Sieben Initiativen für ein neues Wirtschaftswunder
Kommt nach Krieg und Krisen ein neues Wirtschaftswunder? Wer Ludwig Erhards Gedankengut wieder wirksam machen will, sollte in die Zukunft schauen und dazu die marktwirtschaftlichen Talente und Kräfte in Europa wachrütteln. Sieben Zukunfts-Initiativen für einen neuen Aufbruch.
Von Stephan Werhahn und Ulrich Horstmann
Vorweg: Ludwig Erhard mochte den Begriff „Wirtschaftswunder“ nicht. Der Begriff „Wirtschaftswunder“ stand noch in der NS-Tradition. In den 30er Jahren gab es auch schon (vermeintlich) ein Wirtschaftswunder, das auch so bezeichnet wurde. Es war durch Staatsverschuldung und Rüstungsinvestitionen verursacht. Erhard würdigte dagegen gern die volkswirtschaftliche Leistung, die durch einen liberalen Staat ermöglicht wurde. Die „wundergläubigen“ Deutschen hingegen sahen in ihm einen Talisman.
Heute sitzt Ludwig Erhard ordnungspolitisch auf den Oppositionsbänken. Die Berliner Funktionärsschickeria braucht ihn nicht. Seine Lehren wären zu unbequem, vor allem für Politiker machtbegrenzend. Hohe Steuern und gleichzeitiges umfassendes Fördern passen nicht. Das ist eher Staatswirtschaft.
Mit deutschen Windmühlen und Solarmodulen die Welt retten
Dirigistische Lenkungsmaßnahmen gehören nicht zu einer Marktwirtschaft, die sich auf Erhard berufen könnte. Das tut die aktuelle Bundesregierung auch nicht. Sie vertritt weitgehend planwirtschaftliche Ansätze ohne Konsumentensouveränität. Sie setzt dreist auf Verbote, die auch die FDP nicht verhindern kann. Es ist eine Anti-Erhard-Koalition. Sie ist typisch deutsch bevormundend, kleinkariert und vom Gedanken beseelt, mit deutschen Windmühlen und Solarmodulen die Welt zu retten.
Auch wenn eine Wende dringend erforderlich erscheint, die Rahmenbedingungen dafür sind schlecht.
Eine Koalition ordnungspolitischer Vernunft aus CDU/CSU und FDP – falls überhaupt rechnerisch nach der nächsten Bundestagswahl möglich – könnte schnell scheitern. Die große Unbekannte ist die AfD. Sie kommt nach aktuellen Umfragen auf so viele oder mehr Stimmen als jede einzelne Regierungspartei. Aber was tun sie dagegen?
Die Zeit läuft uns in Europa weg
Auch fehlt es im Vergleich zur USA in Europa an Risikobereitschaft. Eine Kultur, Scheitern zuzulassen wie in den USA gibt es nicht. Die Finanzierungslandschaft ist unterirdisch schlecht. Es gibt dagegen viele „Fördertöpfe“. Wer sie anzapfen will, wird selbst zum Bürokraten und verliert wertvolle Zeit für den Aufbau des jungen Unternehmens.
Bei einer solchen Konstellation ist eine notwendige Erneuerung schwierig.
Wer Ludwig Erhards Gedankengut wieder wirksam machen will, sollte daher in die Zukunft schauen und dazu die marktwirtschaftlichen Talente und Kräfte in Europa wachrütteln. Ohne echte Innovationsfreude und ohne einen funktionierenden Kapitalmarkt bleiben Deutschland und Europa in der Welt aufstrebender Mächte immer unwichtiger. Wir brauchen Mut, Freiheit und Innovation.
Die Zeit läuft uns in Europa weg. Wir brauchen konkrete Maßnahmen. Wir brauchen eine neue europäische Zukunfts-Initiative in turbulenten Zeiten:
- Stabile Rahmenbedingungen = regulierte soziale Marktwirtschaft in ganz Europa, fairen Wettbewerb, keine Monopolstrukturen.
- Ein Europa des Freihandels, offener Märkte und eins, dass auch die Briten wieder miteinschließt.
- Möglichst wenig lenkende Eingriffe vom „Vater Staat“: Corona, Energiepreise, Klimawechsel und der Angriffskrieg haben die Schwächen gnadenlos aufgezeigt, statt dessen:
- Mitmachen, Anreizsysteme und Toleranz für andersartige Innovationen schaffen, alternative technologische Lösungen zulassen.
- Eine neue Gründerzeit in ganz Europa ist der beste Weg, oder wir werden zum Industriemuseum und abhängig von China und USA.
- Forscher und Gründer von heute sind die Unternehmer von morgen:
- Sie brauchen Kapitalmarkt- und Start-up Förderungen, Bürokratieabbau und Steuererleichterungen.
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Stephan Werhahn ist Gründer und Direktor des Instituts Europa der Marktwirtschaften (IEM) und Enkel Konrad Adenauers. Dr. Ulrich Horstmann ist Vorstand im Institut Europa der Marktwirtschaften, Buchautor und Publizist. Aktuelle Bücher des Autorenkollektivs „Ludwig Erhard jetzt!“ und „SOS Europa“. Unterstützt wird die Arbeit des IEM von Isabel Winter-Blümel.
Der Verfasser hat in allen Punkten völlig recht. Hoffentlich begreift das auch die Bundesregierung.