Gute Nachrichten aus der Zukunft

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Die deutsche Wirtschaft fühlt sich im Stressmodus, umzingelt von Krisen und Standortproblemen. Und doch gibt es Unternehmen, die wachsen, und Zukunftsmärkte, die entstehen. Die DDW-Research hat sie neu ermittelt.

Zuweilen kommt es einem für die deutsche Wirtschaft vor wie in den Asterix-Comics, wo sich die Gallier sorgen, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt und die Lage aussichtslos scheint. Die ganze Lage? Nein. Denn trotz nicht nachlassen wollender Negativ-Meldungen gibt es sie, die Branchen und Unternehmen, die sich widersetzen.

Seit fünf Jahren definiert ein Experten- und Beratungsgremium aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsberatern und Fachjournalisten zusammen mit der Research von DDW die „50 Trend- und Wachstumsmärkte der Zukunft“. Dreimal jährlich werden diese Zukunftsfelder der Wirtschaft neu justiert – und dann jene Unternehmen in Deutschland identifiziert, die in diesen Feldern aktiv sind oder durch ihr Wachstum überzeugen.

Im Juli war es wieder soweit. Die Trendfeldliste wurde angepasst. 912 Unternehmen konnten neu ermittelt werden. Zeit für einen Hoffnung machenden Blick auf die deutsche Wirtschaft.

Welche Anpassungen wurden vorgenommen?

Sechs Trendfelder – siehe unten – wurden neu aufgenommen.

Drei Trendfelder wurden aus der Liste herausgenommen:

  • Das Trendfeld „Kreativwirtschaft“, weil hier disruptiver Einfluss neuer KI-Tools zu erwarten ist
  • das Trendfeld „Hygienelösungen“, dessen Aufnahme im Zuge des Pandemiegeschehens obsolet geworden ist
  • sowie das Trendfeld „Retro“ mangels Bedeutung.

Andere Trendfelder wurden neu zusammengestellt bzw. zusammengefasst (Details siehe Logbuch).

Die Höhergewichtung von Unternehmen mit Umsatzwachstum in den vergangenen zwei Jahren wurde aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung von mindestens 20 Prozent auf mindestens zehn Prozent Umsatzwachstum angepasst.


Trendfeld „Low Code“ (neu aufgenommen)

Low Code und No Code kennzeichnen eine Entwicklungsweise, bei der Anwendungen hauptsächlich über grafische Benutzeroberflächen erstellt werden, bzw. komplexe Anwendungen auf einer Plattform per Drag-and-Drop ohne jeglichen Code zusammengefügt werden. Entwickler solcher Lösungen bzw. Anbieter, die diese integrieren, wurden für das neue Trendfeld erfasst.

Seit März neuer CEO bei Lobster Data: Tim Srock. Er kam von der Low-Code- Tochtergesellschaft von Siemens, Mendix (Bild: Tim Srock auf X)

Beispiel Lobster Data: Das Tutzinger Unternehmen gehört zu den Pionieren, die No-Code-Software-Lösungen auf den Markt gebracht haben. Lobster stellt drei No-Code-basierte und damit benutzerfreundliche Produkte zur Verfügung: für elektronischen Datenaustausch – beispielsweise bei Industrie 4.0-Anwendungen –, zur Automatisierung von Geschäftsprozessen und für das Produktinformations-Management. 2002 gegründet, beschäftigt Lobster heute 270 Mitarbeiter, hat weltweit über 2.000 Kunden und sechs Standorte in Europa. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben in den letzten zehn Jahren ein profitables Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent pro Jahr erzielt. Im vergangenen Jahr erwarb FSN Capital Partners eine Mehrheitsbeteiligung am No Code-Spezialisten. Die Zeichen stehen auf weiteres Wachstum.


Trendfeld „Internationalisierung“ (neu aufgenommen)

In Zeiten schwächelnden Konjunktur und und schwieriger Standortbedingungen im Heimatmarkt performen Unternehmen mit internationaler Ausrichtung besonders stark (siehe auch aktuelle Zahlen der Deutschland-Liste von DDW). Trotz aktueller Tendenzen geopolitischer Verwerfungen und Protektionismus ist Internationalisierung ein entscheidendes Trendfeld für wachstumsorientierte deutsche Unternehmen. Deutsche Unternehmen mit hohem Auslandsanteil oder Weltmarktführerschaft bei gleichzeitigem Umsatzwachstum in den letzten zwei Jahren wurden höhergewichtet und dem neuen Trendfeld zugewiesen.

