TrendWatch: Aktuelle Stimmungstrends bei Internetsuchen

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Suchmaschinenbegriffe zeigen, welche Themen, Produkte und Unternehmen die Menschen aktuell interessieren. SISTRIX, ein Anbieter zur Messung solcher Suchanfragen und Partner für die DDW-Unternehmensbewertung, hat einige der aktuellen Keyword-Trends analysiert – ein aufschlussreicher Spiegel unserer Tage.

„Energiepauschale“

Das große Thema der deutschen Gesellschaft bleiben die hohen Preise für Energie. Unzählige Keywords zum Thema Strom, Gas und Heiz-Alternativen finden sich unter denen mit massiv ansteigendem Suchvolumen. Ganz vorn: die Energiepauschale, mit der die Bundesregierung den Kostenanstieg insbesondere für Leute mit wenig Einkommen abfedern will.

Auch wenn die Auszahlung des Geldes, im Original übrigens “Energiepreispauschale” genannt, relativ einfach zu verstehen ist, war die Neugier der Menschen groß und sie suchten millionenfach im Netz. Informationen aus erster Hand gibt es auf den Websites des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Weitere aktuelle Such-Trends zum Thema Energie: “Gasspeicher Füllstand”, “Entlastungspaket”, “Braunkohlebriketts”, “Gaspreise”, “Gasanbieter” und “Kerzen kaufen”.


“Grundsteuererklärung Ausfüllhilfe“

Während die Energiepreispauschale in der Praxis eine relativ einfache Sache ist, gilt für die Grundsteuererklärung das ziemliche Gegenteil. Die Reform der Grundsteuer war nötig geworden, weil das Bundesverfassungsgericht die bisherigen Regelungen für nicht verfassungskonform erklärt hatte und ein neues Gesetz her musste.

Problem: Die Formulare, mit denen nun jeder Eigentümer und jede Eigentümerin eines Grundstücks Lage, Fläche, Baujahr, Bodenrichtwert und anders an die Finanzämter melden muss, scheinen viele Menschen komplett zu überfordern. Zudem gibt es in den unterschiedlichen Bundesländern auch noch unterschiedliche Regelungen und Formulare.

Unter den Keywords, die in den vergangenen Monaten einen extremen Anstieg verzeichnet haben, sind unzählige zur Grundsteuer, darunter alle Bundesländer verbunden mit dem Wort “Grundsteuer”, also “Grundsteuer Bayern”, “Grundsteuer NRW”, usw. Ebenfalls vorn dabei – und da zeigt sich das Problem besonders gut: “Grundsteuererklärung Ausfüllhilfe”.


„Patagonia“

Das kalifornische Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia hat im September einen weiteren großen Popularitätsschub erlebt. Der Grund: nicht etwa neue Produkte, sondern die Entscheidung des 83-jährigen Firmengründers Yvon Chouinard, sein Unternehmen in eine gemeinnützige Stiftung zu übertragen. Sämtliche Gewinne sollen damit in den Kampf gegen den Klimawandel gehen. “Die Erde ist jetzt unser einziger Aktionär”, so Chouinard.

Das Suchvolumen zum Keyword “Patagonia” lag daraufhin ungefähr beim Fünffachen der bisherigen Peaks. Wie viele derjenigen, die nach der Marke gesucht haben, anschließend auch Produkte gekauft haben, ist natürlich nicht bekannt, doch ein paar Euros für den Klimaschutz werden sicher dabei ausgegeben worden sein.


„eGun“

Wer die Website dieses Online-Marktplatzes besucht, wird sich vorkommen wie auf einer Zeitreise: eGun.de scheint sich seit der Gründung vor 20 Jahren nicht grundlegend geändert zu haben – inklusive des quietschbunten Logos, das an das frühere ebay-Logo erinnert. Doch trotz des antiquierten Layouts ist eGun erfolgreich, erreicht laut Similarweb 2 bis 3 Millionen Visits pro Monat, rund zwei Drittel davon aus Deutschland.

