Die größten Irrtümer, die Sie hindern, reich zu werden

Keine Kommentare Lesezeit:

Welche Einstellungen und Meinungen hindern Menschen daran, reich zu werden?

Von Dr. Dr. Rainer Zitelmann

Charlie Munger, der vor zwei Jahren verstorbene Partner von Warren Buffett, hat viele kluge Dinge gesagt. Unter anderem sagte er gerne, dass ein Jahr, in dem man seine Meinung zu einer wichtigen Idee nicht ändert, ein verlorenes Jahr ist. In diesem Sinne habe ich einige verbreitete Meinungen über das Reichwerden auf den Prüfstand gestellt.

1. Die meisten Menschen werden NICHT durch Aktien, Kryptowährungen etc. reich

Sie werden es vielleicht nicht gerne hören: Aber wenn Sie an Ihrem Handy oder PC sitzen und nach heißen Aktien- und Kryptotipps suchen, haben Sie kaum eine Chance, reich zu werden. Und selbst wenn Sie reich werden, wird das nicht lange dauern. Vor zwei Wochen war ich in Palm Springs, wo ich Steve Forbes getroffen und gemeinsam mit ihm auf einer Konferenz gesprochen habe. Vom Flughafen in LA holte mich ein Fahrer ab, mit dem ich ins Gespräch kam. Ein lustiger und aufgeweckter Mann. Seine Geschichte: Er hatte 300.000 Dollar am Aktienmarkt gewonnen und alles wieder verloren. Er hatte auf heiße Tipps im Internet gehört und sogenannte Penny Stocks gekauft, deren Kurse rasant stiegen, um dann ins Bodenlose zu fallen.

Solche Geschichten habe ich oft gehört. Diese Menschen glauben, der Weg zum Reichtum gehe durch Aktien- oder Kryptospekulationen. Und vielleicht gewinnen sie kurzfristig eine Menge, aber nur, um später alles wieder zu verlieren. Schauen Sie mal in die Liste der reichsten Menschen der Welt und suchen Sie nach denen, die durch Aktien- oder Kryptospekulationen reich geworden sind.

Eine Doktorarbeit über „Wege zum Reichtum“, die auf Befragungen von Reichen beruhte, zeigt, dass nur 2,4 Prozent der deutschen Millionäre durch Aktien reich geworden sind. Durch Immobilien wurden zehn Prozent reich, aber die allermeisten wurden als Unternehmer reich. Aktien sind eine hervorragende Investitionsmöglichkeit – aber nicht, um reich zu werden, sondern um reich zu bleiben, wenn Sie bereits reich sind. Ich selbst bin als Unternehmer vermögend geworden und habe das Geld, das ich in meinem Unternehmen verdiente, dann am Immobilien- und Aktienmarkt vermehrt, indem ich antizyklisch investiert habe, also gegen den Strom geschwommen bin.

2. Die meisten Reichen sind als Unternehmer reich geworden

Ich kenne Steve Forbes gut und darf ihn heute meinen Freund nennen. Sein Magazin veröffentlicht die Liste der reichsten Menschen der Welt. Er selbst hat gerade eine Videoserie über erfolgreiche Unternehmer herausgebracht. Forbes weiß, dass Unternehmertum der Schlüssel zum Reichtum ist.

Schauen Sie mal auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt. Die bestätigt, dass Unternehmertum in den meisten Fällen der Weg zum Reichtum ist. Hier sind die derzeit zehn reichsten Menschen der Welt laut der Liste von Forbes:

  1. Elon Musk, ca. 320 Mrd. USD. Den Grundstein zu seinem Vermögen legte er durch PayPal, später gründete er Unternehmen wie Tesla und SpaceX. SpaceX ist das mit Abstand erfolgreichste Raketenunternehmen der Welt und hat im vergangenen Jahr mehr Raketen in den Weltraum gebracht als jede Nation auf der Welt.
  2. Jeff Bezos, ca. 212 Mrd. USD. Reich wurde auch er als Unternehmer – 1994 gründete er Amazon.
  3. Mark Zuckerberg gründete 2004 Facebook. Heute ist er mit 209 Mrd. USD knapp hinter Bezos der drittreichste Mensch der Welt.
  4. Larry Ellison mit 189 Mrd. USD. Ihn kennen nicht so viele wie die ersten drei, weil sein Unternehmen Oracle im Bereich B2B tätig ist. Ich empfehle die Biografie über ihn mit dem lustigen Titel: The Difference Between God and Larry Ellison. *God Doesn’t Think He’s Larry Ellison.
  5. Mit 179 Mrd. USD der Franzose Bernard Arnault, der ebenfalls als Unternehmer reich wurde, und zwar mit Luxusmarken (LVMH).
  6. Hier kommt Warren Buffett mit 163 Mrd. USD. Lange Zeit war er sogar der reichste Mann der Welt. Er wird oft als Beispiel genannt, dass man mit Aktieninvestments reich werden kann. Dazu kann man viel sagen, er ist nicht der typische Aktieninvestor, sondern bringt sich sehr aktiv ein. Aber selbst wenn Sie ihn als Beispiel dafür akzeptieren, dass man durch Aktien reich werden kann, dann ist er der Einzige unter den Top 10 der Forbes-Liste.
  7. Larry Page, 137 Mrd. USD schwer, wurde durch das von ihm zusammen mit Sergej Brin gegründete Unternehmen Google reich.
  8. Sergej Brin, 131 Mrd. USD.
  9. Steve Ballmer, 117 Mrd. USD, wurde durch Microsoft reich.
  10. Auch der zehnte, der Spanier Amancio Ortega, wurde durch Unternehmertum reich. Er ist Inhaber des Modeunternehmens Zara.

