Yachting statt Cruising: Mit Swan Hellenic ums Horn von Afrika

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Lange Zeit gab es in der Kreuzfahrtbranche nur einen Trend: Groß, größer am Größten. Jüngstes Beispiel dieses traurigen Gigantismus ist die „Icon Of The Seas“ der Reederei Royal Caribbean. 7.600 Passagiere und 2.350 Crew machen das Schiff per amtsdeutscher Definition zur schwimmenden „großen Kleinstadt“.

Zur Verbildlichung: Die Titanic hatte Platz für maximal 3.500 Personen – inklusive Crew – und gemessenen am Volumen weniger als ein Fünftel der BRZ (Bruttoraumzahl).

Wem’s Spaß macht? Die Icon of the Seas (Bild: Royal Caribbean)

Das gigantische Schiff ist ausschließlich auf Spaß ausgelegt, wobei wir uns aus eigener leidvoller Erfahrung des letzten Sommers (unsere Kreuzfahrt zu den Norwegischen Fjorden mit 5.500 Mitreisenden) fragen, wie es Spaß sein kann, sich mit Tausenden auf einem Schiff zu drängeln. Als Freizeitpark auf dem Meer beschreibt die Cruise Line das Spektakel. Wir würden eher sagen: eine gefährliche Mischung aus ECE-Einkaufszentrum am Wochenende und Tank & Rast auf der A1 am ersten Samstag in den Sommerferien.

Sehr persönlicher Service bei Swan Hellenic

Yachting statt Cruising ist das neue Motto

Die gute Nachricht: Es tut sich gewaltig was am anderen Ende der Kreuzfahrtbranche. Yachting statt Cruising ist das neue Motto, und die sogar großen Marktführer Royal Caribbean (Luxus-Tochter Silversea) und Carnival Corporation (Tochter Seabourn) mischen im Ultra-Luxus-Segment mit. Viel spannender sind jedoch die wirklich exklusiven kleinen Schiffe von Ponant, Scenic oder Ritz Carlton Yacht Collection. Schiffe für Four Seasons, Aman und Orient Express (die alte Marke, die gerade mit Luxuszug und Hotels von Accor wiederbelebt wird) sind bereits im Bau.

Wir haben uns mit Swan Hellenic einen Hidden Champion ausgesucht und sind eine Woche auf der „SH Diana“ von Mosambik nach Kapstadt gereist.

Die Macher von Swan Hellenic kommen von Silversea und stoßen mit Ihren drei brandneuen Schiffen in einen weiteren heißen Nischenmarkt in der Kreuzfahrtbranche: Ultra-Luxuriöse Expeditionskreuzfahrten zu Arktis und Antarktis. Abheben möchte man sich nicht mit noch mehr an Luxus, sondern mit den Annehmlichkeiten eines 5-Sterne-Boutiquehotels, absolutem All-Inclusive und einem Programm für Gäste, die vor allem etwas entdecken wollen: Natur, Kultur, Land und Leute. Das mit dem 5-Sterne-Boutiquehotel ist leicht umgesetzt auf dem sehr schicken und brandneuen Schiff mit nur 96 Außenkabinen und 141 Crew. Doch auch sonst macht Swan Hellenic einiges richtig: Um das Kulturprogramm kümmert sich ein mehrköpfiges Expeditionsteam aus Forschern, Wissenschaftlern und erfahrenen Tourguides.

