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Wegzug als Unternehmer: „Optionen gibt weltweit“
Aufenthaltsgenehmigungen und Staatsbürgerschaften in anderen Ländern stoßen angesichts sich verschlechternder Rahmenbedingungen in Deutschland für Unternehmer und Investoren auf wachsendes Interesse. Doch wie geht das – Wegzug als Unternehmer?
Der Schweizer Christian Kälin ist mit seiner Firma Henley & Partners weltweit Marktführer bei der Vermittlung von Aufenthaltsgenehmigungen und Staatsbürgerschaften für Unternehmer und Investoren. Beliebt sind derzeit Großbritannien, die Schweiz, Kanada und Dubai, aber auch andere Länder.
Sie sagen, Sie hätten noch nie so viel zu tun gehabt mit der Vermittlung von Aufenthaltsgenehmigungen und Staatsbürgerschaften. Was sind die Gründe?
Christian Kälin: Die Corona-Krise war ein großer Beschleuniger. In manchen Ländern wie in Spanien und Italien wurden die Menschen regelrecht unter Hausarrest gestellt, in fast allen konnten sie nicht mehr ins Ausland reisen. Das hat die Nachfrage nach unserer Leistung, die wir „Mobilitätsberatung“ nennen, verstärkt.
Sind es vor allem steuerliche Gründe, die bei Vermögenden eine Rolle spielen, wenn sie sich nach einem anderen Wohnsitz umsehen?
Nein. Bei manchen Mandanten spielt das eine Rolle, doch das steht meist nicht im Vordergrund. Steuerlich ist es zunehmend schwierig, Deutschland zu verlassen. Die „Wegzugsbesteuerung“ kommt einer fiskalischen Mauer gleich. Deutsche, die das Land verlassen wollen, tun das eher, weil sie mit den politischen Zuständen unzufrieden sind und nach Ländern Ausschau halten, in denen es mehr unternehmerische Freiheit und Sicherheit gibt.
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Welche Länder sind bei Ihren Mandanten derzeit besonders beliebt?
Großbritannien, die Schweiz natürlich, Kanada, und immer mehr auch Dubai. Es gibt jedoch auch Länder, an die man nicht sofort denkt, z.B. Montenegro oder Länder in der Karibik.
Und wie kommt man an die Aufenthaltsgenehmigung oder gar an einen Pass von einem dieser Länder?
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, aber wir haben uns auf Investmentprogramme spezialisiert. In vielen Ländern bekommt man die Aufenthaltsgenehmigung, wenn man dort unternehmerisch tätig wird oder eine Immobilie kauft. Die Regel lautet dabei: Je höher die Summe, die man investiert, umso länger die Aufenthaltsgenehmigung. Es gibt jedoch in den meisten Ländern sehr viele verschiedene Programme, und unser Know how besteht darin, den Kunden zu beraten, welches für ihn das Beste ist und ihm bei der Antragstellung behilflich zu sein.
Muss man die deutsche Staatsbürgerschaft aufgeben, wenn man einen zweiten Pass beantragt?
Nicht unbedingt. Wenn Sie eine fremde Staatsangehörigkeit annehmen und Ihre deutsche Staatsangehörigkeit beibehalten möchten, müssen Sie eine Beibehaltungsgenehmigung beantragen. Wird Ihrem Antrag stattgegeben, erhalten Sie eine Urkunde über die Genehmigung zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit (Beibehaltungsurkunde).
Was passiert, wenn man eine andere Staatsbürgerschaft annimmt, ohne zuvor die Beibehaltungsurkunde zu beantragen?
Dann verliert man die deutsche Staatsangehörigkeit. Es gibt aber vermutlich zehntausende Deutsche, die im Ausland mit einem anderen Pass leben und die auch noch einen deutschen Pass besitzen – ohne diese Beibehaltungsurkunde. Die haben die deutsche Staatsangehörigkeit eigentlich verloren, wissen das aber nicht, weil die deutschen Behörden nichts davon mitbekommen haben, dass sie einen anderen Pass haben. Davon raten wir dringend ab, das ist sehr riskant.
Seminar in Berlin: Wenn Deutschland an die Wand fährt – Plan B für Sie?
Welche steuerlichen Fallstricke warten auf den, der sich überlegt, Deutschland zu verlassen? Und welche legalen Möglichkeiten gibt es, an einen zweiten oder dritten Pass zu kommen, um im Notfall mobil zu sein? Mit Dr. Dr. Rainer Zitelmann, Professor Adrian Cloer und Natalia Debrot von Henley & Partners erläutern drei renommierte Experten auf diesem Gebiet Lösungsmöglichkeiten. Der Termin findet am Montag, den 20. März 2023 im Marriott Hotel Berlin statt.
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Wieviel kostet es, die Aufenthaltsgenehmigung oder den Pass für ein anderes Land zu bekommen?
Das hängt u.a. davon ab, wie schwierig und komplex das ist. In Dubai ist es sehr einfach und kann bereits ab 5.000 bis 10.000 Euro arrangiert werden. Aber wer als Deutscher beispielsweise die Staatsbürgerschaft wechseln und Österreicher werden will, der ist vor größere Herausforderungen gestellt. Das ist viel komplexer und dauert länger – und kostet daher mehrere 100.000 Euro.
Und wie hoch müssen die Investments sein?
In Großbritannien beispielsweise fängt das so bei 250.000 Pfund an. In den USA sind es derzeit mindestens 850.000 Dollar für passive Investments, weniger wenn Sie ein Unternehmen gründen. Es gibt aber auch Länder, wo deutlich geringere Summen gefordert werden.
Ich habe in den USA Vermittler für die „Green Card“ kennengelernt, die mit Immobilienfirmen zusammenarbeiteten. Mein Eindruck war, dass die Investoren manchmal nicht so genau hingeschaut haben bei der Qualität und Sinnhaftigkeit des Investments, weil die Green Card als Motiv im Vordergrund stand.
Diesen Fehler sollte kein Investor machen. Das Investment muss für sich genommen sinnvoll sein, man sollte die Qualität unabhängig von dem Ziel prüfen, dadurch eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.
Wie lange dauert es, bis man eine Aufenthaltsgenehmigung oder gar eine Staatsbürgerschaft bekommt?
In der Türkei oder Grenada geht das relativ schnell, in den USA beispielsweise braucht man deutlich länger.
In den USA wird man weltweit steuerpflichtig, wenn man eine Green Card erhält, auch wenn man gar nicht dort lebt. Das führt zu einem sehr hohen Aufwand für die Steuererklärung. Gibt es ähnliches auch in anderen Ländern?
In den USA hängt es davon ab, welches Visum Sie beantragen. Beim EB5-Visum, das zu einer Green Card führt ist es so wie Sie sagen, aber es gibt z.B. als Alternative zur Green Card das E2-„Treaty Investor“-Visum, das für Investoren attraktiv ist, wenn sie nicht beabsichtigen, länger als vier bis sechs Monate pro Jahr in den USA zu leben. Auch in Kanada, ein beliebtes Land, muss man beachten, dass man in der Regel weltweit steuerpflichtig wird, wenn man sich dort länger als sechs Monate aufhält.
Es klingt so, als sei das alles eine richtige „Wissenschaft“.
Wir betreiben dieses Geschäft nun schon seit mehr als 25 Jahren und haben Büros in mehr als 35 Ländern. Und dennoch lernt man jeden Tag dazu, weil es immer komplexer wird, es immer mehr Optionen gibt weltweit, und sich die Programme in den verschiedenen Ländern und die Motive der Investoren laufend weiterentwickeln.
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