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Managergehälter: Alle Macht der Hauptversammlung
1.815 Euro hat Martin Winterkorn 2014 verdient. In der Stunde. Und zwar in jeder Stunde des Jahres, Nächte, Wochenenden und Feiertage eingerechnet. 15,9 Millionen Euro im Jahr. Das ist unvorstellbar viel Geld. Es ist verständlich, dass viele Menschen bei solchen Summen klagen. Nur mal zum Vergleich: Winterkorn verdiente damit fast 74 Mal so viel wie die Bundeskanzlerin. Von Dr. Hubertus Porschen.
Gerade in der Gerechtigkeitsdebatte während des Bundestagswahlkampfes sind solche absurden Zahlen Wasser auf die Mühlen derer, die eine Spaltung der Gesellschaft zwischen sogenannten „Armen“ und „Superreichen“ ausrufen. Da überrascht es nicht, dass die Politik Vorschläge auf den Tisch bringt, wie solche Gehaltsexzesse zu begrenzen sein könnten. Wir führen die prominentesten Ideen auf und beleuchten die Gegenargumente.
Deckelung: Managergehälter erhalten eine Obergrenze. Es darf nicht mehr ausgezahlt werden, als eine festzusetzende Summe.
Der Manager, der in einem großen deutschen Industrieunternehmen bisher Millionen verdient hat und künftig darauf verzichten muss, wird sein Glück anderswo suchen und finden. Zumal die wertvollsten Unternehmen der Welt nicht mehr im Ruhrgebiet zu finden sind, sondern im Silicon Valley. Die Wettbewerbsfähigkeit, um Managertalente anzuheuern, ginge komplett verloren.
„Kann man bei Managergehältern moralische Kategorien definieren, aber noch höhere Fußballgehälter unerwähnt lassen?“
Steuerliche Absetzbarkeit: Das Gehalt des CEO kann nur bis zu einer festzusetzenden Summe steuerlich abgesetzt werden. Die Zahl 500.000 Euro Jahresgehalt schwirrt durch den Raum. Das Unternehmen, das mehr bezahlen will, soll das gerne tun, kann aber jeden Cent, der darüber hinausgeht, nicht mehr von der Steuer absetzen.
Bei diesem Vorschlag kommen viele Fragen auf: Kann man bei Managergehältern moralische Kategorien definieren, aber noch höhere Fußballgehälter unerwähnt lassen? Heißt das, hohe Managergehälter sind nicht tragbar, hohe Gehälter für Fußballer, Rennfahrer, Schauspieler oder Fernsehmoderatoren aber schon? Eine schwerfällige Diskussion, die ein schwammiges Ergebnis verspricht.
Verhältnissetzung: Das Salär des CEO wird ins Verhältnis gesetzt, beispielsweise zum Durchschnittslohn im Unternehmen. Das höchste Gehalt im Unternehmen dürfe das x-fache dessen nicht übersteigen.
Auch wenn dies kein direktes Verbot für höhere Gehälter ist, mischt sich der Staat aber auch hier in die Lohnfindung zwischen Aktiengesellschaft und Gehaltsempfänger ein. Auch hier käme wieder die Frage auf: Was ist gerecht?
Allgemein finden bei jeglicher staatlicher Reglementierung empfindliche Eingriffe in die Vertragsfreiheit statt. Auch die Definitionsfrage zur Verhältnismäßigkeit zwischen Durchschnitts- und Topgehalt im Unternehmen lässt sich nicht eindeutig beantworten. Wir möchten die Verantwortung wieder der Hauptversammlung übertragen.
„Managergehälter sollten von den Eigentümern in der Hauptversammlung der Aktionäre beschlossen werden“
Eigentümer sollen entscheiden
Bisher sind es die Aufsichtsräte, in denen übrigens auch die Gewerkschaften sitzen, die im Hinterzimmer die Vorstandsgehälter bestimmen. Damit schließen sie Verträge zulasten der Eigentümer und zugunsten der Manager, die im Ernstfall nicht für ihre Entscheidungen haften müssen. Um diese Verhandlungen im Verborgenen zu unterbinden, sollten Managergehälter von den Eigentümern in der Hauptversammlung der Aktionäre beschlossen werden. Denn die Aktionäre sind diejenigen, die mit ihrem Eigentum für das Wohl und Wehe des Unternehmens haften. Eine solche Maßnahme folgt dem Prinzip des Unternehmertums: Die Einheit von Risiko und Haftung in einer Hand.
Ein angemessenes Gehalt ist von vielen Faktoren bestimmt, die die Manager und das Unternehmen betreffen. Erfolg, Erfahrung, Konjunktur, Branche, Reputation, Wachstumsaussichten sind nur einige davon. Diese Faktoren zu bewerten, ist eine aufwendige Aufgabe, der sich Eigentümer regelmäßig widmen. Sie beobachten mit Argusaugen das Unternehmen und den Markt. Der Staat würde gut daran tun, dieser Bewertung zu vertrauen und darauf zu verzichten, in dieses komplexe Gebilde einzugreifen.
Dr. Hubertus Porschen ist ehrenamtlicher Bundesvorsitzender des Wirtschaftsverbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER, Gründer und Geschäftsführer der App-Arena GmbH in Köln sowie promovierter Volkswirt. In dem Buch „Statt Brexit: EUpgrade“ fordert Hubertus Porschen grundlegende Reformen für die EU, u.a. ein Europa der Clubs.
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