Unoperuno: Barolo kompromisslos auf die Spitze getrieben

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Rubrik Weinperlen / Wer sich im Piemont nach Institutionen, Legenden oder ähnlichen Lichtgestalten in Sachen Barolo auf die Suche macht, der wird unweigerlich immer wieder an einem Namen hängen bleiben; Elio Altare. Seit über 40 Jahrgängen gehören seine Weine zu den besten und exklusivsten, sind international gefragt und hoch geschätzt.

Elio Altare darf durchaus als Vorbild für die Erneuerung und die Moderne des Piemonts bezeichnet werden. Praktisch jeder führende Winzer der Moderne hat von ihm gelernt, beginnend bei der Arbeit im Weinberg bis hin zum Ausbau im Barrique. Als Revolutionär wurde er am Beginn angefeindet und belächelt, mit seinem den alten Traditionen verhafteten Vater lag er ständig im Clinch. Am Ende wurde er zum Vorreiter der radikalen Ertragsbeschränkung im Weinberg und war der erste Winzer, der seine tanninreichen Baroli in neuen Eichenholz-Barriques ausbaute. Heute ist Elio Altare lebender Mythos und gehört zu den angesehensten Winzern der Region.

Wenn der Vater mit der Tochter. Elio und Silvia Altare. © Jeff Bramwell

Nach den eingangs erwähnten 40 produzierten Jahrgängen überlässt Elio Altare zunehmend seiner ältesten Tochter Silvia, die seit den frühen 2000er Jahren im Unternehmen tätig ist, das Ruder. Voller Energie, der Philosophie ihres berühmten Vaters folgend, führt sie seine Arbeit dynamisch weiter. Unterstützt von einem japanischer Kellermeister, dem man neidlos ein Riesentalent und große Könnerschaft nachsagt.

Nach wie vor sind Elio, seine Frau Lucia, Silvia und deren Mitarbeiter an allen Arbeitsprozessen beteiligt. ​​Sie folgen dem Weinberg vom Beschneiden bis zur Ernte, dem Keller von der Weinbereitung bis zum Verkauf, der Logistik, dem Büro und der Werbung. Auf ihren 10 Hektar werden gerade einmal 60.000 Flaschen jährlich produziert.

Eine von diesen 60.000, und zwar eine ganz besondere Flasche davon, wird hier beschrieben; der Barolo Unoperuno 2015, ein hundertprozentiger Barolo Arborina. Nur 1200 Flaschen gibt es von diesem Schatz. Unoperuno steht für „Stück für Stück“ und weist darauf hin, dass dieser Wein per Hand entrappt wird, wodurch keinerlei Reste von grünen Stielen übrig bleiben und deswegen auch ungleich sauberer ist als alles was durch eine Entrappungsmaschine gelaufen ist. Hier ist alles per Hand gemacht, „Beere für Beere“ gezupft, und allein schon deshalb fast unbezahlbar was den Aufwand angeht. Ein Wein von allerhöchster und aussergewöhnlicher Qualität.

Barolo in seiner klarsten Form

In herrlich leuchtendem granatrot und klar wie ein Gebirgsbach dreht der Unoperuno im großen Becher seine Runden. Unglaublich elegant ist der Duft der einem aus dem Glas entgegen strömt. Von außergewöhnlicher Feinheit und Klarheit. Zarte Brombeeraromen nisten sich neben reifer Kirschfrucht ein, eine leichte Erdigkeit untermalt diese edle Komposition und steuert eine subtile Würze bei. Johannisbeeren blitzen kurz im Hintergrund auf, Sauerkirschen melden sich zu Wort und eine ausgesprochen feine und edle Holznote sorgt für einen wunderbaren Unterbau. Ein Nebbiolo-Duft, der sich der absoluten Frische verschrieben hat, der leicht, fein und klar strutkturiert die Nasenflügel hochzieht. Ein Duft, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Uno per uno – Jede Beere einzeln © Jeff Bramwell

