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Nicht Protest, sondern effiziente Fehlerkorrektur verbessert unser Habitat
Wissen, nicht Protest, Erfindergeist, nicht Apathie, Hoffnung, nicht Schwarzmalerei liefern uns die geistige Energie, die uns mit den menschengemachten Umwelt- und Ressourcenproblemen wenigstens teilweise zurechtkommen lassen wird | Reihe „Zeitenwende“
Von Reinhold Messner
Wir alle reden mehr über Nachhaltigkeit, als wir dafür tun. Schon deshalb verändert sich so wenig. Die Konstellation aus Ressourcenknappheit und Klimakrise ist auch mehr als komplex, dazu haben wir in unserem Alltagsleben schon Probleme genug zu lösen. Deshalb bleiben Veränderungen in der Gesellschaft träge Prozesse. Wer will Routine und Status quo schon aufgeben?
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Ökologisch verträgliche Alternativen des Lebensstils lassen sich nicht mit moralischen Argumenten oder Verboten durchsetzen, sie wollen erklärt und verstanden werden. Meist gehen sie Hand in Hand mit privilegiertem Wissen. Aber ohne breite gesellschaftliche Unterstützung können Wissenschaft und Unternehmen die dafür nötige Technologie nicht entwickeln.
„Fortschritt, der einen Nutzen für die Gesellschaft haben soll, braucht Optimismus und den Mut, Neues zu wagen“
Sicher ist: All jene, die auf einem größeren ökologischen Fußabdruck durchs Leben gehen, werden mehr dafür zu bezahlen haben. So sehr ich bei meinen Abenteuern auf Technologie verzichtet habe, so sehr plädiere ich für die Entwicklung einer Technologie, die uns unabhängig macht von fossilen Brennstoffen. Und Ressourcen länger und besser nutzen lässt. Upcycling ist ein Gebot der Stunde, ein anderes ist eine Haltung des freiwilligen Verzichts. Wissen, nicht Protest, Erfindergeist, nicht Apathie, Hoffnung, nicht Schwarzmalerei liefern uns die geistige Energie, die uns mit den menschengemachten Umwelt- und Ressourcenproblemen wenigstens teilweise zurechtkommen lassen wird.
Status quo
Wissenschaft ist ein ständiger Versuch, Fehler zu korrigieren und dadurch neues Wissen zu generieren. Seit der Aufklärung sind auf diese Weise viele Probleme angegangen worden. Jede Lösung von Problemen schafft zwar neue Probleme, die aber in der Folge immer weniger gravierend werden, weil sich Irrtümer erkennen und mit Kreativität korrigieren lassen. Nicht Protest, sondern effiziente Fehlerkorrektur verbessert unser Habitat.
Fortschritt, der einen Nutzen für die Gesellschaft haben soll, braucht Optimismus und den Mut, Neues zu wagen.
Wo Veränderung nicht zugelassen wird, werden Problemlösungen vertagt, das Testen neuer Ideen verhindert. Das führt zu Stillstand im Status quo. Diesen aber gilt es hinter uns zu lassen und im demokratischen Diskurs Zukunft zu wagen. Wo gegen Kreativität, Fehlerkorrektur in kleinen Schritten, Anderssein nur protestiert wird, haben es neue Ideen schwer. Protestbewegungen, die das Anderssein verteufeln, haben es leichter sich zu behaupten, als solche, die Veränderung einfordern.
Bisher in der Reihe „Zeitenwende“ erschienen:
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- Anna Schneider: Freiheit
- Prof. Dr. Dr. Hermann Simon: Geschäftsmodell
- Reinhold Messner: Verzicht
- Dr. Jörg Haas: Digitalisierung
- Professor Dr. Ulrich Walter: Wissenschaft
- Professor Dr. Bettina Büchel: Kooperationen
- Frank Dopheide: Führung
- Dr. Daniel Stelter: Realitätssinn
- Yasmin Weiß: Bildung
- Marie-Christine Ostermann: Unternehmertum
- Milosz Matuschek: Jugend
- Marc Müller: Zukunftsfähigkeit
- Carsten Linnemann: Föderalismus
- Hauke Burkhardt: Rohstoffe
- Manfred Deues: Technologie
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Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, bestieg bereits als 5-Jähriger in Begleitung seines Vaters den ersten Dreitausender. Nach seinem Technik-Studium arbeitete er kurze Zeit als Mittelschullehrer, ehe er sich ganz dem Bergsteigen verschrieb. Ein Leben als Grenzgänger folgte.
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