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Best-Practice Finanzierung: Wenn zu viele Aufträge drohen
Es klingt für viele Unternehmen in der heutigen Zeit schon fast absurd. Aber eine unternehmerische Herausforderung können nicht nur zu wenige, sondern auch zu viele oder zu große Aufträge sein. Ein Praxisbeispiel.
Was das Problem „Auftragsfinanzierung“ in der Praxis bedeuten kann, berichtet Volker Schatten, Geschäftsführer von Redditus, bei dem Einzelhändler und Gastronomen benötigte Hardware mieten können.
Was genau macht Redditus genau?
Volker Schatten: Wir vermieten Hardware vorwiegend an Gastronomie und Einzelhandel – vom Kassensystem über Self-Checkout und Verkaufsautomaten bis hin zum vollautomatischen Ladenlokal.
Wo liegen die Vorteile für Ihre Kunden und wie haben Sie den Markt entdeckt?
Die technische Ausstattung sowohl im Einzelhandel als auch der Gastronomie wird immer aufwendiger. Zum Teil liegt das daran, dass der Mangel an Fachkräften durch technische Lösungen kompensiert werden soll, zum Teil haben sich die Ansprüche der Kunden verändert, beispielsweise bei den Bezahlmöglichkeiten. Und in der Tat lassen sich mit der modernsten Technik viele Lösungen kreieren. Aber auf der anderen Seite hat diese Technik ihren Preis. Unsere Marktbefragungen haben gezeigt, dass viele Marktteilnehmer bei den technischen Ausstattungen daher Kompromisse machen, was wiederum bedeutet, dass sie ihr Potential nicht optimal lösen. Unsere Antwort darauf war es, die Technik zur Miete anzubieten: Die Kunden müssen sich nicht um die Finanzierung kümmern, haben keine bilanziellen Fragestellungen und haben keinen Aufwand für Service und Wartung.
Wie kann sich junges Unternehmen wie Sie am Markt behaupten? Wie ist Ihre Strategie?
In der Tat muss sich jedes Unternehmen zuallererst fragen: Wie komme ich an meine Kunden und. was kostet die Kundengewinnung? Bei uns ist das optimal gelöst: unsere Kunden kommen von den Vertrieben, mit denen Partner Tech, einer unserer Gesellschafter, seit Jahren zusammenarbeitet. Das sind insgesamt weltweit ca. eintausend Vertriebspartner – und diese Vertriebe haben keine zusätzliche Arbeit. Sie fragen ihre Interessenten, die die Produkte nicht kaufen wollen, lediglich, ob eine Miete interessant wäre. Bejahen diese das, bekommen sie ein Angebot. Erst wenn sie das Angebot annehmen, kommen wir ins Spiel.
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Und auf diesem Weg bekommen Sie genügend Anfrage?
Wir sind im Februar 2024 an den Markt gegangen und haben seitdem über 600 Verträge geschlossen. Alle dabei erzielten Ist-Zahlen sind besser als die Planzahlen. Wir sind heute schon profitabel.
Klingt nach einer sorglosen Erfolgsstory.
Zunächst einmal: wir sind zwar ein junges Unternehmen, sehen uns aber nicht als Startup. Wir sind eingebunden in ein laufendes System und profitieren von einem über Jahrzehnte gewachsenes Netzwerk. Deshalb müssen wir uns keine Gedanken über Marketing, Vertrieb und Logistik machen: das alles steht und funktioniert. Wir bekommen jeden Tag neue Aufträge angeboten. Das, was wie ein Luxusproblem klingt, könnte aber zu einem echten Problem werden, so komisch das erst einmal klingen mag.
Wo genau liegt das Problem?
Wir wollten uns ursprünglich ausschließlich über Crowdinvesting finanzieren. Das macht aus unserer Sicht aus zwei Gründen Sinn: Zum einen wollen wir alle unsere Stakeholder wie Partner behandeln und was liegt näher, als dann auch den Ertrag unseres Business mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen? Zum anderen: Unser Geschäftsmodell ist geradezu ideal für Crowdinvesting: niedrige Investitionsschwellen, keine Ausgaben für Marketing, Vertrieb und Logistik, sondern nur für die Technik, monatliche Mieteinnahmen zur Zinszahlung und Tilgung! Nun wächst aber das operative Geschäft schneller als das Crowdinvesting, obwohl auch das bei einer ersten Kampagne sehr gut gestartet ist. Daher müssen wir zurzeit viele potentielle Aufträge ablehnen.
Bei so etwas geht man normalerweise zu einem Kreditinstitut.
Da braucht man vor seiner dritten Bilanz gar nicht anklopfen. Und dann wird mit einem klassischen Kredit nur sehr bedingt geholfen; man kennt ja die engen Regularien, denen Banken gegenüber stehen.
Wie wollen Sie das Problem lösen?
Wir suchen aktuell nach anderen Finanzierungswegen. Idealerweise nach einem Investor, der uns situationsabhängig Kapital zur Vorfinanzierung der Hardware zur Verfügung stellt.
Was bieten Sie denn einem solchen Investor?
Zunächst einmal bieten wir einen soliden festen Zins, wie der Crowd auch. Und über weitere Vorteile sind wir bereit zu reden. Es ist aus unserer Sicht immer sehr individuell. Wichtig ist am Ende, dass alle Parteien langfristig einen Vorteil haben, mit dem sie zufrieden sind.
Das könnte am Ende auch aber auch bedeuten, dass Sie Unternehmensanteile abgeben werden.
Damit hätten wir kein Problem, wenn es letztlich das weitere Wachstum sichert. Warum nicht? Aber viel noch spannender ist, dass wir vor allem auch unser Netzwerk zur Verfügung stellen. Das sollte insbesondere für Investoren, die einen Zugang zu Einzelhandel und Gastronomie suchen, sehr reizvoll sein.
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