Von A bis Z: Wie man sich in der Welt der ETFs zurechtfindet

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Bei mehr als 2.400 handelbaren ETFs an deutschen Börsen fragen sich Anleger zurecht: Welche ETFs soll ich in mein Portfolio aufnehmen, um erfolgreich ein Vermögen aufzubauen oder für das Alter vorzusorgen? Ein Überblick über die Grundlagen, die verschiedenen Arten von ETFs und darüber, wie man sein Portfolio erfolgreich diversifizieren und Anlageziele erreichen kann.

von Nico Hüsch

ETFs, oder Exchange Traded Funds, sind in den letzten Jahren zu einem immer beliebteren Investmentinstrument geworden. Aber was genau sind ETFs und warum sind sie so populär?

Prinzipiell bilden alle ETFs einen Index – z.B. den DAX, den MSCI World, den EURO STOXX 50 etc. – nach und das heißt: Anders als bei aktiv gemanagten Investmentfonds, die genau deshalb “aktiv“ gemanaged werden, weil sie, wie man sagt, den Markt “schlagen” wollen, bilden passive ETFs lediglich einen gewissen Markt ab, an dessen Entwicklung Anleger und Anlegerinnen teilhaben möchten.

In der Praxis bedeutet das so viel wie: Anleger investierten in einen DAX-ETF – der DAX, das sind die 20 größten börsengehandelten Unternehmen in Deutschland (gemessen an ihrer Marktkapitalisierung) – und profitieren immer dann, wenn die einzelnen Unternehmen erfolgreich wirtschaften und ihr Börsenwert bzw. der DAX steigt.

Unterschied zwischen ETFs und aktiven Investmentfonds

Bei passiven Fonds wie ETFs werden die Wertpapiere eines Index eben einfach nachgebildet, ohne dass ein Fondsmanager aktiv einzelne Anlageentscheidungen trifft. Dadurch sind die Kosten für ETFs in der Regel geringer als für aktiv gemanagte Fonds.

Ein weiterer Vorteil von ETFs ist ihre Transparenz. Da die Zusammensetzung des Index offen einsehbar ist, können Anleger genau nachvollziehen, welche Wertpapiere im ETF enthalten sind. Bei aktiv gemanagten Fonds ist dies oft nicht der Fall, da der Fondsmanager je nach Marktsituation Wertpapiere kaufen, verkaufen oder austauschen kann.

Für viele Anleger, die mit ETFs ein Vermögen aufbauen oder für ihre Altersvorsorge vorsorgen möchten, ist genau das der springende Punkt: Man wählt lieber eine passive Investmentstrategie im Sinne von Buy-and-Hold, bleibt für 15 Jahre oder mehr investiert und erfreut sich an der jährlichen Rendite, die der (Welt-)Markt über den investierten Zeitraum abwirft. Wir sprechen hier von durchschnittlichen Renditen zwischen 6 und 8 Prozent p.a., was auf lange Zeiträume gerechnet, wirkliche finanzielle Erfolge bringen kann – und das bei geringem Risiko.

Warum ETFs beliebt sind

Keine Frage: Es gibt aktiv gemanagte Fonds, die besser wirtschaften als ETF, aber: Das Ausfallrisiko ist deutlich höher. Und bei der großen Auswahl an aktiven Fonds ist es nicht einmal für Experten einfach zu sagen, auf welche Produkte man auf diesem Markt setzen soll, um am Ende wirklich erfolgreich investiert zu sein. Dieser Umstand ist einer der wichtigsten Gründe, warum ETFs so beliebt sind, um in Aktien zu investieren – und das mit Erfolg.

Außerdem können Anleger mit nur einem ETF in über 1.800 Unternehmen weltweit investieren und so mit nur wenigen Produkten ein breit diversifiziertes Portfolio aufbauen. Denn ETFs bieten eine breite Palette von Anlagemöglichkeiten. Egal, ob man in Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder sogar Immobilien investieren möchte, es gibt immer einen passenden ETF dafür.

Zudem sind ETFs zu 100 Prozent transparent: Anleger können jederzeit den genauen Bestand aller enthaltenen Aktien nachvollziehen. Diese Transparenz schafft Vertrauen und ermöglicht es Anleger:n, die für sie beste Investitionen am Aktienmarkt relativ einfach zu finden.

