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Stilvoll Reisen: Luzern und der neue Bürgenstock
Die Gegend um den Vierwaldstättersee zählt zu den schönsten Regionen der Schweiz und die Stadt Luzern an dessen Ufer ist das Schmuckkästchen. Im Hintergrund die Berge, davor der See, so wirkt die Stadt mit ihren farbenfrohen Gebäuden, Türmchen und mittelalterlichen Gemäuern wie aus einem Märchen. Doch auch kulturell hat die Stadt einiges zu bieten – und dann ist da noch der legendäre Bürgenstock. / Rubrik Stilvoll reisen
Der Konzertsaal und das Sommermusikfestival von Luzern versammelt die Weltstars der Klassik. Seit mehr als 75 Jahren präsentiert man berühmte Orchester, legendäre Dirigenten und virtuose Solisten in Luzern. Das Sommer-Motto 2023 «Paradies» ist gleichermaßen aktuell wie ambivalent: In Zeiten des Klimawandels und des Kriegs in der Ukraine steht es für die Sehnsucht nach der heilen Welt. Das Paradies ist ein Ideal für etwas, das es nicht mehr gibt, vielleicht auch niemals gegeben hat, und das doch die Fantasie beflügelt: als Sinnbild des ewigen Lebens, einer intakten Natur, des Glücks und des Friedens.
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Luzerns Festival spürt dem Thema nach, unter anderem mit vier Mahler-Sinfonien, einer halb Szenischen Aufführung von Henry Purcells The Fairy Queen, einer konzertanten Fassung von Richard Wagners Rheingold, mit den Jahreszeiten von Joseph Haydn, der Alpensinfonie von Richard Strauss und der Uraufführung eines Auftragswerks zum Thema «Paradies» von Jessie Cox. Neben den Berliner und Wiener Philharmonikern sowie dem Royal Concertgebouw Orchestra sind unter anderem das Boston Symphony Orchestra, das Gewandhausorchester Leipzig, das Oslo Philharmonic und die Staatskapelle Dresden zu Gast.
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Picasso in der Sammlung Rosengart
Ebenso beeindruckend, wenn auch weniger bekannt, ist die Kunstsammlung Rosengart, die von dem verstorbenen Schweizer Kunsthändler Siegfried Rosengart und seiner Tochter Angela liebevoll zusammengetragen wurde. Sie ist bekannt für ihre vielen späten Werke von Picasso, mit dem die Rosengarts eng befreundet waren. Dennoch zieht es einen in Luzern, umgeben von so viel natürlicher Schönheit, immer wieder hinaus. Der Berg Pilatus erhebt sich über der Stadt und kann mit der steilsten Zahnradbahn der Welt erreicht werden. Hinab geht es dann mit der Luftseilbahn.
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Der legendäre Bürgenstock
Trotz des überaus luxuriösen Hotelangebots in Luzern lohnt es sich im gegenüberliegenden Bürgenstock Resort abzusteigen. Wer mit dem Zug reist (Für uns deutsche eher exotisch, aber in der Schweiz aufgrund der Qualität – und Pünktlichkeit der Züge! – überaus empfehlenswert, und daher sehr beliebt) der kommt in den Genuss der besonders stilvollen Anreise mit dem Boot, welches gegenüber des Bahnhofs von Luzern ablegt. Nach einer halbstündigen Fahrt über den ruhigen See wird einem am Anleger das Gepäck abgenommen und man steigt direkt in eines der kleinen Holzabteile der restaurierten Standseilbahn von 1888, welche den Gast zu einem der berühmtesten Hotels der Schweiz hinauf bringt. Das Bürgenstock Resort besteht nicht nur aus einem, sondern aus vier Hotels, von denen das älteste aus dem Jahr 1903 stammt, und die zusammen 10 Restaurants und Bars sowie zwei Spas umfassen – eines davon, das preisgekrönte Alpine Spa, erstreckt sich über 10.000 Quadratmeter.
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Glas, Stahl und Belle-Epoque
Bis in die 1980er Jahre war der Bürgenstock eine Legende unter Europas Reisenden: Audrey Hepburn heiratete 1954 in der Kapelle des Hotels und Sophia Loren und ihr Ehemann Carlo Ponti lebten einige Jahre in einem Chalet auf dem Gelände. Der nun nach einer rund 550 Millionen Euro teuren Renovierung spektakulär wiederbelebte Komplex ist so dramatisch auf einem Bergkamm gelegen und blickt auf den Vierwaldstättersee hinunter, dass allein die Aussicht eine Reise wert ist. Das Haupthaus aus Glas und Stahl ist ein spektakulärer Neubau, der teilweise über die Kante des Berges hinausragt, das altehrwürdige Palace spielt mit Belle Époque Elementen und modernster Ausstattung. Das Waldhotel ist der Medical Wellness gewidmet und bietet Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation im Ambiente eines 5-Sterne-Hotels. Den atemberaubenden Blick auf den See oder die Almlandschaft auf der Hochebene hinter dem Hotel und in die Berge hat man von allen Häusern.
