Marrakesch – das Versprechen des Orients

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Marrakesch ist ein Ort wie ein Palimpsest: Über Jahrhunderte beschrieben, abgeschabt, neu bemalt, von Sultansdüften und Hippieträumen überlagert – und immer wieder neu entdeckt./ Rubrik Stilvoll reisen

Man kann sich ihr nicht nähern, ohne dem Mythos zu begegnen: Yves Saint Laurent, der sich hier zurückzog, Winston Churchill, der am Kamin des La Mamounia malte, oder Talitha Getty, die im Kaftan durch die Paläste tanzte. Heute ist Marrakesch zugleich eleganter denn je – und chaotisch wie eh und je. Ein kultureller Schmelztiegel mit Mauern in rötlichem Ocker, in dem sich französische Cafés mit uralten Riads, Koran-Schulen mit Design-Galerien und das süße Parfüm von Orangenblüten mit dem Rauch der Garküchen mischen.

Die Medina: Schöne Riads – doch lieber fürs Dinner

Es gibt in Marrakesch traumhafte Riads – alte Stadtpaläste, die liebevoll in Boutiquehotels verwandelt wurden. Wer zum ersten Mal kommt, sollte unbedingt eine besichtigen oder ein Dinner im Innenhof buchen. Viele dieser versteckten Juwelen wie das Riad El Fenn oder Riad Izza bieten eine authentische und intime Atmosphäre. Doch wer mit Gepäck anreist, wird schnell feststellen: Die engen Gassen der Medina sind labyrinthartig, Autos verboten, der Transport erfolgt mit kleinen Karren und man selbst bahnt sich unablässig den Weg zwischen den Touristen. Wer Ruhe und Komfort sucht, ist außerhalb der Stadtmauern deutlich besser aufgehoben. Unsere Wahl fiel daher ganz bewusst auf das Mandarin Oriental.

Die riesige Anlage des Mandarin Oriental Marrakesch

Das Mandarin Oriental Marrakesh – Oase mit Palmen, Pool und Privatsphäre

In das vibrierende Labyrinth Marrakesh eintauchen, ohne seinen inneren Kompass zu verlieren: Das Mandarin Oriental Marrakesh, am Rande der Medina und doch inmitten von 20 Hektar gepflegten Gärten mit 100.000 Rosenstöcken und Olivenbäumen gelegen, ist ein echter Rückzugsort – ruhig, stilvoll, mit allem, was man zum Durchatmen braucht.

Das Resort besteht fast ausschließlich aus Privatvillen mit jeweils eigenem Pool, Garten und Innenhof. Die Architektur: moderne Berber-Ästhetik trifft andalusische Grandezza, viel Naturstein, helles Holz, duftende Zitronenbäume. Innen flackern Kerzen, schwere Textilien, marokkanische Muster in Sand- und Juwelentönen. Selbst das großzügige Hauptgebäude wirkt nie hotelhaft, sondern wie ein elegantes Privatanwesen mit Hammam, Bibliothek, ruhigen Arkaden und einem unvergleichlichen Spa. Wir fühlen uns wie im Gästehaus des Marokkanischen Königs, und das auch wegen der unzähligen guten Geister, die jederzeit dezent zugegen sind um uns jeden Wunsch zu erfüllen.

Ein Frühstück wie aus 1001 Nacht

Pool Restaurant im Mandarin Oriental Marrakesch

Das Frühstück nehmen wir am liebsten draußen ein, mit Blick auf das Atlasgebirge, das bei klarer Luft mit seinen schneebedeckten Spitzen wie ein Bühnenbild hinter den Palmen aufragt. Berberpfannkuchen mit Honig, frischer Minztee, eine unglaubliche Auswahl feinsten Gebäcks, wie aus einer Pariser Patisserie und ein Kaffee, der stärker ist als jeder Muezzinruf – Ein Marrokanisches Frühstück darf gerne süß sein. Wer es herzhaft mag, der bekommt die marokkanische Version des Shakshuka. Es enthält noch Kefta-Fleischbällchen, und kommt natürlich aus der Tajine. Daher heißt es einfach „Kefta-Ei-Tajinees.

Wer will, lässt sich alles diskret in die eigene Villa bringen und begeht den weiteren Tag mit einem Bad im Pool, gefolgt von einer ausgiebigen Spa Behandlung. Rosenwasser-Gesichtsnebel ist nur eine der Raffinessen die einem geboten werden.

Blick in den privaten Innenhof mit Pool einer Villa im Mandarin Oriental Marrakesh

 

Yves Klein Blau im Jardin Majorelle ( Bild: courtesy of Jardin Majorelle Foundation )

Medina, Majorelle & Moderne

Am Nachmittag kann man sich ins Gewühl der Altstadt stürzen: durch das Bab Agnaou Tor in die Medina, wo sich das Leben zwischen Zedernholzschnitzereien, Henna-Tattoos und gusseisernen Lampen abspielt. Wer nicht aufpasst, kauft Teppiche – wer aufpasst, kauft zwei. Dazwischen Cafés auf Dachterrassen, Händler mit Silbertabletts und Kinder, die besser feilschen als man selbst.

