![Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) im Interview](https://ddwcdn.b-cdn.net/wp-content/uploads/2018/07/Karger-Thumbnail-807x452.png)
Künstliche Intelligenz: Hype oder Hoffnung?
Was ist Künstliche Intelligenz (KI), welche Anwendungen gibt es bereits und wohin geht der Weg? Reinhard Karger, Sprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, gibt im DDW-Interview einen spannenden Einblick in Geschichte, Stand und Herausforderungen einer Zukunftstechnologie.
„Künstliche Intelligenz meint die Digitalisierung menschlicher Wissensfähigkeiten“, definiert Reinhard Karger. Dabei geht es z.B. um Spracherkennung für Diktiersysteme, durchaus aber auch mit der Qualität, Systeme mit gesprochener Sprache zu steuern und Informationsdialoge mit Maschinen führen zu können. Oder es geht um die Erkennung von Objekten in Fotos – hilfreich für jeden Hobbyfotografen, aber auch mit dem Ziel, in einem weiteren Schritt Zusammenhänge zu extrapolieren oder Ärzte bei der Auswertung von bildgebenden Verfahren zu unterstützen.
Der Ursprung der KI liegt in den 50er Jahren. Der erste Anwendungsfokus war im Bereich der maschinellen Übersetzung. Die wissenschaftliche Arbeit war intensiv, der Wissenszuwachs bei der Verarbeitung natürlicher Sprache groß, aber die Ergebnisqualität der Systeme war über Jahrzehnte wenig überzeugend. Erst 2012, postuliert Karger, seien hier wirklich zufrieden stellende Resultate erzielt worden, die einen Mehrwert für Konsumenten haben.
Basis der KI sind „datenhungrige künstliche neuronale Netze“
Heute werden KI-Systeme durchaus bereits im Bereich der Kommunikation eingesetzt („Chat-Bots“), jedoch laut Karger noch nicht in befriedigender Qualität. Gut geeignet, um Nutzer bei komplexen Suchanfragen auf die passende Landing Page zu navigieren, wenig adäquat für eine personalisierte Beratung. Auch im Bereich der selbstfahrenden Autos sind erste Anwendungen im Praxistest, aber noch nicht im Alltagseinsatz. Bekannt sind Systeme, die Verkehrsschilder auswerten und gegebenenfalls den Fahrer warnen oder die als intelligenter Tempomat den Abstand zu einem vorausfahrenden Auto automatisch halten.
Grundlage dieser Systeme sind extrem datenhungrige künstliche neuronale Netze („Deep Learning“), die auf Basis äußerst rechenintensiver Prozesse verarbeitet werden. Von daher sind die heutzutage vorhandenen riesigen digitalen Datenmengen, verbunden mit dem exponentiellen Wachstum der Rechenleistungen, die Voraussetzungen für die rasanten Entwicklungen im Bereich der KI.
Neue Fragen rund um Künstliche Intelligenz
Die fortschreitende Anwendung von KI wirft aber auch Fragen auf, so Karger. Beispielhaft nennt er das Google-„Duplex“-Projekt – ein Bot-System, das durch einen Telefonanruf mit einer künstlichen Stimme eigenständig z.B. einen Friseurtermin vereinbaren kann. Dabei hat die Natürlichkeit und Verständlichkeit der Sprachsynthese mittlerweile ein Niveau erreicht, dass der Angerufene nicht unmittelbar erkennt, dass es sich bei dem Anrufer nicht um einen Menschen, sondern um einen Computer handelt. „Doch wollen wir das wirklich“, fragt Karger, „dass während wir schlafen mein Bot für mich in einer Telefonkonferenz ist?“ Um Irritationen zu vermeiden, wäre es vorteilhaft, dass sich Bots auch als künstliche Stellvertreter identifizieren. Sofern solche Lösungen einen echten Nutzervorteil bieten („Convenience“), sieht Karger Akzeptanzpotential bei den Kunden. Ein Beispiel für den Mehrwert und die vorhersehbare Nutzerakzeptanz im Kontext des selbstfahrenden Autos ist sicherlich, wenn Autos künftig selbstständig in Parkhäusern einparken können – und dann auch “auf Zuruf” wieder vor dem Parkhaus auf den Fahrer warten.
Große Chancen für KI für die deutsche Wirtschaft
In Bezug auf die Chancen für die deutsche Wirtschaft im Bereich der KI sieht Reinhard Karger große Chancen. Auch wenn die durch KI-Einsatz optimierten Kommunikationsplattformen US-amerikanischer Anbieter weit vorne lägen, seien in Bereichen der Automatisierung, Fabriksteuerung, Produktion und Robotik, bei Unternehmenssoftware und Logistik deutsche Marken vorne.
- So verändert Künstliche Intelligenz die Geschäftsmodelle
- www.dfki.de
- http://twitter.com/ReinhardKarger
Reinhard Karger (1961), M.A., studierte theoretische Linguistik und Philosophie in Wuppertal, war Assistent am Lehrstuhl Computerlinguistik der Universität des Saarlandes, wechselte 1993 zum Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI, in Saarbrücken. Seit 2000 leitet Reinhard Karger die Unternehmenskommunikation, seit 2011 ist er Unternehmenssprecher des DFKI. Reinhard Karger ist Mitglied der Jury des „Ausgezeichnete Orte”-Wettbewerbs von „Deutschland – Land der Ideen”, war von Mai 2014 bis Juni 2017 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI), ist seit Februar 2017 MINT-Botschafter des Saarlandes und wurde im März 2018 zu einem der 100 Fellows des Kompetenzzentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes ernannt.
Wo lebt der denn? Autos die sich selbst im Parkhäusern denn Parkplatz suchen … in spätestens 10 Jahren wird man keine Verkehrssicherung bekommen wenn der Fahrer ein Menschen ist. Da kommt was auf uns zu was Millionen Jobs kosten wird und zwar nicht nur Taxifahrer sondern auch Anwälte, Börsenmakler, Übersetzer, ja sogar hoch ausgebildete Forscher z. B. in der Analyse von DNA und Proteinen werden durch die KI ersetzt… ich weiß jetzt aber auch nicht wie alt der Post hier ist, weil tatsächlich geht das Thema ja mit riesen Schritten vorwärts.