
Trumps Drohungen gegen Musk bedeuten Selbstmord für die US-Raumfahrt
Eine Umsetzung von Trumps Drohungen würde die USA um 20 Jahre in der Raumfahrt zurückzuwerfen – profitieren würde nur China.
Von Dr. Dr. Zitelmann
Donald Trump droht Elon Musk. Dessen Kostensenkungsgremium Doge sei “das Monster”, das “vielleicht zurückkehren und Elon fressen” müsse, sagte er in Washington. “Elon bekommt vielleicht mehr Subventionen als jeder andere Mensch in der Geschichte, und zwar mit Abstand, und ohne Subventionen müsste Elon wahrscheinlich seinen Laden schließen und zurück nach Hause nach Südafrika gehen”, schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. “Keine Raketenstarts, Satelliten oder Elektroauto-Produktion mehr, und unser Land würde ein VERMÖGEN sparen.”
Trump führt sich auf wie ein absolutistischer Herrscher, der Kritikern mit Bestrafung droht. Musk hatte völlig zu Recht die Fortsetzung der gigantischen Verschuldungsorgie durch Trump kritisiert – so wie auch einige andere Politiker der Republikaner, etwa Rand Paul.
Der 14. November 2011 bezeichnete einen Tiefpunkt der US-Raumfahrt
Trump weiß vielleicht nicht – oder es ist ihm egal – dass eine Umsetzung seiner Drohungen dazu führen würde, die USA um 20 Jahre in der Raumfahrt zurückzuwerfen. Der 14. November 2011 bezeichnete einen Tiefpunkt der bemannten Raumfahrt für die USA: Der amerikanische Astronaut Daniel Burbank musste mit einer russischen Sojus-Rakete zur Raumstation ISS gebracht werden, weil die Amerikaner nach der Einstellung des Shuttle-Programms keine eigene Rakete mehr hatten, mit der sie dies hätten tun können. Es folgten in den nächsten Jahren 30 weitere Flüge von US-Amerikanern mit russischen Sojus-Raketen – bis dann am 30. Mai 2020 erstmals eine Falcon 9 Rakete von Space X wieder Amerikaner zur ISS brachte, und zwar sehr viel billiger.
Was war geschehen? Nach der grandiosen Mondlandung hatte die staatliche bemannte Raumfahrt in den USA versagt. Das Space Shuttle-Programm, so der deutsche Raumfahrt-Experte Eugen Reichl, war ein „wirtschaftliches Desaster“: „Jede einzelne Mission kostete eine Milliarde Dollar. Der Betrieb des Shuttle war so teuer, dass alle Anläufe auf ein sinnvolleres Nachfolge-Fluggerät für mehr als drei Jahrzehnte unterblieben.“
“Die USA hatten keine eigene Rakete mehr, um ihre Astronauten zur ISS zu bringen. Dann kam die Kehrtwende durch Musks Space X”
Das Space Shuttle Programm der USA verschlang in den drei Jahrzehnten von 1981 bis 2011 fast 200 Milliarden Dollar, aber hat die Erwartungen nicht erfüllt. Die Studie von Matthew Hersch, Dark Star: A New History of the Space Shuttle kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: „Nach allen Maßstäben hat das Shuttle selbst die bescheidenen Hoffnungen, die es begleiteten, nicht erfüllt. Und es blieb nur im Einsatz, weil alle Versuche, es durch ein besseres, geflügeltes, wiederverwendbares Raumfahrzeug zu ersetzen, ebenfalls scheiterten.“
Nach zwei Unfällen, bei denen 14 Menschen starben, wurde das Space Shuttle Programm eingestellt und die USA hatten keine eigene Rakete mehr, um ihre Astronauten zur ISS zu bringen. Dann kam die Kehrtwende durch Musks Space X. Die Aufträge an private Unternehmen Space X zu vergeben, war der einzige Weg, wie die NASA wieder vorankommen konnte.