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Eines der besten Wellnesshotels Europas
Das Hotel richtet sich vor allem an Wellness-orientierte Paare, die eine Auszeit suchen und dabei keine Kosten scheuen. Die 10.000 Quadratmeter große Wellness-Welt aus Holz und Schiefer, die sich über drei Etagen erstreckt und deren raumhohe Fenster die Pracht der Berge unterstreichen, definiert das Wellness-Design neu. Während die meisten Spas den Blick nach innen richten und wie Kokons sein möchten, geht es hier darum, nach draußen zu schauen und die unglaubliche Umgebung zu genießen. Es gibt lauschige Ecken und gemütliche Sessel um den Kamin und den Zen-Artigen Saunabereich mit diversen Whirlpools, aber die ganze Architektur ist darauf ausgerichtet, dass Sie die Aussicht genießen können, egal ob Sie in der Sauna oder im Dampfbad schwitzen, sich im Innenpool ausstrecken oder nach einer Hot-Stone-Massage oder einer Gesichtsbehandlung in einen der besten beheizten Infinity-Außenpools schwimmen.
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Pan-Asiatische Küche in Loft-Atmosphäre
Die 10 Restaurants, Lounges und Bars sind für alle zugänglich, egal ob Sie im günstigsten oder im teuersten Zimmer übernachten. Dabei hat uns vor allem die spektakuläre, voll verglaste Bar mit Blick auf den See und das Spices Kitchen and Terrace Restaurant begeistert. Im Loft-artigen Ambiente des „Spices“ wird authentisch Pan-Asiatisch gekocht und alles an Klassikern, was die indische, japanische, thailändische und chinesische Küche bereithält, in feiner und fantasievoller Art auf den Tisch gebracht. Dazu kommen eine Brasserie, das Schweizer Chalet Restaurant, die Osteria und ein persisches Restaurant, um nur einige aufzuzählen.
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VIP-Empfang auch für Vierbeiner
Auf dem 60 Hektar großen Gelände finden sich dann noch ein Golfplatz, Tennisplätze und alle erdenklichen Möglichkeiten für Bewegung und Entspannung in unberührter Natur. Wir erlebten den Bürgenstock übrigens unglaublich hundefreundlich und unserem Vierbeiner wurde ein VIP-Empfang bereitet, den wir so vollendet noch nicht erlebt haben. Hundebett, Hundeleckerlis, Wassernapf und Hundespielzeug lagen nicht nur am Zimmer, sondern auch am Nachmittag an unserem reservierten Tisch zum Afternoon-Tea in der Lobby-Bar bereit. Vom Hundestitter und Gassi-Service haben wir jedoch nicht Gebrauch gemacht, die Umgebung ist so schön, da mag mal selbst gehen.
Die Katara Hospitality AG hat als Eigentümerin 550 Mio. sfr in die Bauten und 700 Mio. sfr in den Landbesitz investiert. Seit 2017 ist das Resort in Betrieb. Stand heute sind alle Boutiquen und Geschäfte am Ort wieder ausgezogen, da der Umsatz ungenügend war. Der Dermatologe und die Dentalklinik sind mangels Kunden weggezogen. 67 Luxusappartements konnten bis heute weder vermietet noch verkauft werden. Die Rehaklinik im Waldhotel verzeichnet eine rege Fluktuation des Personals. „Luxusgäste, die sich ein goldenes Hüftgelenk implantieren lassen“, haben sich nicht eingefunden. „Normale“ Tagesgäste sind, ausser im Waldhotel und in der Taverne, nicht erwünscht. Das sind die Tatsachen nach 6 Jahren Betrieb. Mittlerweile wird vermeldet, dass ein Käufer für 1.2 Mia. gesucht wird. Wahrlich atemberaubend.
