Wasserstoff: Kleines Molekül, große Wirkung
Welche Bedeutung hat die Wasserstoff-Technologie für die Energieversorgung der Zukunft, wo steht Deutschland und welche Chancen und Aufgaben ergeben sich beim Aufbau der Wertschöpfungskette? Die Vorsitzende des Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates, Katherina Reiche, im Gespräch mit Professor Andreas Altmann.
Als Mitglied des Nachhaltigkeitsrats und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats der Bundesrepublik Deutschland leistet Katherina Reiche seit Beginn ihrer parlamentarischen Tätigkeit 1998 einen erheblichen Beitrag zur Energiepolitik. Die Potsdamer Diplom-Chemikerin und seit 2020 Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG beschäftigt sich mit erneuerbaren Energien und unterstützte bisher bei zahlreichen internationalen Klimaschutzverhandlungen mit ihrer Expertise. Um einen langfristigen Energiewechsel zu erreichen, plädiert sie für den Einsatz von Wasserstoff.
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Im Gespräch mit Professor Dr. Andreas Altmann, dem Rekor des DDW-Medienpartners Internationale Hochschule MCI in Innsbruck, gilt es laut Reiche beim Umbau der Stromversorgung „schnell und konsequent zu handeln“ – es gehe um zukunftssichere Arbeitsplätze, neue Wertschöpfungspotentiale, und den globalen Milliardenmarkt. Nach wie vor stellen Öl und Erdgas als dominante Energieträger in Österreich zwei Drittel und in Deutschland sogar 80 Prozent des Primärenergieverbrauchs dar.
Für die erforderliche Neue Industrielle Revolution kommen aber nicht unbedingt alle alternativen Energieträger in Frage. Batterien und E-Mobilität werden im Flug- und Schiffsverkehr sowie bei langen Transportwegen an Land eine untergeordnete Rolle spielen. So sei zudem ein Ausgleich der hohen Fluktuationen beim Energieverbrauch rein elektrisch einfach nicht zu bewerkstelligen. Auch eine CO2-Reduktion in der Stahl-, Glas- und Zementindustrie kann sinnvoll und langfristig nur mit dem Schlüsselelement der Wasserstoff-Decarbonisierung funktionieren.
Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist für Reiche unverzichtbar: „für mich ist Wasserstoff die industriepolitische Antwort auf das Pariser Klimaabkommen“. Dabei gelte es vor allem auf Energiepartnerschaften mit anderen Ländern zu setzen und die Wertschöpfungsketten der Industrie zu erhalten und so umzubauen, dass sich mit Anreizen für klimaneutrale Produktion eine richtige Wasserstoffwirtschaft entwickeln kann. Ansatzpunkte seien dabei jedenfalls Änderungen in der Energiegesetzgebung und die Berücksichtigung des Stroms als konkurrenzfähiges Produkt.
Als Benchmark der Wasserstoffstrategie gelten für Katherina Reiche allen voran Korea und Japan, aber auch Länder wie Frankreich oder Russland, die sich bereits intensiv mit konkreten Realisierungen auseinandersetzen. Dabei werden natürlich unterschiedliche Forschungsansätze verfolgt, was laut Reiche wichtig sei, denn „die Politik soll nur die Ziele vorgeben, den Weg aber offen lassen für die vielen verschiedenen technologischen Antworten und Lösungen“. Die eine große gemeinsame Herausforderung sei dabei der Massenmarkt und alle damit verbundenen zu berücksichtigenden Komponenten, um gewisse Skaleneffekte und die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Player zu erhalten. Die dazugehörige Infrastruktur beispielsweise, etwa durch die Nutzung und Adaptierung bestehender Gasnetze und der Neubau von Wasserstoffpipelines, ist ein essentieller Bestandteil.
Für eine erfolgreiche Wende im Energiesektor ist es Reiche wichtig, auch für Übergangslösungen offen zu sein, die für die Wasserstoffproduktion nicht erneuerbare Energien verwenden. Es sei vielmehr entscheidend, welche CO2-Reduktion insgesamt erreicht werden kann, und die Verfahren entsprechend so zu wählen, dass der gewünschte klimapolitische Effekt eintritt.
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