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Doch was ist eGun denn nun? Ein Marktplatz für Waffen? Ja. Allerdings keiner aus dem Darknet, sondern ein sehr legaler Marktplatz für Jäger, Sportschützen und Angler. 958.000 Mitglieder hat eGun nach eigenen Angaben, dem Suchvolumen zufolge dürften es in den vergangenen Wochen viele mehr geworden sein. Womöglich sorgt die Inflation dafür, dass verstärkt gebrauchte Produkte gekauft werden – oder sogar dafür, dass sich Menschen verstärkt durch Jagen und Angeln selbst versorgen wollen.


„Nosferatu Spinnen“

Regelmäßige Klickerfolge journalistischer Websites drehen sich im Herbst rund um gruselig aussehende Spinnen. War es in den vergangenen Jahren vor allem die Hauswinkelspinne, die insbesondere in den sozialen Netzwerken für Angst und Schrecken sorgte, gibt es in diesem Jahr einen neue Star im Spinnennetz: die Nosferatu-Spinne.

Die eigentlich harmlose Spinne lebte laut NABU bis vor ca. 20 Jahren ausschließlich im Mittelmeerraum, hat aber seitdem die Reise gen Norden angetreten – “als blinder Passagier im stetig wachsenden Güterverkehr und Profiteur des Klimawandels”. 2005 wurde sie demnach in Freiburg entdeckt, inzwischen bis hin nach Bremen.

Ihren Namen hat die Nosferatu-Spinne tatsächlich von der Vampir-artigen Sagengestalt, die Mitte des 19 Jahrhunderts entstand. Denn: Die Spinne kann tatsächlich beißen. Dennoch ist sie für den Menschen komplett ungefährlich, das Gift des Tieres “ähnelt einem Mückenstich oder in selteneren Fällen einem leichten Bienenstich”.


„Coca Cola Edeka“

Zum großen Aufreger unter Liebhabern süßer Erfrischungsgetränke gehört in diesem Herbst der Streit zwischen der Supermarktkette Edeka und dem Konzern Coca-Cola. Nach einer Preiserhöhung des Getränkeherstellers, den Edeka nicht akzeptieren wollte, verhängte Coca-Cola einen Lieferstopp, gegen den der Einzelhändler vorging. Zunächst bekam Edeka Recht vor Gericht, doch das Landgericht Hamburg hob die einstweilige Verfügung auf, Edeka muss nun erstmal wieder Produkte von Coca-Cola annehmen und verkaufen.

Angesichts von Preiserhöhungen in vielen Branchen, für die u.a. Lieferkettenprobleme, gestiegene Rohstoffkosten und anderes als Grund genannt werden, häufen sich solche Fälle wie der zwischen Edeka und Coca-Cola. In einer kürzlich vom “Handelsblatt” zusammengestellten Übersicht werden u.a. Ritter Sport, Mars, Mondelez, Coca-Cola, Pepsi, Jacobs Kaffee und Kellogg’s genannt, die sich in Streitigkeiten mit verschiedenen Supermarktketten befinden.


„Delay Sports“

Die Top 3 der Berliner Fußballvereine auf Instagram lautet derzeit wie folgt: Dritter ist Union Berlin mit 196.000 Followern, Zweiter Hertha BSC mit 255.000 und Erster Delay Sports Berlin mit 458.000. Ja, richtig gelesen: Delay Sports erreicht so viele Menschen auf Instagram wie die Bundesligisten Hertha und Union zusammen.

Falls Sie noch nie von Delay Sports gehört haben, so ist das nicht allzu schlimm, der Verein spielt nur in der Berliner Kreisliga C, Staffel 4. Doch wie kommt ein Elftligist (!) auf so viele Follower wie zwei Bundesligisten zusammen? Des Rätsels Lösung ist der Gründer des Vereins und gleichzeitiger Spieler Elias Nerlich. Der 24-Jährige, der einst zumindest mal in der Brandenburgliga und damit in der 6. Liga kickte, verdient sein Geld mit YouTube-Videos, Twitch-Streams und Instagram-Posts, ein so genannter “Influencer”.

