Digitalisierung? Transformation? Bullshit – bisher lief es auch gut

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Was sich in den letzten Jahren schon immer deutlicher abzeichnete, ist seit Ausbruch der Pandemie bitterer Ernst geworden. Digitalisierung ist zu einem MUSS geworden, die Transformation hat Auswirkungen auf alle Bereiche des Arbeitslebens, immer schnellere Disruption ist kein Schlagwort mehr, sondern harte Realität. Und das Herausforderndste daran ist, dass sich das in der Zukunft nicht mehr zurückdrehen lässt.

Von Ben Schulz

Dabei hatte doch alles bis Anfang 2020 in vielen Firmen auch ohne übermäßige Digitalisierung, Transformation und Disruption super geklappt. Der Chef steuerte von seinem Büro aus das Geschehen, der Vertrieb war bei den Kunden, und die Mitarbeiter kamen morgens die Firma und gingen nach getaner Arbeit wieder nach Hause. Business as usual.

Jetzt sitzen die Mitarbeiter zu Hause, außerhalb der Reichweite und Kontrolle ihrer Führungskräfte. Sie müssen technisch ausreichend ausgestattet werden, damit sie ihrer Tätigkeit überhaupt noch nachgehen können. Mal kurz über die Schulter schauen oder nochmal schnell auf dem Flur eine zusätzliche Aufgabe vergeben, ist nicht mehr drin. Digital kann das doch nicht dasselbe sein, sagen sich viele Unternehmer und Inhaber von kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Stattdessen müssen jetzt alle fit in den sozialen Medien werden, tolle Profile erstellen, bei LinkedIn oder XING posten – auch die Geschäftsführung. Neue Programme müssen erlernt werden, die die bisher gut funktionierenden Meetings in der Firmenzentrale ablösen. Dann bricht die Technik zusammen, legt alles lahm und schon ist wieder wertvolle Zeit vergeudet.

„Weder Jammern noch Meckern werden uns erfolgreich in und vor allem durch das neue Jahr bringen“

Nichts ist mehr wie vorher. Hinzu kommen Existenzängste und eine latente Hoffnungslosigkeit. Und dann kommen noch die schlauen Unternehmensberater um die Ecke, die einem sagen, das wäre alles halb so wild. Man müsse sich nur neu erfinden und schon wäre die Zukunft sicher. Wer´s glaubt …

Vielen geht das gehörig auf den Geist. Verständlich. Schließlich wurden einem all diese Änderungen durch einen winzig kleinen Virus aufgezwungen. Die wenigsten hätten diese Umwälzung für sich in Betracht gezogen – geschweige denn in diesem Tempo. Von freiwillig keine Spur. Und das stößt, wie alles, das einem unfreiwillig auferlegt wird, erstmal auf Widerstand. Kennen wir alle.

Nur werden uns weder Jammern noch Meckern erfolgreich in und vor allem durch das neue Jahr bringen. Die genannten Stellschrauben werden sich nicht mehr zurückdrehen lassen. Daher mein Tipp: die bittere Pille schlucken, Ärmel hochkrempeln und einen Plan erarbeiten, um gestärkt aus der Krisenzeit herauszukommen.

Denn: Digitalisierung ersetzt in keiner Weise den Menschen. Die letzten Monate haben gezeigt – besonders während des ersten Lockdowns – wie wichtig Menschen für Menschen sind. Erinnern Sie sich an die Balkonkonzerte, plötzliche Nachbarschaftshilfe, stark erhöhte Solidarität für die Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Menschen brauchen Menschen.

Menschen brauchen Menschen – Mitarbeiter brauchen Leader

Ja, es stimmt. Die Arbeitswelt hat 2020 einen radikalen Umbruch erlebt. Unfreiwillig. Fragen Sie mal 10 Menschen, wer Veränderungen herbeiwünscht. Da melden sich 11. Fragen Sie mal, wer sich ändern möchte. Da wird es ganz schnell still im Raum. Und dann fragen Sie mal, wer die Veränderungen leiten möchte und plötzlich stehen Sie alleine da. Alle weg.

In Krisenzeiten rücken Menschen dichter aneinander. Sie suchen Halt. Daher ist es umso wichtiger, dass Unternehmer und Führungskräfte in der heutigen Situation als Fels in der Brandung für ihre Mitarbeiter und Kunden fungieren. Weg von der Funktionsautorität der obersten Etage hin zu einer partnerschaftlichen und unterstützenden Beziehung.

Alles Quatsch? Der Chef delegiert und die Mitarbeiter funktionieren? Zu Weihnachten und zum Geburtstag ein Geschenk mit Karte. Monatlich pünktlich den Lohn überweisen. Kleine Weihnachtsfeier in der örtlichen Gastronomie. Muss reichen. Mach doch jetzt keinen auf Vater oder Kumpel.

