Wen sollen wir wählen, Herr Dr. Weimer?
Er ist einer der erfahrensten Medienmacher und politischen Beobachter: Dr. Wolfram Weimer war Redakteur der FAZ, Chefredakteur von WELT und FOCUS sowie Gründer des Politikmagazins CICERO. Heute gibt er in seiner WEIMER MEDIA GROUP diverse Titel heraus wie The European, Börse am Sonntag und Der WirtschaftsKurier. Zum Start einer neuen Reihe zum Superwahljahr gibt er im Gespräch mit Michael Oelmann Antwort auf die Frage „Wen sollen wir wählen?“
Weimer hält die diesjährige Bundestagswahl für „eine Zäsur“: Die Geschichte zeige, dass nach langen Regentschaften wie der von Merkel große politische Wechsel stattfänden und sich Deutschland neu sortiere. Hinzu käme, dass es einen großen Reformstau in Deutschland und es große Veränderungen um es herum gäbe, wie Digitalisierung, China und Europa. „Es wird ein größerer Einschnitt als sonst“, so Weimer.
„Alles ist möglich“, meint der Publizist zur Konstellation in der deutschen Politik.
Bezüglich der Grünen meint Weimer, sowohl Baerbock als auch Harbeck seien „biographisch noch nicht präperiert für die ganz hohen Ämter“. Eigentlich wäre es gut, wenn beide erst einmal Minister würden. Der Zeitgeist spräche aktuell für die Grünen. Doch auch hier sei noch nichts ausgemachte Sache: „Die Grünen sind Weltmeister im Versemmeln von großen Wahlchancen“, wie die Vorjahre gezeigt hätten, wo sie nach Höhenflügen jeweils bei nur rund neun Prozent landeten.
Dass die Grünen im Falle der rechnerischen Mehrheit eine rotrotgrüne Koaliton bilden würden, glaube er nicht, weil sie aktuell Richtung Mitte zielten und sie in derartigen Koalitionsverhandlungen in die Defensive gerückt würden. Dennoch bliebe die Gefahr einer solchen „nicht guten Lösung für Deutschland“, weil die Grünen dann Zugriff auf das Kanzleramt hätten.
Die SPD dürfe man „nicht unterschätzen“, meint Weimer. Wahlen in Metropolen wie Hamburg oder München hätten gezeigt, dass die SPD die Grünen durchaus auch überholen könne. Die SPD habe ein grundsätzliches Potential von 25 Prozent, was zur Zeit nicht ausgeschöpft sei und sich schnell ändern könne.
Für die AfD gäbe es zwar keine Koalitionsoption, aber die Partei läge stabil bei rund zehn Prozent, was „ziemlich viel“ sei. Dies sei ein Indiz für „eine große Unzufriedenheit, speziell in Ostdeutschland, mit bestimmten Formen der bestehenden Politik“. Als Beispiel nennt Weimer den Reformbedarf beim Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen, das „in großen Teilen des Bürgertums“ kritisch gesehen würde. Solche Dinge müsse eine künftige Regierung ernstnehmen und adressieren.
Bezüglich der CDU erinnere ihn Armin Laschet an die frühen Jahre von Angela Merkel, der man damals nicht viel zugetraut hätte. Laschet solle man nicht unterschätzen: „Er ist erfolgreicher Ministerpräsident, habe Wahlen gewonnen und ist eine balancierte Persönlichkeit“. Er habe leine „zweite Agenda“, sondern sei integer. Mit Laschet als Kanzler müsse Deutschland nichts befürchten.
Die FDP wiederum könne aktuell „ihr Glück kaum fassen“, meint Weimer. Die politischen Fehler auf der anderen Seite, speziell der CDU, würden ihr in die Hände spielen. Ihre Themen Freiheit, Wirtschaft, Digitalisierung seien jetzt gefragt. „Ich glaube, die FDP wir deutlich zweistellig“, sagt Wolfram Weimer.
Und wen soll man nun wählen? Wolfram Weimer plädiert dafür, die Mitte der Gesellschaft zu stärken: „Ich halte es für wichtig, dass die Frage der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt gestellt wird“, denn: „Corona wird gehen, aber die Strukturprobleme bleiben.“
Lieber Herr Weimer,
Friedrich Merz hat mit 65 noch kein größeres Ministerium geleitet. Trotzdem war er Favorit der CDU-Mittelstandsvereinigung und wurde fast CDU-Vorsitzender. Wie hätte er als Kanzlerkandidat der CDU die fehlende größere Führungserfahrung ausgleichen können?
Beste Grüße
Marco Paulus
Sehr geehrter Herr Weimer,
mit der Antwort „die Mitte der Gesellschaft zu stärken“ haben Sie sich ja schön um eine klare Antwort gedrückt.
Sie sagen, „mit Laschet als Kanzler müsse Deutschland nichts befürchten“. Das hört sich schwer danach an, dass sie im gleichen Schlafwagen liegen wie er.
Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt stellen, kann vieles heißen und nichts. Aus meiner Sicht ist ein „Weiter so“ die größte Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit.
Viele Grüße
Sebastian Schwarzenauer
Sehr geehrter Herr Dr. Weimer,
ja wen sollen wir wählen?
Ich stelle fest, dass alle Parteien nur schwammige Aussagen machen, die den Wähler verwirren und dieser oder „se“ sich kein klares Bild machen kann. Wenn ich die Grünen höre, dann höre ich meistens nur Klima, Klima. Ich möchte von der Politik Gesamtkonzepte hören, die auch finanzierbar sind. Dies gilt übrigens für alle Parteien des Landes! Das geht aber leider auch nicht weil ja jede Partei den besten Vorschlag hat. Und wenn ich dann höre Rückerstattung z.B. 150 Euro das sind für eine Familie mit 2 Kindern 41 Cent am Tag. Da kann man ganz große Sprünge machen!! Hier freut sich ein Kind über eine viertel Kugel Eis ganz besonders! Wenn ich solche Milchmädchenrechnungen vorgerechnet bekomme, kommt mir das kalte Kotzen. Wenn alle Parteien die Wahrheit sagen würden und nicht nur auf Wählerstimmen zu schauen, wären wir alle ein gutes Stück weiter. Ich glaube dass der Wähler“in“ die Wahrheit verträgt! Und das super gen-dern geht mir auch am A…….. vorbei, als ob wir in Deutschland nicht andere Probleme hätten! Ich bin kein Parteimitglied und auch kein AfD Wähler oder sonst rechtsgerichtet!! MfG