Welche Arten von ETFs gibt es

Jedoch ist es gerade für Anfänger nicht gerade leicht, sich im ETF-Dschungel zurechtzufinden – immerhin gibt es laut dem Branchenmagazin extraETF derzeit (Stand: Juli 2023) circa 2.500 handelbare ETFs in Deutschland.

Um sich zunächst einmal besser zurechtzufinden, tut es gut, sich mit der Verschiedenheit der ETF- Finanzprodukte genauer auseinanderzusetzen. Es gibt nämlich verschiedene Arten von ETFs, die teils komplett unterschiedliche Anlagestrategien verfolgen. Einige der gängigsten Arten sind:

  • Aktien-ETFs

  • Anleihen-ETFs

  • Rohstoff-ETFs

  • Branchen-ETFs

Aktien-ETFs bilden einen Aktienindex wie den DAX, den S&P 500 oder den MSCI World ab und sind daher eine gute Möglichkeit, breit gestreut in den Aktienmarkt zu investieren. Aktien-ETFs sind a) der Renditebringer in jedem Portfolio und b) eigentlich jene ETFs, worüber Anleger hauptsächlich nachdenken, wenn sie in ETFs investieren wollen.

Anleihe-ETFs bündeln Staats- wie Unternehmensanleihen, werfen bescheidene Renditen ab – i.d.r. zwischen 2 und 3 Prozent – und eignen sich daher besonders dafür, das Aktien-ETF-Portfolio zu stabilisieren (weil sie weniger stark schwanken). Als alleinige Geldanlage sind sie kaum zu empfehlen, da ihre Renditen eher dazu da sind, die Inflation auszugleichen, aber keine nennenswerte Rendite erwirtschaften, um z. B. ein Vermögen oder eine Altersvorsorge aufzubauen.

Rohstoff-ETFs – sogenannte ETCs – ermöglichen Ablegerinnen und Anlegern an den Rohstoffmärkten (z. B. Weizen, Gold, Öl) zu partizipieren. Auf diesen Märkten locken zwar hohe Renditen, aber man
braucht auch Nerven aus Stahl, um die starken Schwankungen auszuhalten. Hinzu kommt, dass die politischen wie wirtschaftlichen Wirrungen und Irrungen, die die Rohstoffpreise bilden, für jeden Rohstoff – z. B. Weizen, Öl, Gold – sehr unterschiedlich und zudem schwer zu durchblicken sind.

Als Zusatz zu einem breit diversifizierten Aktien-ETF-Investment können Rohstoffe gerne in
Betracht gezogen werden, als alleinige Anlageform sind sie jedoch viel zu schwankungsanfällig bzw. etwas für ausgewiesene Experten, die sich auf dem jeweiligen Rohstoffmarkt wirklich auskennen.

Es bleiben zu guter Letzt die Branchen-ETFs – Wasserstoff, Elektromobilität, Batterietechnik, Künstliche Intelligenz, E-Sport u.v.m. –, die sicher eine kluge Investition sein mögen, wenn man eben zu wissen glaubt, welche Technologien und kulturellen Entwicklung die naheliegende Zukunft prägen und gestalten werden. Da das aber zum größten Teil ein Blick in die Kristallkugel ist, gilt auch bei Themen-ETFs die Empfehlung: als “Zubrot” im diversifizierten Aktien-ETF-Portfolio: In diesem Fall gerne Ja, als alleinige Anlage aber eher Nein.

Wie man die passenden ETFs für seine Bedürfnisse findet

Die gute Nachricht lautet nun zunächst: Nimmt man alle “speziellen” ETFs raus und beschäftigt sich allein mit Aktien-ETFs, kommt man rechnerisch auf ca. 1.500 Produkte, in die Sie als Anleger investieren können (anstatt der oben genannten 2.500).

Die schlechte Nachricht lautet: Mit Blick auf die Kosten – jeder ETF mehr im Portfolio kostet etwas und das wirkt sich indirekt immer auf die Rendite aus – ist es nicht ratsam, möglichst viele ETFs im Portfolio zu haben, sondern sich wirklich auf wenige sinnvolle ETFs zu beschränken.

Einerseits hängt die Wahl der passenden ETFs natürlich erstmal von individuellen Faktoren wie Anlagezielen, Risikobereitschaft und den persönlichen Vermögensverhältnissen ab. Andererseits ist es kein Geheimnis, dass die meisten ETF-Anleger und-Anlegerinnen eine Strategie besonders bevorzugen: passives Investieren in den Weltmarkt.

