Bürgergeld (das wiederum zum größten Teil an Zuwanderer mit Migrationshintergrund geht) oder auch in „Entwicklungshilfe“ – also für so wichtige Projekte wie die Ausstattung von Moscheen in Marokko mit LED-Leuchten und Solaranlagen, für die berühmten Fahrradwege in Peru oder für die Förderung von „Zivilgesellschaft“ und der „Frauenbewegung“ in Kamerun.

Ist das Geld beim Staat besser aufgehoben als bei seinen Bürgern, inklusive der Unternehmer? Und wer soll denn die Unternehmen führen, wenn es keine Milliardäre mehr gibt in Deutschland? Politiker wie Türmer oder Habeck? Verstehen die mehr von Wirtschaft als ein Kühne oder Schwarz?

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Der Artikel wurde zuerst in FOCUS veröffentlicht.

Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe – und war auch als Unternehmer und Investor erfolgreich. Er hat 29 Bücher geschrieben und herausgegeben, die in über 30 Sprachen übersetzt wurden (zuletzt „Weltreise eines Kapitalisten„, „Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers: Wie Nationen der Armut entkommen„, „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten„). In den vergangenen Jahren schrieb er Artikel oder gab Interviews in führenden Medien wie Wall Street Journal, Times, Le Monde oder Corriere della Sera. Seit kurzem kann auch eine Master-Class „Finanzielle Freiheit – Schluss mit der Durchschnittsexistenz“ belegt werden

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