Herausforderungen im Mittelstand priorisieren: Wie ein Beirat helfen kann
Mittelständische Unternehmer stehen permanent vor neuen Herausforderungen und Problemen, die aufgrund begrenzter Ressourcen und Möglichkeiten priorisiert und in eine zeitliche Reihenfolge gebracht werden müssen. Neue Projekt-Baustellen können erst eröffnet werden, wenn alte Baustellen abgearbeitet oder unvollendet wieder geschlossen werden.
Von Rudolf X. Ruter
Unglücklicherweise prasseln immer mehr dieser Belastungen von außen auf den Unternehmer nieder: Poly-Krisen, Energiemangel, Fachkräftemangel, Digitalisierung und Klimaneutralität zwingen oft zur Anpassung bestehender Prioritäten und bereits vorhandener Baustellen. Diese Herausforderungen kommen nicht nur von außen, sondern werden auch in der Priorisierung von der Politik, dem Regulator und sonstigen Stakeholdern vorgegeben: Emissionsreduzierungen, Verbrenner-Aus, digitalisierte ESG/Nachhaltigkeitsberichterstattung, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und Bürokratieausweitungen. Hier wird nicht nur in die unternehmerische Eigenentscheidung bezüglich Priorisierung eingegriffen, sondern auch wesentlich in die zeitlichen Abläufe aufgrund der gesetzlich sanktionierbaren Fristen und Termine.
„Jedes Unternehmen verkraftet nur eine bestimmte Anzahl von Veränderungsbaustellen“
Ein aktuelles Beispiel ist der Fachkräftemangel, der zahlreiche mittelständische Unternehmen dazu zwingt, kreative Lösungen zur Personalgewinnung und -bindung zu entwickeln. Diese Maßnahmen sind zeit- und kostenintensiv und erfordern eine Neupriorisierung bestehender Projekte. Gleichzeitig stellt die Digitalisierung eine große Herausforderung dar. Die Einführung neuer Technologien und digitaler Prozesse ist unerlässlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben, erfordert jedoch erhebliche Investitionen und Ressourcen.
Eine bemerkenswerte Fähigkeit
Zudem wird der Druck durch neue regulatorische Anforderungen immer größer. Die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes erfordert von Unternehmen detaillierte Kenntnisse ihrer Lieferketten und die Implementierung von Maßnahmen zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Standards. Dies bindet nicht nur personelle, sondern auch finanzielle Ressourcen, die andernfalls in andere Projekte fließen könnten.
Jedoch zeigt der deutsche Mittelstand eine bemerkenswerte Fähigkeit in der Meisterung solcher belastenden Fremdbestimmungen. Nach wie vor gilt: Jedes Unternehmen verkraftet nur eine bestimmte Anzahl von Veränderungsbaustellen. Wenn die Cashflow-Baustelle eine kurzfristige Konzentration aller Anstrengungen bedarf, müssen langfristige Themen in den Hintergrund treten.
Ein Beirat kann helfen
Ein Beirat kann hier einen wertvollen Beitrag leisten, indem er durch verschiedene Maßnahmen bei der Priorisierung unterstützt und hilft, den Überblick zu behalten:
- Strategische Beratung: Der Beirat bringt externe Expertise und Erfahrung ein, die bei der langfristigen Planung und Priorisierung von Projekten helfen kann. Er kann dabei unterstützen, die wichtigsten Herausforderungen zu identifizieren und eine klare Reihenfolge für deren Bearbeitung festzulegen.
- Risikobewertung: Durch eine objektive Bewertung der Risiken und Chancen kann der Beirat helfen, potenzielle Fallstricke frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Dies ermöglicht es, Ressourcen gezielt einzusetzen und unnötige Kosten zu vermeiden.
- Netzwerk und Kontakte: Der Beirat kann auf ein breites Netzwerk von Kontakten zurückgreifen, das für die Lösung spezifischer Probleme genutzt werden kann. Dies kann den Zugang zu neuen Märkten, Technologien oder Fachkräften erleichtern.
- Innovationsförderung: Durch die Einbringung neuer Ideen und Perspektiven kann der Beirat Innovationen fördern und damit zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beitragen. Dies ist besonders wichtig in Zeiten der Digitalisierung und des technologischen Wandels.
- Compliance und Regulatorik: Der Beirat kann dabei helfen, den Überblick über neue regulatorische Anforderungen zu behalten und sicherzustellen, dass das Unternehmen diese fristgerecht erfüllt. Dies reduziert das Risiko von Sanktionen und verbessert die rechtliche Sicherheit.
- Krisenmanagement: In Zeiten von Krisen kann der Beirat wertvolle Unterstützung im Krisenmanagement bieten. Durch seine Erfahrung und strategische Weitsicht kann er helfen, schnelle und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Durch diese vielfältigen Beiträge kann ein Beirat einen wertvollen Beitrag leisten, indem er bei der Priorisierung unterstützt und hilft, den Überblick zu behalten. Durch die Einbeziehung von Expertenmeinungen und externen Perspektiven kann ein Beirat dabei helfen, strategische Entscheidungen zu treffen und sicherzustellen, dass die begrenzten Ressourcen effizient eingesetzt werden. So können Unternehmer sicherstellen, dass sie trotz zahlreicher Baustellen den Zugang zu ihren Mitarbeitern und Kunden finden und den Markt und Mitbewerber nicht aus den Augen verlieren.
