![Reinhold_von_Eben-Worlée (Anne Kreuz Fotografie)](https://ddwcdn.b-cdn.net/wp-content/uploads/2018/02/Reinhold_von_Eben-Worlée_BQ_AnneGrossmannFotografie_11-1-807x602.jpg)
Der Staat verkämpft sich auf Nebenschauplätzen
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben sich auf eine Verlängerung und Verschärfung der aktuellen Corona-Maßnahmen geeinigt. Diese Beschlüsse verlegen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung auf Nebenschauplätze, auf denen aber keine wesentlichen Fortschritte bei der Virus-Bekämpfung zu erzielen sein werden.
Von Reinhold von Eben-Worlée
Die Runde um Kanzlerin Merkel hat sich auf eine Pflicht zum mobilen Arbeiten geeinigt. Diese Pflicht bringt erneut einen Batzen Bürokratie mit sich. Um für Kontrollen durch die Arbeitsschutzbehörden vorbereitet zu sein, müssen die Betriebe enormen Dokumentationspflichten nachkommen, um für jeden Angestellten, der nicht mobil arbeiten kann, die betriebliche Präsenznotwendigkeit nachzuweisen. Andererseits würden die Behördenmitarbeiter, die nun mit der Kontrolle der Home-Office-Pflicht beauftragt werden, an anderen Stellen dringender gebraucht – beispielsweise in den Gesundheitsämtern. Die Regierung verkämpft sich auf Nebenschauplätzen.
75 Prozent der Familienunternehmen bieten ihren Mitarbeitern bereits Home-Office an. In diesen Zahlen sind auch Handwerksbetriebe und Einzelhändler dabei, deren Mitarbeiter kaum ins Home-Office wechseln können. Eine weitere Umfrage belegt, dass 91,3 Prozent der in Familienunternehmen mit Corona-krankgemeldeten Mitarbeiter sich außerhalb der Betriebe angesteckt haben. Das belegt: Die Schutzmaßnahmen, die unsere Betriebe seit Beginn der Corona-Krise im März eingeführt haben, wirken, denn Unternehmen sind keine Infektionstreiber. Während die politisch Verantwortlichen mit Kanonen auf Spatzen bzw. Unternehmen schießen, lassen sie die dringenden Aufgaben weiter liegen. Die wichtigen Fragen, die man sich in diesem Kontext stellen sollte, sind, wann endlich die Digitalisierungsoffensive für die überlasteten Gesundheitsämter kommt? Wann ist auch die letzte Schule so digital ausgestattet, dass Fernunterricht unkompliziert und zielführend möglich ist? Wann werden Alten- und Pflegeheime personell und konzeptionell so ausgestattet, dass die am meisten Gefährdeten wirksam geschützt werden?
Reinhold von Eben-Worlée, Geschäftsführender Gesellschafter der E.H. Worlée & Co. (GmbH & Co.) KG in Hamburg, ist Präsident des Verbands DIE FAMILIENUNTERNEHMER
Ich finde, wenn sich tatsächlich 91,3 % der in Familienunternehmen tätigen Coronainfizierten außerhalb der Betriebe angesteckt haben, dann müssen die erst recht zu Hause bleiben, könnten aber sehr wohl mobil arbeiten. Es bedarf beider Dinge: Kontrolle, daß Firmen mobiles Arbeiten in diesen Zeiten ermöglichen UND Aufstockung/Digitalisierung der Gesundheitsämter.
Es wird so getan, als ob Homeoffice generell eine Wohltat wäre. Es ist aber eine Krücke und ein Ersatz, also abschaffenswert bis auf eine Minderheit. Der Kontakt zum Geschäftspartner muß persönlich sein und bleiben, zum Kollegen ebenfalls. Man lebt sich auseinander. Videokonferenzen sind zum Einschlafen oder – wie man ja hörte – ein Alibi zum Spielen.