Showdown – der reichste gegen den mächtigsten Mann der Welt

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Epischer Showdown in den USA: US-Präsident Donald Trump und Elon Musk bekämpfen sich vor aller Weltöffentlichkeit. DDW-Kolumnist Rainer Zitelmann und sah den Bruch bereits frühzeitig voraus und spricht im Interview über die persönlichen und politischen Hintergründe und die Frage, wie sehr das den Musk-Unternehmen schaden könnte.

„Ich habe nie geglaubt, dass das Bündnis zwischen Elon Musk und Donald Trump von Dauer sein würde“, sagten Sie im April. Warum waren Sie sich so sicher, dass sich die beiden Männer schnell entzweien würden?

Rainer Zitelmann: Ich habe alle Biografien über diese beiden Männer gelesen und verfolge seit Jahren intensiv ihre Handlungen. Trump duldet nur Leute, die sich ihm total unterordnen. Musk ordnet sich niemandem unter. Und schon gar nicht einem Mann, dem er sowohl von der Intelligenz als auch als Unternehmer so sehr überlegen ist. Das habe ich an verschiedenen Stellen immer wieder gesagt, so auch im April im Interview mit L’express. Es kommt noch etwas hinzu: Trump ist kein Anhänger der wirtschaftlichen Freiheit, er hat überhaupt keine Überzeugung, außer zwei: Dass er der Größte ist und alle Macht will und dass Zölle etwas wunderbares sind. Trump meint ja, dass Zölle das wunderbarste Wort im Wörterbuch sind (was übrigens genauso absurd ist, wie es die Behauptung wäre, Steuern seien das schönste Wort im Wörterbuch). Musk dagegen denkt in vieler Hinsicht wie Libertäre – er hasst hohe Steuern, Zölle und exorbitante Staatsverschuldung.

“Wäre Europa nicht so dumm, würde man ihm hier anbieten, zu exzellenten Bedingungen mit Space X nach Europa zu kommen”

Die Tesla-Aktien fielen erneut, nachdem Musk Trumps Steuergesetz kritisierte, und Trump drohte, die staatliche Förderung für SpaceX zu streichen. Hat Musk als Unternehmer viel verloren durch sein politisches Engagement?

Das kann sein. Aber man weiß das nicht. Ich bewundere Musk. Er hat starke innere Überzeugungen und hat stets eine Menge riskiert. Bisher hat er immer gewonnen. Ob Musk gegen Trump gewinnen kann, ist fraglich, denn während er als Unternehmer Trump überlegen ist, ist Trump ihm machtpolitisch und in der politischen Kommunikation überlegen. Wäre Musk politisch so ein Desparado wie Trump, würde er nach China gehen, dann wäre China rasch die erfolgreichste Nation in der Raumfahrt. Wäre Europa nicht so dumm, würde man ihm hier anbieten, zu exzellenten Bedingungen mit Space X nach Europa zu kommen.

Was wären auf der anderen Seite die Konsequenzen für die USA, wenn sie SpaceX verlieren würden?

Ohne SPACE X sind die USA in der Raumfahrt nichts. Sie können ja nicht einmal ihre eigenen Astronauten auf die Internationale Raumstation ISS bringen, sondern das mussten sie mit den total veralteten Raketen der Russen zu überteuerten Preisen machen -bis Musk dann mit Space X kam. Im Jahr 2024 gab es 134 erfolgreiche Starts von SpaceX bei insgesamt 261 Weltraummissionen weltweit. Wenn SpaceX ein Land wäre, würde es das zweitgrößte Land der Welt, China, mit seinen 68 Starts bei weitem übertreffen. SpaceX hat 86 Prozent aller US-Starts durchgeführt und mehr als 80 Prozent des weltweiten Gesamtgewichts an Nutzlasten in den Orbit oder darüber hinaus befördert.

War es Ihrer Meinung nach richtig von Musk, Trumps Finanzierungsgesetz als „widerliche Abscheulichkeit“ zu bezeichnen?

Dr. Dr. Rainer Zitelmann

Natürlich hat er Recht. Nicht wegen der Steuersenkungen, die sind richtig. Sondern deshalb, weil Trump mit dem von ihm unterstützten Haushaltsgesetz die Staatsverschuldung weiter extrem vergrößert. Damit wird die wahnwitzige Verschuldungspolitik von Obama, Biden und aus Trumps erster Amtszeit fortgesetzt und die USA geben immer mehr für Zinszahlungen aus. Musk muss doch total frustriert sein: Er vernachlässigt seine Unternehmen für einige Monate, um der US.-Regierung bei etwas zu helfen, zu was sie total unfähig ist: Die Schulden wenigstens ein wenig zu reduzieren – mit der DOGE-Initiative. Und dann unterstützt Trump ein Gesetz, dass genau das Gegenteil bedeutet, nämlich eine exzessive Ausweitung der ohnehin unglaublichen Staatsverschuldung.

“Trump hat ein “Golden Age” versprochen, und zwar durch eine protektionistische Politik. Das war blühender Unsinn”

Bedeutet das, dass Trump seine Obsessionen mit Protektionismus und Immigration weiter vorantreiben wird? Haben das MAGA-Lager und Steve Bannon den Kampf innerhalb der Republikaner gewonnen?

Es ist zu früh das zu sagen. Aber wenn Bannon gewinnen würde, wäre das eine Katastrophe für die USA. Musk ist ein Anhänger politischer und wirtschaftlicher Freiheit, Banon ist im Kern ein rechter Antikapitalist.

Machen Sie sich Sorgen um die amerikanische Wirtschaft?

Absolut. Trump hat ein “Golden Age” versprochen, und zwar durch eine protektionistische Politik. Das war blühender Unsinn. Noch niemals ist ein Land durch Protektionismus reich geworden, aber schon oft sind Länder durch Protektionismus arm geworden. Vor 100 Jahren war Argentinien so reich wie die USA, und dann haben die Peronisten mit ihrem Protektionismus über Jahrzehnte hinweg ein armes Land daraus gemacht. Meine einzige Hoffnung sind die Kapitalmärkte, also der Aktienmarkt und besonders der Anleihemarkt. Wenn jemand Trump zur Umkehr zwingen kann, dann sind es nur die Finanzmärkte. Ich hoffe, die Märkte sind stärker als Trump.

Dieses Interview führte Thomas Mahler und erschien zuerst in der französischen Tageszeitung L’Express.

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Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe – und war auch als Unternehmer und Investor erfolgreich. Er hat 30 Bücher geschrieben und herausgegeben, die in 35 Sprachen übersetzt wurden. Sein aktuelles Buch ist eine Dystopie gegen den Egalitarismus: “2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“. Er ist nominiert für einen der prestigeträchtigsten Buchpreise der USA, den Hayek Prize 2025 des Manhattan Instituts.

Bild oben: Picture Alliance

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