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Last Call: „Müssen uns transformieren, um wettbewerbsfähig zu sein“
„Entrepreneurship & Innovation in Europa – Wie bleiben wir wettbewerbsfähig?“ Thomas Fischer, Aufsichtsratsvorsitzender von MANN+HUMMEL aus Ludwigsburg, sprach im MCI-Livetalk Klartext. Deutschland und Europa brauchen jetzt Innovation, Bildung, unternehmerische Freiheiten und unerschrockene Transformation, um den aufstrebenden und hungrigen Ländern etwas entgegenzusetzen.
Die Veranstaltung des DDW-Medienpartners MCI Unternehmerische Hochschule Innsbruck am 28. März 2023 dokumentieren wir hier als Videomitschnitt. Herausgekommen war eine aufsehenerregende unternehmerische Innensicht der globalen Standortbedingungen für Innovation und Transformation. Thomas Fischer stellte sich nach seinem Vortrag den Fragen des Rektors der MCI, Professor Dr. Andreas Altmann – und der Leser und Zuschauer von DDW, die sich via Livestream zugeschaltet hatten.
Der Standort Deutschland und Europa hat dabei aus Sicht von Thomas Fischer erhebliche Nachteile für Unternehmen, die dazu führten, dass sie sich immer internationalisieren müssten. Dazu zählt neben der schwierigen Energieversorgung auch die Fragen Überregulierung, Fachkräftenachwuchs.
„Wenn ich Europa als politisch gesellschaftliches System sehe, dann würde ich die Hoffnung auf Innovation aufgeben“, eröffnet Thomas Fischer provokant seinen Vortrag am Podium. Dabei wolle er nicht Europa-pessimistisch sein – sein Pessimismus gälte vielmehr den Rahmenbedingungen, die die Innovation in Europa zurückhalte: „Wir brauchen mehr Freiheiten. Wir haben gute Verwaltungen, die Dinge umsetzen, wenn man sie lässt. Brüssel soll sich fernhalten den Weg zu beschreiben, sich auf die politische Arbeit fokussieren und eine gute Bürokratie zur Verfügung stellen. Es benötigt ein Europa, das politisch führt, ohne sich in Kleinigkeiten zu verlieren.“
Zudem sei es dringend notwendig, mehr Geld in Bildung, Forschung und digitale Infrastruktur zu stecken, um Innovation voranzutreiben und insbesondere dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dazu sollten Unternehmen und Hochschulen umso enger zusammenarbeiten, um Studierenden praxisnahes Wissen und Arbeiten an Projekten zu ermöglichen. Junge Menschen müssten die Chance bekommen, Projekte selbstständig durchzuführen und bereits von klein auf mit Technologie in Kontakt kommen.
Mut zur Transformation
Ein Unternehmen müsse sich transformieren, um wettbewerbsfähig zu sein und Prozesse – seien es fertigungstechnische oder betriebswirtschaftliche – stetig weiterentwickeln. So sei MANN+HUMMEL ständig in Transformation, habe es schließlich als Textilunternehmen angefangen und sich bis hin zu einem der führenden Filterhersteller der Welt im Automobilsektor entwickelt.
Was steht der Innovation in Europa aber im Weg? Asien und Amerika seien Europa weit voraus, wobei europäische Unternehmen in einigen technischen Feldern wie Maschinenbau, Chemie oder Medizintechnik die Nase klar vorne hätten. „In Amerika ist man unerschrockener und schneller. Wir warten meist ab und sehen erst nach, ob es eine Regel gibt.“
Deshalb rate Thomas Fischer den jungen Menschen mutig, unerschrocken, schnell und ehrlich zu sein: „Trauen sie sich selbst, Unternehmer zu sein! Seien Sie unternehmerisch, dann hat Europa auch eine Chance zu Innovation.“
Thomas Fischer arbeite nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank und dem Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Mannheim zwölf Jahre an unterschiedlichen Standorten der ITT Automotive in Bietigheim-Bissingen, Korea, USA und Frankfurt, zuletzt als General Manager „Produktlinie elektrische Motoren“. Anschließend übernahm er die CEO-Position bei Hasco Hasenclever in Lüdenscheid. Seit 2002 ist Fischer Aufsichtsratsvorsitzender der MANN+HUMMEL Gruppe, Ludwigsburg, und nimmt diverse Aufsichtsrats- und Beiratsmandate wahr. Die Gruppe mit Hauptsitz im württembergischen Ludwigsburg ist ein in Familienbesitz befindlicher Hersteller für Flüssigkeits- und Luftfiltersysteme, Ansaugsysteme und Innenraumfilter. Knapp 90 Prozent des Jahresumsatzes von rund 4 Milliarden Euro entfallen auf die Tätigkeit als Automobilzulieferer. Das Unternehmen und seine Tochtergesellschaften unterhalten weltweit über 80 Standorte.
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