Wer jetzt keine Richtung vorgibt, verliert sein Team

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Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Vertrauensverluste in Unternehmen nehmen zu, Mitarbeiter sind demotiviert, und Führungskräfte fühlen sich zunehmend überfordert.

Von Ben Schulz

Phänomene wie die „Great Resignation“ oder „Quiet Quitting“ zeigen, dass viele Arbeitnehmer sich nicht mehr mit den Zielen ihrer Organisation identifizieren. Statt Perspektiven zu erhalten, fühlen sie sich austauschbar.

Doch der Kern der Krise liegt tiefer. Politische Unsicherheiten, wirtschaftliche Turbulenzen und gesellschaftliche Spannungen verstärken nur ein grundlegendes Problem: den Verlust des Glaubens an die eigene Handlungsfähigkeit. Für Führungskräfte ist das eine alarmierende Entwicklung. Ihre Aufgabe ist es, Orientierung zu bieten und Zuversicht zu vermitteln. Doch wie kann das gelingen, wenn sie selbst unter Druck stehen?

Führungskräfte in Schockstarre: Angst frisst Entscheidungen

Viele Unternehmen befinden sich in einer Art Schockstarre. Statt mutige Entscheidungen zu treffen, frieren sie Strategien ein, kürzen Budgets und verschieben Innovationen. Führungskräfte agieren zunehmend defensiv – aus Angst, Fehler zu machen.

“Mitarbeiter spüren sofort, wenn Führungskräfte zögern oder selbst nicht überzeugt sind”

Das Problem: Diese Passivität verstärkt das Unsicherheitsgefühl im Team. Mitarbeiter spüren sofort, wenn Führungskräfte zögern oder selbst nicht überzeugt sind. Das Resultat ist ein Teufelskreis aus Misstrauen, sinkender Motivation und nachlassender Leistungsfähigkeit.

Doch Hoffnungslosigkeit ist keine unvermeidliche Reaktion auf Krisen. Sie entsteht vor allem dort, wo Menschen das Gefühl verlieren, Einfluss nehmen zu können. Für Führungskräfte bedeutet das, dass Vertrauen und Zuversicht kein Luxus, sondern zentrale Erfolgsfaktoren sind.

Wer jetzt schweigt, verliert sein Team

Um in unsicheren Zeiten als Führungskraft zu bestehen, ist es essenziell, den eigenen Einflussbereich zu erkennen. Nicht alles liegt in der Hand einer Führungskraft, aber oft mehr, als viele glauben. Statt sich von äußeren Unsicherheiten lähmen zu lassen, sollten Leader bewusst ihren Handlungsspielraum nutzen.

Es geht darum, Entscheidungen zu treffen, auch wenn nicht alle Parameter klar sind, eine Richtung vorzugeben, selbst wenn sie später angepasst werden muss, und Kommunikation zu verstärken, um Sicherheit zu vermitteln. Nichts verunsichert Mitarbeiter mehr als eine Führungskraft, die keine Position bezieht. Sie erwarten keine perfekten Lösungen – sie brauchen sichtbare Führung.

Schluss mit dem Problemdenken – Führung braucht Perspektiven

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Fähigkeit, Perspektiven zu schaffen. Vertrauen wächst dort, wo es eine Vision gibt. Wer nur Probleme analysiert, verstärkt die Unsicherheit. Wer hingegen Chancen und Handlungsspielräume aufzeigt, gibt Orientierung.

“Führung beginnt mit Selbstführung. Wer sich selbst als Opfer der Umstände sieht, wird unbewusst auch seine Mitarbeiter in diese Haltung ziehen”

Langfristige Ziele sollten auch dann formuliert werden, wenn kurzfristig vieles unklar ist. Erfolgsgeschichten aus der Vergangenheit oder anderen Bereichen können verdeutlichen, dass Wandel möglich ist. Mitarbeiter müssen aktiv einbezogen werden, damit sie selbst Verantwortung übernehmen und sich nicht als bloße Zuschauer der Entwicklung fühlen. Führungskräfte müssen nicht alle Antworten haben, aber sie müssen die richtigen Fragen stellen.

Opferrolle oder Führungskraft? Sie haben die Wahl

Führung beginnt mit Selbstführung. Wer sich selbst als Opfer der Umstände sieht, wird unbewusst auch seine Mitarbeiter in diese Haltung ziehen. Wer hingegen Verantwortung übernimmt, sendet eine starke Botschaft.

Eine ehrliche Selbstreflexion kann helfen, sich bewusst zu machen, welche Signale man an sein Team sendet. Wie gehe ich selbst mit Unsicherheit um? Welche Zukunftsvision vermittle ich – bewusst oder unbewusst? Wer Zuversicht ausstrahlt, kann sie auch weitergeben.

Wer nur verwaltet, hat als Leader längst verloren

In unsicheren Zeiten brauchen Unternehmen keine Manager, die nur Prozesse verwalten, sondern Führungskräfte, die Orientierung geben. Vertrauen entsteht nicht durch leere Worte, sondern durch entschlossenes Handeln, transparente Kommunikation und die Fähigkeit, auch in schwierigen Phasen Perspektiven zu schaffen.

Jede Führungskraft steht täglich vor der Entscheidung, ob sie in der Krise verharrt oder zum Hoffnungsträger für ihr Team wird. Die Antwort auf diese Frage entscheidet nicht nur über den Erfolg eines Unternehmens, sondern auch über die Zukunft der Menschen, die darin arbeiten.

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Ben Schulz ist Sparringspartner für Geschäftsführer und Führungsteams in klein- und mittelständischen Unternehmen, wenn es um deren Strategie und Transformationsprozessen geht. Sein neuestes Buch “Führungskräfte als Hoffnungsträger” wurde in kurzer Zeit zum Spiegel-Bestseller. Der Vorstand des Beratungshauses Ben Schulz & Partner AG legt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit, gemeinsam mit seinem Team, auf die Schwerpunkte Unternehmensleitbildentwicklung, Kulturwandel, Führungskräfteentwicklung und strategischen Unternehmersparrings, bei denen es um die Steigerung von Perfomance geht. Mehr Infos

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