Expedition in das Naturreservat Portuguese Island. Im Hintergrund die SH Diana

Jetzt oder nie: Ein wahrlich exklusives Erlebnis mit 60 Passagieren

Unsere Afrika-Expedition war eine sogenannte Relocation-Cruise, bei der die „SH Diana“ (Eisklasse PC6) von der Arktis im Norden zur Antarktis im Süden überführt wird. Auf dem Weg nimmt man Passagiere mit und bietet ein Rahmenprogramm mit Ausflügen entlang der Strecke. Diese Fahrten sind meist günstiger und weniger gebucht. In unserem Fall, und der jungen Cruise-Line mit geringer Bekanntheit geschuldet, war es eine wahrlich exklusive Reise. Rund 60 Passagiere begleiteten uns in dieser Woche, und wir fanden schnell Anschluss an eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, mit der wir ab dann lustige Abende an langer Tafel statt am Einzeltisch verbrachten. Oft steuert bei Luxusreisen ja der Preis, dass man „unter sich bleibt“. Bei Swan Hellenic konnten wir dankbar feststellen, dass dies nicht die einzige Gemeinsamkeit mit den Mitreisenden war und wir echte Gleichgesinnte fanden. In jedem Fall möchten wir raten: Jetzt oder nie. Mit steigender Bekanntheit von Swan Hellenic und dem tollen Angebot muss man sehr bald mit volleren Schiffen reisen.

Die Business Class bei Ethiopian Airlines

Die Anreise von Deutschland

Unsere Reise beginnt in Maputo, Mosambik, der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Die Anreise von Deutschland ist nicht per Direktflug möglich, und Multistop-Flüge mit unterschiedlichen Ankunfts- und Abflugszielen werden in der Regel zum besonders teuren Vergnügen. Wir haben uns daher für einen Flug mit Star Alliance Mitglied Ethiopian Airlines zum angemessenen Preis entschieden, und die „Beste Airline Afrikas“ enttäuscht nicht. Ein Top-Bordprodukt in der Business Class (weit über LH Niveau), die charmantesten Flugbegleiter seit langem, sofort nach Erreichen der Reiseflughöhe serviertes, gutes Essen und kurze Umsteigezeit in Addis Abeba, mehr kann man nicht verlangen. Prädikat äußerst empfehlenswert!

Unser erster Eindruck vom Schiff und der Kabine

Maputo ist eine durchschnittliche (-arme) afrikanische Stadt mit freundlichen Einwohnern, die portugiesisch sprechen. Wir nicht. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt und netten Begegnungen mit den hilfreichen Mosambikanern lassen wir Maputo links liegen und begeben uns aufs Schiff. Die „SH Diana“ bietet modernes, skandinavisch inspiriertes Design. Alles ist sehr hochwertig und geschmackvoll, das Holz und Leder, das man sieht, ist echt und keine Nachbildung, was uns immer wichtig ist. Unsere Standardkabine ist im Vergleich zu anderen Schiffen recht großzügig, hat wie alle auf der SH Diana einen Balkon und bietet alle Annehmlichkeiten, die man von einem luxuriösen Schiff erwartet. Ein besonders schönes Detail finden wir den kleinen Elektrokamin, der ein wenig flackert und wohlige Wärme abstrahlt.

Eine Suite auf der SH Diana

Das Essen an Bord

Die Stunde unserer Anreise, zwischen 17:00 und 18:00, ist die einzige Zeit am Tag, wo kein Restaurant geöffnet hat, was sich aber durch den inkludierten Room-Service und die kleine Karte problemlos ausgleichen lässt. In den weiteren Tagen kommen wir dann in den vollen Genuss des Kreuzfahrens: Man kann rund um die Uhr essen – und bei Swan Hellenic dazu auch Free-Flow Champagner trinken, denn bis auf einige exklusive Flaschenweine ist wirklich alles inklusive.

Im Restaurant der SH Diana

Beim Abendessen und in den folgenden Tagen sind wir ein wenig erleichtert, dass die Küche bei Swan Hellenic nicht versucht, Pirouetten am Hochreck zu drehen, sondern sich auf klassische Gerichte fokussiert, die handwerklich erstklassig zubereitet sind. Man hat sich den Jeunes Restaurateurs angeschlossen, der Vereinigung von Köchen, zu denen z.B. der Söl’ring Hof auf Sylt und das Romantik Hotel Sackmann in Baiersbronn gehören. Wir finden, das passt sehr gut, und ist ein toller Ansporn für das Küchenteam bei Swan Hellenic.