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Rudolf X. Ruter ist Wirtschaftswissenschaftler, Autor, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater. Er ist ein Experte für Aufsichtsräte und Beiräte, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Themen wie Nachhaltigkeit und Corporate Governance. Sein „Podcast für den Aufsichtsrat“ erzielt er regelmäßig hohe Reichweiten. Nach seiner Tätigkeit als Gesellschafter und Geschäftsführer bei Arthur Andersen baute er als Partner bei Ernst & Young den Geschäftsbereich Nachhaltigkeit in Deutschland auf und leitete diesen bis 2010. Ruter war von 2008 bis 2013 Leiter des Arbeitskreises ‚Nachhaltige Unternehmensführung‘ in der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. und Mitglied der Expertenkommission des Deutschen Public Corporate Governance – Musterkodex. Webpräsenz
Ein Beirat muss hier unterstützen, in der Tat.
Priorisieren ist sicher zentral um die Flut an Veränderungsbedarfen zu stemmen. Dabei ist aus meiner Erfahrung besonders wichtig, dass ein Beirat auch konkret wird und aktiv unterstützt beim „wegpriorisieren“, z.B. aufgrund der Risikobewertung wie Rudolf Ruter richtigerweise nennt. „Wir sollten uns um Thema XX im nächsten Jahr NICHT kümmern.“ Das Risiko können wir tragen, die Compliance-Vorschriften machen es nicht notwendig. Und damit der Belegschaft den Rücken freihalten.
Ein anderer Aspekt kann oft das zielorientiere Zusammenführen von Bedarfen sein. Auch hier kann ein Beirat unterstützen, indem wir Innovationsförderung und das Nötig verbinden. Beispiel: Die IT-Abteilung ist typischerweise der Engpasse Nummer 1 bei allen Veränderungen. Und nun soll auch noch KI umgesetzt werden. Hier kann ein Beirat helfen das Augenmerk auf die Umsetzung des Nötigen mithilfe von KI zu lenken. So können beispielsweise drängende Probleme der technologischen Altlasten die der IT-Abteilung schmerzen mit Hilfe von KI angegangen werden. Somit Innovationserfahrungen mit dem Nötigen verbunden und die Organisation entlastet werden. Das hilft wirklich weiter, wenn ein Beirat das schafft.
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Wichtig ist die richtige Zusammensetzung des Beiratsgremiums
Ich erlebe in meinen Beiratsrollen, dass Vielfalt der Kompetenzen und Erfahrungen Gespräche zu allen Themen bereichert, unabhängig vom Thema. Anders als spezifische Beratung. Wird sehr geschätzt.
Rudolf X. Ruter beschreibt treffend die Herausforderungen des Mittelstands und die Bedeutung von Beiräten.
In meiner langjährigen Erfahrung im B2B Vertrieb und Business Development habe ich festgestellt, dass diese Herausforderungen nur durch gezielte und strategische Ansätze bewältigt werden können. Hier kommt der Beirat ins Spiel. Ich möchte die Ausführungen von Herrn Ruter um einige Aspekte aus meiner Praxis ergänzen:
Strategische Impulse im Vertrieb und in der Geschäftsentwicklung:
Der Beirat kann gezielte Impulse im Vertrieb und Business Development geben. Durch den Input externer Experten können neue Marktzugänge erschlossen, innovative Vertriebsstrategien entwickelt und bestehende Prozesse optimiert werden. Diese Expertise ist unerlässlich, um in einem wettbewerbsintensiven Umfeld erfolgreich zu sein.
Netzwerk und Synergien:
Beiratsmitglieder verfügen häufig über ein breites Netzwerk, das über die eigenen Kontakte des Unternehmens hinausgeht. Dieses Netzwerk kann genutzt werden, um Synergien zu schaffen, Partnerschaften zu entwickeln und neue Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren. Gerade im B2B-Bereich, wo persönliche Beziehungen und Vertrauen eine große Rolle spielen, kann dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
Innovationen im Vertrieb fördern:
Die Digitalisierung erfordert nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch innovative Ansätze im Vertrieb. Ein Beirat kann helfen, digitale Vertriebsstrategien zu entwickeln und umzusetzen, die den Zugang zu neuen Märkten erleichtern und die Effizienz steigern. Dies ist besonders wichtig, um in Zeiten des technologischen Wandels wettbewerbsfähig zu bleiben.
Risikomanagement im Business Development:
Im Business Development ist es entscheidend, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. Ein erfahrener Beirat kann durch seine objektive Sichtweise und seine Erfahrung in verschiedenen Branchen helfen, potenzielle Risiken zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. So können Ressourcen gezielt eingesetzt und unnötige Kosten vermieden werden.
Ein Beirat kann mittelständischen Unternehmen also nicht nur in allgemeinen strategischen Fragen, sondern auch spezifisch in den Bereichen Vertrieb und Business Development wertvolle Unterstützung bieten. Die Expertise und das Netzwerk der Beiratsmitglieder tragen dazu bei, innovative Ansätze zu entwickeln, Risiken zu minimieren und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.