
Lugano: Mediterrane Eleganz in der Schweiz
Lugano, die größte Stadt des Tessins, vereint italienisches Flair mit schweizerischer Präzision – eine Mischung, die sich nicht nur in der Architektur und der Sprache, sondern auch in der entspannten Lebensart widerspiegelt / Unser Reisebericht in der Rubrik Stilvoll reisen
Lugano liegt malerisch am Luganersee, umrahmt von den Schweizer Bergen, und bietet die perfekte Verbindung aus Geschichte, Kunst, Kulinarik und Natur. Diesen Sommer lohnt sich ein Besuch besonders, denn neben der landschaftlichen Schönheit locken spannende Ausstellungen und kulturelle Highlights.
Ein Hauch von Toskana in der Schweiz
Bereits im Mittelalter spielte die Lugano eine bedeutende Rolle als Handelszentrum zwischen Nord- und Südeuropa. Im 16. Jahrhundert geriet sie unter die Kontrolle der Eidgenossen und blieb bis heute ein Teil der Schweiz, obwohl die italienische Kultur und Sprache hier allgegenwärtig sind. Besonders in der Architektur ist dieser Einfluss sichtbar: Während die Fassaden an toskanische Palazzi erinnern, strahlen die gepflegten Plätze und Uferpromenaden eine ordentliche, fast noble Schweizer Zurückhaltung aus.

Heute ist Lugano nicht nur ein Finanzzentrum, sondern auch ein beliebtes Reiseziel für Kultur- und Naturliebhaber. Das milde Klima, die herrlichen Gärten mit Palmen und Kamelien sowie die Altstadt mit ihren charmanten Gassen und historischen Gebäuden machen die Stadt zum Zweitwohnsitz vieler Schweizer und Mailänder Familien.
Leben am See
Der See ist in Lugano allgegenwärtig und jeder perfekte Tag sollte mit einem Spaziergang auf der Promenade beginnen. Durch die Altstadt führt uns vorbei an der Piazza della Riforma, dem zentralen Platz, der von eleganten Cafés gesäumt ist. Hier lässt sich das südländische Lebensgefühl besonders gut genießen – bei einem Cappuccino mit Brioche am Morgen oder mit einem Aperitivo in der Nachmittagssonne. Lugano ist Teil der Initiative “Grüne Stadt” der sich viele Schweizer Gemeinden angeschlossen haben. Die Stadt steht schon gut da, doch Ziel ist es, bis 2028 mindestens 25’000 m² zusätzliche neue Parks zu schaffen.
Auch in der Altstadt ist das sichtbar, denn viele Geschäftsleute investieren in Begrünung und schaffen so einen grünen Vorgarten in der Stadt. Im Schreibwarengeschäft Wega deckte sich übrigens schon Hermann Hesse mit Büchern und Malereibedarf ein, der von 1919 bis zu seinem Tode in Montagnola bei Lugano lebte. In dem schönen Geschäft hängen bis heute Bilder und Zeichnungen die Hesse einst verschenkte.
Schweizer Nachwuchs Künstlerin: Louisa Gagliardi
Das LAC Lugano Arte e Cultura ist das moderne Kulturzentrum der Stadt, in dem regelmäßig hochkarätige Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen stattfinden. Doch es fungiert auch als Gemeindehaus mit allerlei Angebot für Bürger und Gäste wie Yoga Kurse und Klassen für Malerei. Auch das “Orchestra della Svizzera Italiana”, das wir vor allem vom hören von Klassik Radio kennen, ist hier zuhause.
Wer sich für zeitgenössische Kunst interessiert, sollte zudem das Museo d’Arte della Svizzera Italiana (MASI) besuchen, das Werke von Alberto Giacometti bis zu jungen aufstrebenden Künstlern zeigt. Von 16.02.2025 bis 20.07.2025 zeigt man Werke von Louisa Gagliardi (1989, Sion, Schweiz). Sie ist heute eine der interessantesten Stimmen in der zeitgenössischen Kunstszene der Schweiz.

Nach einem entspannten Vormittag treten wir unseren Spaziergang entlang der Seepromenade an. Vorbei am Parco Ciani, eine der schönsten Grünanlagen der Schweiz, direkt am Wasser, mit seinen alten Bäumen, bunten Beeten und eleganten Statuen. Wer noch Energie hat, kann sich ein Fahrrad oder ein Boot mieten und den See aus einer anderen Perspektive erleben.