Rainer Gölz. ist Gesellschafter und CEO der WITTE Automotive GmbH. Er wird im September beim DDW-Panel auf dem Strategiegipfel der Familienunternehmen MY WAY zu erleben sein (Anmeldung hier)

Beispiel WITTE Automotive: Der Automobilzulieferer aus Velbert hat jüngst die VAST Automotive Group übernommen und stärkt damit seine globale Präsenz. Das Unternehmen stellt Schließ-, Verriegelungs- und Sicherheitssysteme der neuesten Art her – von der Produktvision über das schlüssige Konzept bis hin zur Fertigung von Großserien und intelligenten Systemlösungen 1899 am Stammsitz in Velbert gegründet, begann das Unternehmen zunächst mit der Herstellung von Kofferschlössern, bevor man sich auf die Produktion von Autobeschlägen spezialisierte. Der spätere VW-Käfer war das erste Auto, welches mit einem WITTE-Türgriff durch die Welt fuhr. Durch die Übernahme wird das Unternehmen in diesem Jahr erstmals die Milliarde-Euro-Umsatzgrenze übersteigen.


Trendfeld „Dekarbonisierung“ (neu aufgenommen)

Verfahren zur Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen sowie deren Abspaltung und Speicherung (Carbon Capture and Storage) als auch der Kompensation könnten in Zukunft den entscheidenden Hebel zu einer klimagerechten CO2-neutralen und zugleich funktionsfähigen Wirtschaft darstellen.

„Die CO2-Abscheidung und Speicherung ist eine bahnbrechende Technologie für die Baustoffindustrie, und wir sind Vorreiter bei ihrer großtechnischen Anwendung“: CEO Dr. Dominik von Achten, (Bild: Steffen Höft/Heidelberg Materials)

Beispiel Heidelberg Materials AG: Im Jahr 2023 erzielte der größte Baustoffkonzern Deutschlands mit Sitz in Heidelberg einen Umsatz in Höhe von rund 21,18 Milliarden Euro. Aktiv ist man mit Produkten wie Sand, Kies – und Zement, der für einen hohen Anteil des globalen jährlichen Kohlenstoffdioxidausstoßes verantwortlich ist. Jetzt hat das Unternehmen den weltweit ersten CCS-basierten Net-Zero-Zement auf den Markt gebracht, evoZero. Das Produkt erreicht seinen Net-Zero-Fußabdruck durch den Einsatz von CO2-Abscheide- und -Speichertechnologie (Carbon Capture and Storage, CCS) im Werk von Heidelberg Materials in Brevik, Norwegen, ohne Ausgleich durch außerhalb der Wertschöpfungskette des Unternehmens generierte Zertifikate.


Ist Ihr Unternehmen unter den aktuellen 3.000 „Unternehmen in Trend- und Zukunftsmärkten“ gelistet?
Gerne teilt Ihnen die DDW-Research Ihre aktuelle Listung mit. Schreiben Sie an corporate@die-deutsche-wirtschaft.de.
Die Prüfung zum Trendunternehmen kann auch proaktiv initiiert werden: Download des Fragebogens hier.
Alle diese Serviceleistungen sind kostenfrei.

Trendfeld „Biokonvergenz“ (neu aufgenommen)

Biokonvergenz verschmelzt biologische, physikalische und computergestützte Systeme, um neue Technologien und Anwendungen zu entwickeln. Sie umfasst die Integration verschiedener Wissenschafts- und Ingenieursdisziplinen wie Gentechnik, Künstlicher Intelligenz und Materialwissenschaften.

Dr. Frauke Hein ist CEO der Scenion GmbH (Bild: Unternehmen)

Beispiel SCIENION GmbH: Das Berliner Unternehmen ist ein weltweiter Marktführer in den Bereichen Präzisionsdosierung und Mikroarray- sowie Biosensortechnologien für kleinste Volumina. Scienion bedient damit den dynamisch wachsenden Bedarf an Miniaturisierung und Multiplex-Analysen und bietet ein einzigartiges Portfolio an automatisierten Präzisions-Dispensiersystemen, Lesegeräten, Verbrauchsmaterialien, Assay-Entwicklung sowie Dienstleistungen für die Auftragsproduktion. Das Unternehmen ist an zwei Standorten in Deutschland tätig, in Berlin und Dortmund, und hat Tochterunternehmen in Phoenix, Arizona (USA), Chichester (UK) und Lyon (Frankreich). 2001 gegründet, gehört Scienion seit 2020 zum schwedischen Life-Science-Konzern BICO, dem weltweit führenden Unternehmen für Biokonvergenz.


Trendfeld „FinTech“ (neu aufgenommen)

Die Digitalisierung verändert den Finanzsektor und die Abwicklung von Finanzgeschäften grundlegend. FinTech-Unternehmen und innovative digitale Lösungen wie Online-Bezahldienste oder Robo-Advisors disruptieren klassische Geschäftsmodelle und schaffen neue Märkte.

Christian Hecker (r.) und Thomas Pischke (l.) gründeten zusammen mit Marco Cancellieri vor neun Jahren den Neobroker (Bild: Unternehmen)

Beispiel Trade Republic: Innerhalb weniger Jahre schaffte es das Berliner Fintech zur größten Sparplattform Europas, mit rund 700 Mitarbeitern und rund 35 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen. Der Ansatz: Trade Republic bietet den Handel von Aktien, ETFs, Derivaten und Kryptowährungen per App an. Modern, schnell, kostengünstig und bereits mit kleinsten Investmentsparplänen ab einem Euro. Trade Republic startete 2015 in München unter dem Namen Neon Trading. Den Gründern, dem Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Christian Hecker, dem Physiker Thomas Pischke und dem Informatiker Marco Cancellieri, standen bald namhafte Wachstumskapitalgeber wie Accel, Peter Thiels, Ontario Teachers‘, Sequoia und TCV zur Seite. 2023 hat man die Vollbanklizenz der Europäischen Zentralbank erhalten.