Schlichtweg erhaben ist das Mundgefühl, kaum dass der Unoperuno auf der Zunge ankommt und den Gaumen streichelt. Die ersten die die Hand heben, sind knackig fruchtige Sauerkirschen die einen Sack voll frecher Zitrusnoten mit sich schleppen. Schlehe schmeckt man und was auf der Stelle auffällt, ist, wie klar und rein und geschliffen dieser Tropfen sich im Mund zeigt. An den Zungenrändern macht sich eine kecke Salzspur zu schaffen, neckt sie und sorgt für ein höchst erfreutes Grinsen. Wie schlank ist dieser Tropfen nur! Wie rassig und wie elegant. Null Gewicht im Mund, und das trotz reichlicher PS unter der Motorhaube. Wo die sind, muss Elio Altare uns erklären. Sie sind quasi unauffindbar oder schlicht perfekt getarnt. Weltklasse!

Strahlendes Juwel aus dem Piemont

Gönnt man dem Unoperuno ein wenig Zeit und Luft im großen Glas, fächert er sich immer weiter auf, wird immer vielschichtiger und komplexer, bleibt aber unglaublich klar und frisch um Mund. Das Gerbstoffkleid das sich am Gaumen anlegt, verdient es neidlos mit kühler Seide und Kaschmir verglichen zu werden. Edler und eleganter kann man Tannin nicht spüren. Und während man sich dieses Gefühl quasi „am Gaumen zergehen“ läßt, tauchen aus dem Hintergrund verschmitze Blutorangen auf und bringen eine völlig unerwartete Exotik ins Aromenspiel. Nur die heimlich angetanzten Himbeeren holen einen wieder in die Heimat zurück. Ganz großes Weinschauspiel!

Unoperuno

So fruchtig sich der Unoperuno auch zeigt im Mund, so subtil ist diese Fruchtigkeit auch. Von nichts zuviel, immer gerade noch schmeckbar, immer von dieser unglaublich eindrucksvollen Salzader begleitet. Wie in einem Orchester, wo jedes Instrument perfekt dann einsetzt, wenn es gefordert ist. Die Choreografie von Frucht und Würze, von Geschmack und Mundgefühl ist einfach höchste Perfektion. Schmeckt man auf der Zunge Frucht, spürt man am Gaumen kühle Seide, geht es Richtung Abgang treffen sich alle wieder um sich in einem traumhaft vielschichtigen Finale zu vereinen. Mit dem finalen Schluck als grandiosem Höhepunkt.

Was Elio Altare mit seinem Unoperuno auf eindrucksvollste Weise unter Beweis stellt, ist, dass der Aufwand der für diesen Wein betrieben wird (jede Beere von Hand vom Stiel gezupft und im Anschluss nur die perfektesten Beeren weiterverarbeitet), jede einzelne Minute wert ist. Das Ergebnis das heute (natürlich viel zu jung) im Glas steht, verdient schon jetzt das Prädikat Weltklasse. Wie sich dieser Tropfen in 5, 10, 15 oder mehr Jahren zeigen wird, kann sich jeder eingefleischte „Barolista“ bereits heute ausmalen. Das hier ist Barolo für die 100 Punkte-Liga. Und bis dahin genießt man diesen Tropfen einfach und hüllt sich in geheimnisvolles, genüßliches, aber wohlwissendes Schweigen. In diesem Sinne sage ich, wie immer, „Zum Wohl und ganz viel Weinvergnügen“.

Wein- und Bezugsinfos
Wein: Barolo „Unoperuno“ 2015
Lage: La Morra mit über 60jährigen Reben
Anbau: Auf tonig-sandigem Mergel
Ausbau: Barrique
Trinkreife: ab sofort – 2035+.
Serviertemperatur: 16˚C bis 18˚C.
Preis: EUR 285,00 (inkl. MWSt., zuzügl. Versand. Ab 6 Fl. in Deutschland versandkostenfrei)
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Leo Quarda ist Weinjournalist und schreibt Verkostungsberichte für nationale und internationale Weingüter auf weinquellen.at. Ebenso schreibt er Weinbeschreibungen für zahlreiche Winzer und Weingüter selbst, sowie für den österreichischen und deutschen Online-Fachhandel.

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