Konjunktur stabil – aber Flüchtlingsthema schafft Verunsicherung

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„Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage Anfang 2016 so gut wie noch nie“: Das berichtete Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), heute in Berlin bei der Vorstellung der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage. Günstiger Ölpreis, schwacher Euro und niedrige Zinsen böten gute Rahmenbedingungen. Internationale Krisen, nationale Zusatzlasten und die Flüchtlingskrise bereiten den Unternehmen indes zunehmend Sorgen, so die Ergebnisse der Studie.

Gemeinsam mit DIHK-Konjunkturexperte Dirk Schlotböller präsentierte Wansleben die Resultate der Erhebung, die auf den von den Industrie- und Handelskammern ausgewerteten Antworten von mehr 27.000 Betrieben beruht (der vollständige Konjunkturbericht kann hier heruntergeladen werden).

„Vor allem Handel, Dienstleistungen und Bau machen derzeit gute Geschäfte“, sagte er. Der niedrige Ölpreis, der schwache Euro und die günstige Finanzierungssituation böten den meisten Unternehmen „ungewöhnlich gute konjunkturelle Rahmenbedingungen“. Das trage auch zur Stabilisierung der Erwartungen für die kommenden Monate bei.

„Wirtschaftliche Rahmenbedingungen“ sind für 45 Prozent ein Geschäftsrisiko

Weitere Verbesserungen würden jedoch schwieriger, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Denn: „Die wirtschaftliche Schwäche Chinas und vieler Rohstoff-Förderländer trübt den konjunkturellen Ausblick.“ Zudem erreichten die Sorgen der Wirtschaft um die „Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“ Rekordwerte: 45 Prozent der Unternehmen nennen sie mittlerweile als Geschäftsrisiko – Höchstwert seit erstmaliger Befragung der Geschäftsrisiken im Jahr 2010 und im Vergleich der Risiken. Die Ursachen, so der DIHK, lassen sich im Wesentlichen in drei Punkten zusammenfassen: den internationalen Rahmenbedingungen und Europa, der heimischen Wirtschaftspolitik sowie der Flüchtlingskrise.

Bleibeperspektive für Asylanten in Ausbildung gefordert

Die Unsicherheit über die Lösung der Flüchtlingskrise, so die Ergebnisse der Befragung, bezieht sich langfristig auf die enormen Herausforderungen der Integration, kurzfristig auf drohende Grenzkontrollen und die politischen Konflikte in der EU. Zudem bestünde die Gefahr, wegen der Flüchtlingsproblematik andere wirtschaftspolitische Probleme aufzuschieben oder gar Belastungen ohne kritische Diskussion zu verabschieden.

Die Flüchtlinge könnten zudem kurzfristig keinen Beitrag zur Linderung des Fachkräftemangels sein. Viele der in Deutschland neu ankommenden Menschen dürften die Qualifikationsprofile der Unternehmen noch nicht erfüllen. Die grundsätzlichen Voraussetzungen in den Betrieben zur Integration in Ausbildung und Beschäftigung seien zwar gut: Bereits 90 Prozent der Unternehmen haben Erfahrungen mit mittel- oder hochqualifizierten ausländischen Beschäftigten. Größte Bedeutung räumen die Unternehmen einer verstärkten Förderung von Sprach- und Integrationskursen sowie einer frühzeitigen Qualifikationserfassung von Flüchtlingen ein. Zudem müssen junge geduldete Asylbewerber mit Bleibeperspektive während einer Ausbildung und einer anschließenden Beschäftigung sicher vor Abschiebung sein. Die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung zu den Ausbildungsregelungen im Asylpaket II greifen diesen Vorschlag auf und müssen rasch umgesetzt werden.

1,3 Prozent Wachstum erwartet

Insgesamt sieht die Kammer aber gute Konjunkturaussichten: „Für 2016 erwartet der DIHK ein Wachstum von 1,3 Prozent“, bestätigte Wansleben die Prognose vom Herbst. Er nannte dies „eine solide Entwicklung, wenn auch nicht mehr so dynamisch wie im vergangenen Jahr mit 1,7 Prozent“. Zwar zeigten die jüngsten Börsenentwicklungen die Verunsicherung in den Märkten, unter dem Strich sprächen die positiven Geschäftserwartungen jedoch gegen einen Konjunkturabsturz.

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