Trendfeld „Biomaterialien“ (neu aufgenommen)

Natürliches, metallisches, keramisches oder polymeres Biomaterial, darunter viele Neuentwicklungen, können zunehmend umweltschädliche Materialien ersetzen und in Medizin, Bau, Verpackung oder bei Alltagsgegenständen und in Möbelproduktion eingesetzt werden.

Dr. Hadi Saleh ist seit 2018 CEO von CeramTec (Bild: Unternehmen)

Beispiel CeramTec GmbH: Mit über 100 Jahren Entwicklungs- und Produktionserfahrung nimmt CeramTec weltweit eine Spitzenposition in der Herstellung von Hochleistungskeramik ein und setzt diese Werkstoffe in einer Vielzahl von Anwendungen ein. Das Portfolio umfasst weit über 10.000 verschiedene Produkte, Bauteile und Komponenten aus Technischer Keramik sowie eine Vielzahl keramischer Werkstoffe. 2023 erzielte das Unternehmen aus Plochingen (Baden-Württemberg) 817 Millionen Euro, nach 731 Millionen in 2022. Entwickelt werden auch qualitativ hochwertige Implantate aus Biokeramik für den medizinischen Bereich. Sowohl keramische Oxide auf Aluminiumoxid- als auch auf Zirkonoxidbasis werden seit langem als Biomaterialien verwendet, da sie eine hohe Verschleißfestigkeit und ein ausgezeichnetes biologisches Verhalten aufweisen.


Trendfeld „Cloud-Solutions“

Cloud-Lösungen, die Speicherplatz, Rechenleistung und Software über das Internet anbieten, lassen Unternehmen flexibel, ortsunabängig und skalierbar arbeiten und werden weiterhin wachsende Verbreitung finden. Zugleich entsteht ein Ökosystem aus Anbietern, die speziell aus Deutschland heraus mit hohen Datenschutzstandards punkten können.

In die Region Frankfurt fließen weitere Milliardeninvestitionen in Cloud-Infrastruktur

Beispiel Amazon: Amazon hat angekündigt, weitere 10 Milliarden Euro in Deutschland zu investieren. Alleine 8,8 Milliarden Euro sollen in den Ausbau der Cloud-Dienste von Amazon Web Services (AWS) im Rhein-Main-Gebiet fließen, wie Rechenzentren sowie Maschinen und Software. Für Firmenkunden soll dort der Serverbetrieb und IT-Dienstleistungen abgewickelt werden. Bis Ende des Jahres soll die Zahl festangestellter Mitarbeiter von Amazon in Deutschland um 4.000 auf 40.000 wachsen. Laut eigenen Angaben soll die Investition jährlich zudem voraussichtlich 15.200 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze in lokalen deutschen Unternehmen unterstützen.


Trendfeld „Künstliche Intelligenz“

Die Nutzung und produktseitige Einbindung von Künstlicher Intelligenz hat gerade erst begonnen. Verbesserte Effizienz in Bereichen wie Produktion, Maschinenüberwachung, Verwaltung, Controlling, Marketing und Vertrieb durch die Nutzung von KI wird zu einem maßgeblichen Faktor des Unternehmenserfolgs werden.

Brad Smith, Präsident der Microsoft Corporation, bei der Vorstellung der Pläne im Februar diesen Jahres in Berlin (Bild: Microsoft)

Beispiel Microsoft: Auch Microsoft plant milliardenschwere Investitionen, um Rechenzentrumskapazitäten auszubauen, und zwar vor allem für Anwendungen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI). In den nächsten zwei Jahren wird Microsoft deutschlandweit 3,2 Milliarden Euro investieren, die größte Investition seiner 40-jährigen Geschichte in Deutschland. Der erhebliche Zuwachs an digitalen Kapazitäten soll helfen, die wachsende Nachfrage nach KI-spezifischer Rechenleistung und Cloud-Lösungen zu erfüllen. Bemerkenswert: Neben einem Schwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet sollen die Zentren im rheinischen Braunkohlerevier in den Orten Bergheim, Elsdorf und Bedburg entstehen – ein erfolgreicher Strukturwandel der besonderen Art. Um vor Ort die Verfügbarkeit von Fachkräften zu verbessern, startet Microsoft eine große KI-Qualifizierungsoffensive mit lokalen Partnern aus Wirtschaft, Kommunen, Schulen und Bildungsträgern in NRW.

 

Vollständige Liste der Trendunternehmen im Leserdienst
Die Liste der aktuell 3.000 Unternehmen in Trend- Wachstumsbranchen ist auch im DDW-Leserdienst im Excel-Format erhältlich.
Hier die Bestellinfos.  

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