Das umfangreiche Frühstücksbuffet verzichtet nicht auf kalorienreiche Klassiker, bietet aber auch reichlich Auswahl an modernen Frühstücksvarianten für Puristen wie uns, die den Tag mit Birchermüsli und Obst beginnen wollen. Mittags gibt es an der Poolbar eine Auswahl an Grillgerichten und in der Club-Lounge ein kleines, sehr vielseitiges Buffet.

Die Observation Lounge auf der SH Diana. Hier finden die täglichen Briefings zu den Exkursionen statt und am Abend gibt es ein kleines Unterhaltungsprogramm

Die Crew

Die meisten Crewmitglieder sind gute Geister und so unscheinbar, dass man nur an den zu jeder Tageszeit makellosen Kabinen und allen anderen Räumen ahnen mag, dass einem permanent jemand nachräumt. Besonders sichtbar und herausragend ist der Service im Restaurant. Die fast ausschließlich philippinische Servicecrew weiß, wie man Trinkgeld macht, und wir wurden nicht nur durchgehend mit Namen angesprochen, sondern auch jederzeit liebevoll umsorgt, ohne dass es jemals aufdringlich war.

Das Expeditionsteam aus besagten Wissenschaftlern und Tourguides deckt verschiedene Nationalitäten ab, sodass wir außer dem deutschen Hoteldirektor Philipp Reutener auch bei den Ausflügen eine nette deutschsprachige Ansprechpartnerin hatten.

Unsere Mini-Gruppe im indischen Tempel in Durban. Wir waren bei den Ausflügen im Schnitt 8-12 Leute.

Die Expeditionen

Exkursionen sind Teil des All-Inclusive Konzepts und Swan Hellenic wirbt mit dem Slogan: „See what others don’t“. Man will echte Expeditionen bieten und das mag im ewigen Eis gut klappen, in den Küstenstädten von Südafrika sind die Möglichkeiten auf Expeditionen zu gehen jedoch etwas eingeschränkt. Besonders, weil die südafrikanischen Hafenstädte sich wie weite Teile des Landes im Niedergang befinden und nicht wirklich charmante Ansichten bieten.

Man hat zuweilen doch das Beste daraus gemacht, was besonders in Durban geglückt ist: Statt der üblichen Stadtrundfahrt hat man einen indischstämmigen Guide aufgetrieben, der uns „seine“ Heimatstadt und Kultur nähergebracht hat. Seine Vorfahren waren Teil der Migrationswelle, die vor 150 Jahren aus Britisch-Indien kamen. Die meisten von ihnen leben in und um die Stadt Durban, die damit eine der größten ethnisch indisch besiedelten Städte außerhalb Indiens ist.

Auch bei der Safari ging es sehr familiär zu

Gut gefallen hat uns natürlich der Ausflug in einen der Nationalparks, der zwar mit einiger Fahrtzeit verbunden war, sich aber gelohnt hat. Auch das Muschelessen und die Weinprobe im pittoresken Mossels Bay an der Gardenroute haben uns begeistert.

Pooldeck auf der SH Diana

Was sonst noch war

Es gibt neben dem Pool am Hauptdeck auch einen kleinen Spa-Bereich mit Sauna (super Ausblick), Fitness und Whirlpool, den wir aufgrund der wenigen Gäste mit höchstens einem anderen Gast teilen mussten. Auch die entspannenden Massagen haben uns nach einem intensiven Landtag gut gefallen.

Kreuzfahrten gehören übrigens zu den wenigen Urlauben, die man am besten wie in alten Zeiten über ein Reisebüro buchen sollte. So stellt man sicher dass man bei der komplexen Reise mit unterschiedlichem Start und Endpunkt und einigen Transfers an alles gedacht hat. Auch preislich sind die Angebote bei den Veranstaltern teils günstiger als Direktbuchungen. Swan Hellenic arbeitet z.B. mit Scott Dunn oder Kuoni zusammen und man sollte nicht schüchtern sein, den Reisebüromitarbeiter zu bitten, ein personalisiertes Angebot mit entsprechendem Rabatt bei der Reederei anzufordern.

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