Ausflüge in die Umgebung
Die Region um Lugano bietet eine Vielzahl von Ausflugsmöglichkeiten. Ein Klassiker ist die Fahrt mit der Standseilbahn auf den Monte Brè. Von hier oben hat man einen spektakulären Blick über die Stadt, den See und die umliegenden Alpen. Der Monte San Salvatore, dank seiner markanten Form auch “Zuckerhut von Lugano” ist mit dichten Kastanienwäldern bewachsen. Ein schöner Spaziergang führt bis ins hübsche Dorf Carona oder hinunter nach Morcote. In Carona kann man herrlich einkehren ins Familiengeführte Restaurant La Sosta ( 14 Punkte im Gault Millau )
Morcote, unten am See, gehört zu den schönsten Dörfern der Schweiz. Die engen Gassen, die bunten Fassaden und die prachtvolle Kirche Santa Maria del Sasso mit ihrem Glockenturm sind absolut sehenswert. Direkt am Seeufer reihen sich kleine Restaurants, in denen man hausgemachte Pasta oder frischen Fisch genießen kann.
Wer es besonders idyllisch mag, kann mit dem Schiff nach Gandria fahren. Das winzige Dorf mit seinen verwinkelten Treppen und alten Steinhäusern scheint direkt aus einer anderen Zeit zu stammen. Hier gibt es auch das Museo delle Dogane, das sich mit der Geschichte des Schmuggels an der schweizerisch-italienischen Grenze beschäftigt – ein spannendes Stück Zeitgeschichte.

Ein Weingut mit Panoramablick
Das Tessin ist nicht nur für seine Landschaft und seine Kultur bekannt, sondern auch für seinen Wein. Besonders der Merlot hat hier eine lange Tradition. Wer einen echten Tessiner Tropfen probieren möchte, sollte das Weingut Tamborini in Lamone besuchen, nur wenige Kilometer von Lugano entfernt.
Das Weingut wurde 1944 gegründet und hat sich auf elegante, charaktervolle Weine spezialisiert. Bei einer Führung erfährt man mehr über den Anbau der Reben, die besonderen klimatischen Bedingungen und die Kunst der Vinifikation. Zur anschließenden Verkostung werden regionale Spezialitäten wie Tessiner Salami, Polenta und Alpkäse serviert. Tamborini ist auch einer der größten Weinimporteure im Tessin, sodass sich im Shop eine beeindruckende Auswahl an Schweizer und italienischen Weinen findet.

Hotel Splendide Royal Lugano: Eleganz am See mit kulinarischer Raffinesse
Lugano hat viele Gesichter – das geschäftige Finanzzentrum, die malerische Altstadt und die idyllische Seepromenade. Doch wer die Stadt wirklich in ihrer ganzen Pracht erleben möchte, der sollte sich eine Auszeit im Hotel Splendide Royal Lugano gönnen. Direkt am Ufer des Luganersees gelegen, verkörpert dieses Fünf-Sterne-Haus seit über einem Jahrhundert Belle-Epoque Eleganz und diskreten Luxus. Neben der besonderen Atmosphäre und dem traumhaften Blick auf den See ist es vor allem das Restaurant I Due Sud, dass jeden Umweg wert ist.
Ein Haus mit Geschichte und herzlichem italienischem Charme
Das Splendide Royal wurde 1887 eröffnet – eine Zeit, in der Lugano sich langsam zu einem beliebten Urlaubsziel für wohlhabende Reisende aus ganz Europa entwickelte. Schon damals zog das Hotel die feine Gesellschaft an, die hier den Charme der Belle Époque mit schon damals modernstem Komfort genoss. Die beeindruckende Fassade, die opulenten Kronleuchter in der Lobby und die großzügigen Salons erinnern noch heute an jene glanzvolle Epoche.
An die Opulenz knüpft man bis heute an, und nicht nur das, sondern auch die Mitarbeiter machten unseren Aufenthalt zu einem Erlebnis – die meisten von ihnen stammen aus Italien und bringen viel Charme und Leidenschaft für exzellenten Service mit. Die warme, familiäre Atmosphäre, die wir hier erlebt haben, finden wir selbst in Hotels dieser Kategorie nicht immer.

Restaurant I Due Sud
Das eigentliche Highlight des Hotels ist das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant I Due Sud. Wie der Name schon andeutet, geht es hier um eine Verbindung zweier südlicher Regionen – der italienischen und der tessinischen Küche. Küchenchef Marco Veneruso bringt in seinen Kreationen seine Wurzeln aus Süditalien mit den kulinarischen Traditionen des Tessins zusammen – ein spannendes Konzept, das er mit außergewöhnlicher Raffinesse umsetzt.