Ein kultureller Fixpunkt: der Jardin Majorelle, einst vom französischen Maler Jacques Majorelle angelegt, später von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé gerettet. Kobaltblau, Bambushaine, Palmen, Kakteen – ein surreales Gartenkunstwerk inmitten der Stadt. Nur wenige Minuten entfernt liegt das Musée Yves Saint Laurent, das nicht nur Modefreunde begeistert, sondern auch architektonisch ein Erlebnis ist. Aber: Der Andrang ist groß, Tickets muss man inzwischen online lange im Voraus buchen.

Das Restaurant Dar Yakut – Kein Geheimtipp mehr aber dennoch ein Erlebnis

Einige weitere Tips:

Das Dar Yacout für ein traditionelles marokkanisches Festmahl in opulenter Kulisse. Oder Plus61, ein modernes Restaurant im Stadtteil Gueliz mit australisch-mediterranem Einfluss und kreativen Gerichten abseits der Tajine. Für Cocktails empfiehlt sich die Bar im El Fenn oder des Royal Mansour, wo man bei Sonnenuntergang den Ruf des Muezzins hört.

Marokkanische Genüsse zum Teilen im Shirvan Café Métisse des Mandarin Oriental Marrakesch

Fastenbrechen mit Feuer und Musik: Das Shirvan Café Métisse im Ramadan

Zur Zeit des Ramadan ändert sich das Leben in Marrakesch. Tagsüber wirkt alles stiller, während abends die Stadt aufblüht. Im Shirvan Café Métisse, dem legeren Restaurant im Mandarin Oriental – übrigens ein Ableger des Pariser In-Lokals gleichen Namens, wird allabendlich ein großes Fastenbrechen zelebriert. Ein prachtvoll angerichtetes Buffet mit Datteln, Harira-Suppe, Pastilla, Tajines und Süßspeisen, flankiert von Live-Musik, Feuerschluckern und der heiteren Stimmung großer Familien, die zum gemeinsamen Essen zusammenkommen. Außerhalb des Ramadans genießt man bei Sternekoch Akrame Benallal modern interpretierte Tajines, Chaktchouka oder Lamm mit Datteln und Safran – aromatisch, mutig, wunderbar inszeniert.

Royal Golf de Marrakech: Ein Klassiker unter Palmen

Nur zehn Minuten vom Mandarin Oriental entfernt liegt der Royal Golf de Marrakech – der älteste Golfplatz Marokkos, 1927 von König Moulay Hassan angelegt. Er war Lieblingsplatz von Churchill und Eisenhower, und noch heute versprüht er koloniale Eleganz: Fairways gesäumt von hundertjährigen Eukalyptusbäumen, Orangen- und Palmenhainen. Der Platz ist nicht lang, aber trickreich, das Clubhaus traditionell und charmant.

Der älteste Platz Marokkos: Royal Golf de Marrakesh

Weitere Golfplätze in der Umgebung: Assoufid Golf Club mit spektakulärem Atlasblick, der anspruchsvolle Samanah Golf Club von Nicklaus Design oder der moderne Al Maaden Golf, der sich mit riesigen Kunstinstallationen auf dem Platz an Kunstliebhaber richtet.

Ein Besuch beim Parfumeur

Wer Marrakesch mit allen Sinnen erleben will, sollte sich ein wenig Zeit für die Welt der Düfte nehmen. Bei Abderrazzak Benchaâbane, dem Dufterfinder des Majorelle Gardens, lernt man, wie aus Rosen, Orangenblüten und seltenen Harzen einzigartige Parfüms entstehen. Man kann sich sogar seinen eigenen Duft kreieren lassen – ein ebenso sinnliches wie persönliches Souvenir.

Camping Deluxe: Das Scarabeo Camp im Altlas Gebirge

Wer Marrakesch nur mit Lärm, Marktgeschrei und Teppichhändlern verbindet, wird überrascht sein, wie subtil, still und poetisch diese Stadt sein kann. Im Mandarin Oriental wird aus dem Orient-Klischee ein Erlebnis, wie es selten geworden ist – diskreter Hedonismus, gepaart mit echte Entschleunigung. Wie sagte Churchill nach seinem ersten Besuch? „Here, the sun sets in the most wonderful tones one could ever imagine.“

Und sonst? Quads, Kamele, Wüstenwind

Wer mehr Abenteuer sucht: Von Marrakesch aus lassen sich Halbtagestouren mit dem Quad oder Kamelritten in die Agafay-Wüste unternehmen. Die steinige Vorwüste liegt nur 40 Minuten entfernt und bietet dramatische Sonnenuntergänge, Dinner unter dem Sternenhimmel und Luxus-Camps mit Stil. Wer das Ganze mit Yoga oder Spa verbinden möchte: Das Scarabeo Camp oder Terre des Étoiles sind lohnenswerte Adressen.

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