Die Idee dahinter ist recht simpel: Die Weltwirtschaft steigt – und das tut sie seit ca. 250 Jahren – und ich als Anleger bin am gesamten Markt breit diversifiziert investiert und profitiere von der allgemeinen Marktentwicklung. Das funktioniert mit Blick auf die letzten 25 Jahre auch erstaunlich gut – und man braucht auch nur wenige ETFs, um diesen Ansatz des prognosefreien Investierens in seinem Portfolio zu verwirklichen.

Warum ein Welt-ETF nicht ausreicht, um erfolgreich zu investieren

Ein weit verbreiteter Irrtum ist jedoch die Annahme, dass ein Welt-ETF – wie z. B. der MSCI World – ausreicht, um erfolgreich zu investieren. Ein Welt-ETF bietet zwar eine breite Diversifikation über verschiedene Länder und Branchen hinweg, jedoch vernachlässigt er oft kleinere Märkte und Nischenbereiche. Gerade diese können jedoch zu attraktiven Renditen führen, wenn man sie gezielt in die Anlagestrategie einbezieht.

Der MSCI-World weist als ETF-Portfolio etwa folgende Schwächen auf. Der Index berücksichtigt nicht wirklich die wirtschaftliche Stärke der asiatischen und afrikanischen Länder, obwohl das weltweite Bevölkerungswachstum hauptsächlich auf diese beiden Kontinente entfällt.

 

Der MSCI-World hat als ETF-Portfolio viele Schwächen, allen voran ein zu großes Klumpenrisiko, was die USA anbelangt (Grafik: © Nico Hüsch

Zudem umfasst er grundsätzlich keine Schwellenländer oder Entwicklungsländer, was bedeutet, dass ein entsprechender ETF nicht in aufstrebende Märkte wie China, Indien oder Afrika investieren würde. Außerdem berücksichtigt der Index hauptsächlich große Unternehmen (Blue Chips), während mittelgroße (Mid Caps) und kleine Unternehmen (Small Caps) kaum vertreten sind. Zudem sind die USA mit einem Anteil von 60 Prozent viel zu stark vertreten.

Selbst wenn Sie einen Schwellenländer-ETF hinzufügen, bleiben die genannten Probleme größtenteils bestehen und das Portfolio ist nicht ausreichend diversifiziert. Das ist überhaupt das Problem der meisten Welt-ETFs: Eine echte Diversifikation über Regionen, Unternehmen und Branchen weltweit findet nur unzureichend statt.

Fazit: So finden Sie sich im ETF-Dschungel einfach zurecht

Ein Welt-ETF kann ein sinnvoller Baustein in einem Portfolio sein, doch allein reicht er oft nicht aus, um alle Facetten des Marktes sowie die individuellen Ziele von Anleger:innen abzudecken. Eine wirklich breite Diversifikation in die investierbare Welt ist eigentlich unerlässlich, um maximal erfolgreich in der Welt der ETFs zu navigieren.

Um wirklich alle investierbaren Märkte abzudecken, sollte man immer folgende Ebenen umfassend möglichst breit berücksichtigen:

  1. Länder (Industrie- und Schwellenländer),
  2. Branchen (Technologie, Finanzen, Konsumgüter, usw.)
  3. Unternehmensgrößen (Small Caps, Mid Caps, Large Caps)

Der Markt an ETFs (circa 2.500) ist breit genug: Die Kunst besteht darin, ein ETF-Portfolio aufzubauen, das wirklich in alle Länder, Branchen, sowie Unternehmensgrößen diversifiziert ist. Damit reduzieren Anleger ihr Risiko auf ein Minimum – mit guten Aussichten auf lukrative Renditen. Das braucht zwar schon etwas Zeit für Recherche, aber besser Anleger zahlen ihr “Lehrgeld” gleich zu Anfang, als am Ende.

Nico Hüsch ist Geschäftsführer der Nico HüschGmbh – Echte Anlageberatung. Ziel des Unternehmens ist es, jedem Kunden die bestmögliche Finanzberatungin Deutschland zu ermöglichen – unter Berücksichtigung aller Kosten, Inflation und Steuern.Jeder Kunde bekommt hier die Möglichkeit, einindividuelles Finanzkonzept zu erstellen, das genau zur eigenen Lebenssituation passt.

 

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