Marco Veneruso, Jahrgang 1985, hat eine neapolitanische Seele, geprägt von seiner Kindheit. Früh hilft er seiner Mutter in der Küche und der Großmutter auf dem Hof, an den Berghängen des Vesuvs. Seine Lehrjahre führen ihn in die Welt hinaus und im Jahr 2019 wird er mit seinem ersten Michelin-Stern im italienischen Restaurant Niko Romito im Bulgari Hotel Peking ausgezeichnet – zwar als einziges Restaurant mit nicht landestypischer Küche. 2019 wechselte er ins Splendid.
Mit Hingabe und Präzision treffen nun in seiner Tessiner Küche lokale Produkte wie Kastanien oder der für die Region so typische Merlot auf Aromen und Techniken aus Kalabrien und Kampanien.
Das aktuelle Menü „Von der Amalfiküste zur Schweizer Riviera“ ist eine Reise für die Sinne bei dem Tintenfischnudeln mit Tessiner Schinken und Radieschen kombiniert werden. Hier zeigt sich uns die Handschrift des Küchenchefs – perfekte Balance zwischen Eleganz, intensiven Aromen und technischer Perfektion.
Beim Taube, Nusslikör, Trauben und Pilze begeistert die zarte Textur des Fleisches und die aromatische Tiefe der Zutaten. Der perfekte Ausklang ist der Baba mit einem La cuccumella, dem traditionellen neapolitanischen Kaffee.
Perfekte Weinbegleitung
Der Sommelier führt uns an exzellente Weine aus dem Tessin heran – vor allem die lokalen Merlots, die hier in unterschiedlichsten Varianten präsentiert werden. Aber auch feine Tropfen aus Norditalien und Frankreich stehen auf der Karte.

Entspannung im neuen Splendide Spa
Seit einigen Jahren gibt es ein neues Splendide Spa, eine moderne Wellness-Oase mit Blick auf den Luganersee.
Das Spa verfügt über einen eleganten Indoor-Pool, der mit seinen bodentiefen Fenstern einen atemberaubenden Blick auf den See bietet. Wer sich nach völliger Entspannung sehnt, kann eine der maßgeschneiderten Massagen genießen – ob mit warmen Kräuterölen, tiefenwirksamen Techniken oder entspannenden Aromatherapien. Ein besonderes Highlight ist das Merlot-Traubenritual, bei dem Extrakte aus den berühmten Tessiner Reben für strahlende Haut sorgen.

Ein stilvoller Abstecher nach Como – Lunch in der Villa d’Este
Wer seinen Aufenthalt in Lugano mit einem Hauch von aristokratischer Grandezza abrunden möchte, sollte einen Ausflug ins nahegelegene Como unternehmen. Die Fahrt entlang des Luganersees und weiter Richtung Italien führt durch eine malerische Landschaft aus sanften Hügeln, idyllischen Dörfern und immer wieder spektakulären Blicken auf das glitzernde Wasser. Nach weniger als einer Stunde erreicht man das elegante Städtchen Como, das für seinen prachtvollen Dom, seine luxuriösen Boutiquen und seine mondäne Uferpromenade bekannt ist.

Fest einzuplanen ist ein Mittagessen in der legendären Villa d’Este, einem der renommiertesten Hotels der Welt. Direkt am Comer See gelegen, war diese prächtige Villa aus dem 16. Jahrhundert einst der private Rückzugsort einer italienischen Adelsfamilie, bevor sie 1873 in ein Luxushotel umgewandelt wurde. Seitdem empfängt sie gekrönte Häupter, Filmstars und anspruchsvolle Reisende aus aller Welt. Das Ambiente wurde in den vergangenen Jahrzehnten nur sehr behutsam angepasst und so lässt sich besonders im Veranda Restaurant noch das einzigartige Flair von Italiens Goldener Zeit erleben. Dem Dolce Vita der 50er und 60er Jahre. Man mag meinen jeden Moment kämen Marcello Mastroianni und Anita Ekberg un die Ecke doch es ist sogar höchstwahrscheinlich das einem der ein oder anderen Hollywood Star begegnet. George Clooney wohnt nur 15 Autominuten entfernt.

Passend zum Ambiente sollte man eines der klassischen Gerichte bestellen wie Wachtel mit Fois Gras, Filet Wellington und Reh mit Rotkraut und Birnen. Auch die frisch gefangenen Seefische, etwa Lavarello vom Comer See mit zarten Kräutern und Zitronenöl, sind eine Delikatesse. Die Weinkarte umfasst 5000 Positionen, es empfiehlt sich also den Sommelier zu rate zu ziehen.
Nach dem Lunch lässt sich in der weitläufige Gartenanlage der Villa herrlich flanieren. Zwischen perfekt gepflegten Hecken, jahrhundertealten Bäume und versteckten Skulpturen kann man fast verstecken spielen. Zudem ist der Park nicht öffentlich zugänglich und fühlt sich daher ganz privat an. Ausschau halten sollte man nach dem berühmte Wasserfall-Brunnen, dessen geometrische Eleganz an die großen italienischen Renaissance-Gärten erinnert.
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