Musk gelang es, die Kosten massiv zu reduzieren. Harry W. Jones vom NASA Ames Research Center schrieb schon 2018 in einem Aufsatz zum Thema The Recent Large Reduction in Space Launch Cost:
„Die durchschnittlichen Startkosten änderten sich von 1970 bis 2010 kaum… Von 1970 bis 2000 betrugen die durchschnittlichen Startkosten 18.500 Dollar/kg. Ein drastischer Rückgang trat 2010 mit der Falcon 9 auf 2.700 Dollar/kg ein. Die Falcon Heavy reduzierte die Kosten auf 1.400 Dollar/kg. Die Startkosten des Shuttle lagen etwa beim 20-Fachen der Falcon 9 und beim 40-Fachen der Falcon Heavy.“
Und heute?
Ohne Space X wären die USA ganz klar zweiter hinter dem Rivalen China. Im Jahr 2024 startete SpaceX fast doppelt so viele Raketen wie China, der zweitgrößte Akteur in der Raumfahrt. Von weltweit 261 Raumfahrtmissionen im Jahr 2024 wurden 134 von SpaceX durchgeführt. Wenn SpaceX ein Land wäre, würde es China, das auf 68 Starts kam, bei Weitem übertreffen. Ohne Space X hätten die USA im vergangenen Jahr nicht einmal zwei Dutzend Raketenstarts zustande gebracht!
Von insgesamt 12.952 aktiven Satelliten im All sind 8.530 von den USA. Davon sind jedoch 7.855 von Starlink, dem Unternehmen von Musk. Das heißt: ohne Starlink hätten die USA weniger als 700 Satelliten im All und wären auf Platz 4 hinter Russland (1.559), China (906) und Großbritannien (763).
Das Starship, ein Wunderwerk der Technik, übertrifft alles, was bisher gebaut wurde. Das herausragendste Merkmal des Starship ist seine Wiederverwendbarkeit. Man stelle sich vor, jedes Flugzeug müsste nach einem einzigen Flug verschrottet werden – Flugreisen wären für die meisten Menschen unerschwinglich. Deshalb hat Elon Musk so viel Energie darauf verwendet, seine Raketen wiederverwendbar zu machen. Mit seiner Standardträgerrakete Falcon 9 ist ihm bereits ein teilweiser Erfolg gelungen. Das Starship besteht sowohl beim ersten Booster als auch beim zweiten Orbitalmodul aus wiederverwendbaren Komponenten. Der Booster kehrt kurz nach dem Start zur Erde zurück und kann für zukünftige Missionen erneut genutzt werden. Ebenso kann das zweite Modul nach Beendigung seiner Mission – egal ob nach Stunden, Tagen, Wochen oder Monaten – zur Erde zurückkehren. Manche Varianten werden nie wieder zur Erde zurückkehren. Sie bleiben – entsprechend ausgestattet – an ihrem endgültigen Bestimmungsort als Raumstationsmodule, Tankstationen im Erdorbit, Mondfähren oder sogar als permanente Basen auf dem Mond, dem Mars, Asteroiden oder darüber hinaus. Ob es den USA gelingen wird, ohne Space X zum Mars zu gelangen, ist mehr als fraglich.
Was Trump als Subventionen bezeichnet – mit der ihm üblichen Übertreibung als die angeblich größten Subventionen, die je ein Mensch in der Geschichte bekam – sind in Wahrheit überwiegend Aufträge der NASA, für die SpaceX Dienstleistungen erbringt, die sie selbst entweder gar nicht oder nur sehr viel teurer vollbringen könnte. Eine Streichung oder Reduzierung der Aufträge würde vor allem China freuen – genau das Land, das Trump zum Hauptrivalen erkoren hat.
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- Elon Musk, Space X, die NASA und die Bürokratie
Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker – und war auch als Unternehmer und Investor erfolgreich. Er hat 30 Bücher geschrieben und herausgegeben, die in über 35 Sprachen übersetzt wurden (“Weltreise eines Kapitalisten“, “Warum Entwicklungshilfe nichts bringt und wie Länder Armut wirklich besiegen“, “Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“) und jüngst auch die Master-Class “Finanzielle Freiheit – Schluss mit der Durchschnittsexistenz“ vorgelegt. Sein jüngstes Buch ist der Anti-Woke Roman „2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“.
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