Doch. Und das ist sogar ganz einfach. Menschen brauchen Menschen. Menschen vertrauen Menschen. Daher ist ein ehrlicher und offener Vertrauensaufbau zwischen Unternehmern, Führungskräften, Mitarbeitern und Kunden der Erfolgsschlüssel. Wenn Menschen Menschen vertrauen, dann gehen sie mit ihnen durch dick und dünn.

Um Vertrauen ehrlich und offen aufbauen zu können, sollten diese vier Richtlinien eingehalten werden.

1.: Transparenz

Machen Sie Ihre Absichten transparent. Sätze und Gedanken wie „Mal schauen, was der Chef heute schon wieder im Kopf hat …“ verunsichern. Ganz besonders in Krisenzeiten, in denen die Menschen Halt suchen. Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter und Kunden mit ins Boot. Besprechen Sie Ihre Gedanken und Ziele. Die Entscheidungskraft liegt immer noch bei Ihnen, aber je mehr Sie Ihr Umfeld miteinbinden, desto mehr stehen sie Ihnen in schwierigen Zeiten bei.

2.: Konsequenz

Reden schwingen können viele. Aber wenn es an die Umsetzung geht, hapert es. SAGEN = TUN. Das transparent Gesagte muss in aller Konsequenz auch getan werden. Sonst bleibt es nur heiße Luft.

3.: Verlässlichkeit

Vertrauen lebt davon, dass man sich auf sein Gegenüber verlassen kann. Blind. Plötzliche Richtungswechsel à la „was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ haben verheerende Folgen.

4.: Respekt

Wie sehe ich meinen Mitarbeiter? Sehe ich den Menschen mit seinen Bedürfnissen? Oder denke ich bei seinem Anblick nur, auch ja, der aus der Buchhaltung – also nur seine Funktion? Denken Sie da mal in Ruhe drüber nach.

Personal Branding generiert Transparenz, Konsequenz, Verlässlichkeit und Respekt

Die vier Richtlinien von Vertrauen haben einen gemeinsamen Nenner. Es geht um mehr Sichtbarkeit der Person:

  • Mehr Sichtbarkeit der Gedanken und Absichten.
  • Mehr Sichtbarkeit durch die Konsequenz in der Umsetzung.
  • Mehr Sichtbarkeit durch eine stete Verlässlichkeit.
  • Mehr Sichtbarkeit durch das Zeigen von Interesse und Respekt.
  • Daraus entsteht Vertrauen.

Es geht also um die Sichtbarkeit des Unternehmers bzw. der Führungskraft für ihre Mitarbeiter. Sie zeigen Ihre Persönlichkeit, Ihre Werte, Ihre Ansichten und Haltungen offen, ehrlich und transparent. Dadurch werden Sie für Ihr Umfeld nahbarer, menschlicher und damit vertrauenswürdiger. Und nein, nur weil die Mitarbeiter dann etwas mehr über Ihre Persönlichkeit wissen, heißt das nicht, dass sie Ihnen nun auf der Nase herumtanzen werden und einen auf Kumpel machen. Nein. Aber sie werden zu Ihnen stehen, wenn es hart auf hart kommt. Chefs haben Angestellte – Leader haben Follower!

Personal Branding stellt den Menschen mit all seinen Ecken und Kanten in den Mittelpunkt. Da wird nichts geschönt, nichts getrickst, nichts nachgeahmt. Es zählt nur die Authentizität der Identität. Zeigen Sie sich Ihren Mitarbeitern und Kunden. Nehmen Sie sie mit. Das geht auch digital.

Ben Schulz ist CEO BEN SCHULZ & PARTNER AG, Geschäftsführer RMP Germany GmbH und Vorstand von Ben Schulz & Consultants AG.
Als Pionier im Personal Branding und Unternehmer kennt Ben Schulz alle Herausforderungen seiner Kunden. Der Sparringspartner und Troubleshooter begleitet seit vielen Jahren Unternehmen, Institute, Führungskräfte und einflussreiche Persönlichkeiten im gesamten deutschsprachigen Raum zu den Themen Strategie, Positionierung, Identität und Marketing. Mit seiner direkten Art bringt Ben Schulz seine Kunden dazu, ihre Identität und Unverwechselbarkeit zu erkennen und aktiv zu leben. Im direkten Sparring geht er ans Eingemachte, nichts wird geschönt.Ben Schulz ist Autor zahlreicher Bücher wie u.a. „Goodbye McK… & Co.“, „Erfolg braucht ein Gesicht“ oder „Wenn Turnschuhe nichts bringen“. Mit seinem Team der »BEN SCHULZ & PARTNER AG« veröffentlichte Ben Schulz im Januar 2020 „Das große Personal Branding Handbuch“, das neue, 500 Seiten starke Standard-Werk auf dem deutschsprachigen Buchmarkt.

  • Mehr Infos zu Ben Schulz finden Sie hier.

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