Nerlich aka “EliasN97” aka “Eligella” verfügt auf Twitch über 1,3 Millionen Follower, auf YouTube über 1,1 Millionen und auf Instagram ebenfalls über 1,1 Millionen. Anstatt nur Videospiele zu spielen und ins Netz zu übertragen, beschloss Nerlich, einen eigenen Fußballverein zu gründen, Gesagt, getan, Delay Sports ist Tabellenführer in seiner ersten Saison, lockt über 1.000 Zuschauer und Zuschauerinnen in die 11. Liga und 458.000 Fans auf Instagram.


„BeReal“

Die Hype-Plattform unter den sozialen Netzwerken heißt seit einigen Monaten BeReal. Die 2020 gegründete App aus Frankreich fordert ihre angemeldeten Nutzerinnen und Nutzer einmal pro Tag – zu täglich wechselnden Uhrzeiten – auf, innerhalb von zwei Minuten zwei Fotos zu posten, jeweils eins mit der Kamera der Vorderseite des Smartphones und eins mit der Rückseite. Die Fotos können in der App nicht bearbeitet werden, sondern sollen wie im Namen schon zu erkennen, “real” sein.

BeReal befand sich bereits in 46 Ländern auf Platz 1 der Apple-Charts, wurde mehr als 50 Millionen mal heruntergeladen und sammelte jüngst in einer Finanzierungsrunde 60 Millionen US-Dollar ein. Der Wert des Unternehmens wird damit auf 600 Millionen US-Dollar beziffert.


„Monet Seerosenteich“

Auch ein Kunstwerk des französischen Malers Claude Monet, der von 1840 bis 1926 lebte, befindet sich unter den aktuellen Such-Trends. Monet hatte auf seinem Grundstück einen Seerosenteich angelegt, den er auf zahlreichen Bildern verewigte, eins davon hängt beispielsweise in München.

Der Grund für die aktuelle Bekanntheit des Seerosenteichs stammt aber aus Österreich. Dort wurde in der Wiener Marx Halle Ende Oktober “Monets Garten” eröffnet, ein “immersives Ausstellungserlebnis”, wie es der Veranstalter nennt. “Immersiv” deswegen, weil die Besucherinnen und Besucher in eine 360-Grad-Welt abtauchen, erschaffen mit modernster Technik aus Installationen, Projektionen und Musik. Österreichische Medien bezeichnen den “Garten” als “neuen Insta-Hotspot”.


„Mundraub“

Und nun wollen Sie natürlich wissen, warum einer der aktuellen Suchtrends “Mundraub” lautet. Die Befürchtung, dass Nutzerinnen und Nutzer angesichts der Inflation googlen, ob für sie Mundraub in Frage komme, ist glücklicherweise überflüssig. Denn: Der Grund für den Anstieg von “Mundraub”-Suchen ist eine gleichnamige Online-Plattform mit genialer Idee.

“Mundraub.org” ist nämlich die nach eigenen Angaben “größte deutschsprachige Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften”. “Essbare Landschaften” bedeutet nichts anderes als Bäume, Büsche und andere Pflanzen, die sich auf öffentlichem Grund und nicht in einem Schutzgebiet befinden und etwas Essbares haben: Obst, Nüsse, Kräuter, etc.

Über 76.000 Orte haben Nutzerinnen und Nutzer schon in die “Mundraub”-Landkarte eingetragen, die meisten davon in Deutschland. Insbesondere im Herbst erlebt die Plattform nun einen kleinen Boom, verdoppelte ihren Traffic laut Similarweb auf immerhin 200.000 Visits pro Monat.

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Seit der Gründung im Jahr 2004 ist die in Bonn ansässige SISTRIX GmbH der führende Anbieter browserbasierter Online-Marketing-Software in Deutschland. Die Toolbox erhebt automatisch alle wichtigen Daten zu praktisch jeder Domain und überprüft automatisch jede Woche die Rankings zu vielen Millionen Keywords in über 12 Ländern der Welt. Die TrendWatch-Reihe kann im kostenfreien Newsletter von Sistrix direkt bezogen werden: Hier zur Anmeldung

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