Lieber Herr Mehner, vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Wir hatten einen tollen Aufenthalt im Bürgenstock Resort und ich kann daher nur das Beste berichten. Dass ich seit 15 Jahren über Luxus-Hotellerie schreibe, heisst auch, dass ich einen durchaus kritischen Blick und durch den direkten Vergleich sehr hohe Ansprüche habe. Meine hohen Erwartungen wurden auf dem Bürgenstock erfüllt. Ich hatte mich auch nach dem Gesundheits-Konzept im Waldhotel erkundigt und mir wurde gesagt, dass man es konzeptionell neu aufstellen möchte. Ich habe daher nicht darüber berichtet. Die Lobby-Lounge war tagsüber voller externer Gäste und zumindest über die Gäste in der Nähe unseres Tischen kann ich sagen, dass diese genauso zuvorkommend behandelt wurden wie wir selbst. Auch Abends habe ich in den Restaurants ebenfalls viele externe Gäste gesehen, was man im Frühjahr an den mitgebrachten Mänteln gut erkennen kann. Der Bürgenstock ist kein „einfaches“ Projekt, was wohl schon die ehemaligen Eigentümer UBS und Richemont gemerkt haben, da sie das Projekt noch vor Baubeginn weitergereicht hatten. Es scheint mir daher ganz natürlich, dass dieses gewaltige Projekt nicht in allen Teilen von Anfang an erfolgreich sein kann. In der Hotellerie sind es auch eher 30 Jahre als 6 Jahres Zeiträume in denen man rechnet. Man kann über Katara denken wie man will, aber ich denke es ist ein Glücksfall für die Region, dass soviel Geld investiert wurde und der Bürgenstock in der Form wieder eröffnet hat. Nicht nur touristisch sondern auch für die Bauwirtschaft, Handwerk und seit Eröffnung für hochqualifiziertes Personal, landwirtschaftliche Erzeuge in der Nachbarschaft ( Der Käse beim Frühstück war so gut, dass wir in der Käserei unterhalb des Bürgenstock noch einiges an Proviant für den Heimweg gekauft haben ) Es ist leider in Europa populär Luxus mit Sozialneid zu begegnen. Doch sind es nicht genau diese Projekte die Wertschöpfung für alle bringen?
Sehr geehrter Herr Karimian
Sie kennen die Innensicht aufgrund ihres Aufenthalts.
Zweifelsohne, das Ambiente innen ist luxuriös, edel.
Innensicht hatte ich als Rehapatient in der Waldklinik während eines Monats ebenfalls zur Genüge.
Das war 2018 und schon damals zeigte sich, dass das Resort nicht den Zuspruch hat, den es aufgrund der Dimensionen eigentlich benötigt, um rentabel zu sein.
Das Personal langweilte sich mit den wenigen Patienten und Hotelgästen. Das waren keine Anlaufschwierigkeiten, sondern zieht sich bis heute hin. Das medizinische Fachpersonal wechselte unterdessen mehrfach. Das spricht wohl für sich.
Die wenigen Grossanlässe, wie demnächst die KMPG-Privatparty mit dem Auftritt von Robbie Williams, mögen spektakulär sein, aber insgesamt scheint das zu wenig zu sein.
Die Reichen aus aller Welt, die mit ihren Privatjets in Buochs landen und längere Zeit im Resort verweilen, sind bisher ausgeblieben.
Auf diese war das Resort hauptsächlich zugeschnitten.
Die Nennung dieser Zustände hat nun nichts mit Neid zu tun, es ist einfach die Realität.
Kanton und Gemeinden, sprich die Steuerzahler, haben ihrerseits viel in die Erschliessung des Resorts investiert. Ob sich die Investitionen letztendlich lohnen, ist aufgrund der Situation fraglich. Bei zu wenig Einnahmen ist aufgrund des Abschreibers und des hohen Aufwands für Personal und Betrieb-Unterhalt auf Jahre hinaus nichts zu erwarten.
Die Aussensicht des Betriebs mit den verlassenen Läden, den vielen leerstehenden Wohnungen und die hohe Personalfluktuation trübt die luxuriös anmutende Innensicht des einzelnen Gastes.
Ich bin als Einheimischer sehr oft auf dem Bürgenstock unterwegs und sehe von aussen zur Genüge was hier abgeht.
Die verlassenen Läden und die Ruhe auf den Aussenplätzen tagsüber bei schönstem Wetter muten eigenartig an.
Nicht logierende Gäste erhalten in den Aussenbereichen keinen Service, obwohl alles leer ist.
Kurz gesagt: Weniger wäre wohl passend und mehr gewesen.
Zuletzt: So entschieden hat das Resort die Verkaufsabsichten nicht dementiert … warten wir ab.