Wenn mindestens neun von zehn der reichsten Menschen der Welt durch Unternehmertum reich geworden sind und auch die meisten Millionäre in Deutschland als Unternehmer reich wurden, wieso setzen Sie dann auf Aktien oder Kryptowährungen?

Das trifft nicht nur für die Superreichen zu. Vor einigen Tagen habe ich mit Gerd Kommer gesprochen, auch seit Jahren einer meiner engen Freunde. Er hat 400 vermögende Kunden in seiner Vermögensberatung und meinte, sie alle seien – mit Ausnahme der Erben – durch Unternehmertum reich geworden.

3. Sie brauchen keinen Coach, um reich zu werden

Makler werden Ihnen sagen, dass Sie durch Immobilien reich werden, Aktienhändler werden Ihnen sagen, dass Sie durch Aktien reich werden, Krypto-Verkäufer werden Ihnen sagen, dass Sie durch Kryptowährungen reich werden, und Finanz-Coaches werden Ihnen sagen, dass Sie dringend einen Coach brauchen, um reich zu werden. Wenn Sie zum Friseur gehen, wird der Ihnen auch sagen, dass Sie einen neuen Haarschnitt brauchen, um besser auszusehen.

Ich habe für meine Doktorarbeit „Psychologie der Superreichen“ 45 Hochvermögende interviewt und kenne darüber hinaus zahlreiche Menschen, die mehrere Hundert Millionen oder gar mehrere Milliarden besitzen. Kein einziger davon hat einen Coach dafür gebraucht.

Hinter der Meinung, man brauche einen Coach, steckt das, was ich „Angestelltendenken“ nenne. Angestellte sind es gewohnt, dass sie vom Chef Anweisungen bekommen, was sie zu tun haben. Sie denken, wenn sie reich werden wollen, bräuchten sie auch jemanden, der ihnen sagt, was sie tun sollten, also z.B. in was sie investieren sollten. Menschen, die nicht verstehen, dass sie ihren eigenen Weg finden müssen. In meinen Büchern und meiner Master Class Finanzielle Freiheit gebe ich daher keine Anweisungen, wie man reich wird, sondern helfe den Lesern und Nutzern, durch Nachdenken ihren eigenen Weg zu finden.

Mein Rat: Wenn Sie heute als Angestellter tätig sind, halten Sie die Augen offen, um nach einer Nebentätigkeit Ausschau zu halten, wie sie Geld verdienen können. Diese Nebentätigkeit darf auf keinen Fall aus einem Job mit einem festen Gehalt bestehen, also wo Sie einen Stundenlohn bekommen. Sie sollten nach der Leistung bezahlt werden, was bei unternehmerischen Tätigkeiten oder im Vertrieb der Fall ist.

4. Wenn ich reich werden will, muss ich zuerst wissen, WARUM und nicht WIE

Die meisten Menschen glauben, wenn sie reich werden wollen, müssten sie schon den Weg dahin kennen. Das ist falsch. Viel wichtiger, als zu wissen, WIE man reich wird, ist zu wissen, WARUM man überhaupt reich werden will. Vergleichen Sie es mit einer langen Reise: Mein Freund Jim Rogers, einer der wenigen, der als Hedgefondsmanager reich wurde, ist mit dem Motorrad durch 116 Länder gereist. Musste er vor Beginn der Reise den Weg kennen? Nein, er musste wissen, warum er das tat und wo er hinwollte.

Auch Ihre Reise zum Reichtum wird viele Jahre dauern. Um durchzuhalten, auch bei allen Niederlagen und Rückschlägen, brauchen Sie ein sehr starkes WARUM. Wer glaubt, er müsse vorher den Weg genau kennen, der irrt. BWL-Professoren werden Ihnen erklären, wie wichtig Businesspläne sind. Wie viele BWL-Professoren sind selbst reich?

Die reichsten Menschen der Welt hatten keine Businesspläne. Larry Page und Sergej Brin, die Google-Gründer, wussten nicht einmal, wie sie Geld mit der Suchmaschine verdienen würden. Jack Ma, einer der reichsten Chinesen, lacht über Businesspläne. Gleiches gilt für Michael Bloomberg, mit einem Nettovermögen von über 100 Mrd. USD einer der reichsten Menschen der Welt, machte sich ebenfalls über Businesspläne lustig. Ich empfehle seine tolle Autobiografie Bloomberg über Bloomberg.

Eine seiner wichtigsten Erfahrungen ist, dass rigide Planung mehr schaden als nutzen kann: „Sie werden unweigerlich auf andere Schwierigkeiten stoßen, als Sie eigentlich eingeplant hatten. Und dann heißt es ‚Zick‘, obwohl das Reißbrett gerade ‚Zack‘ vorsieht. Lassen Sie sich nicht von einer detaillierten, rigiden Planung behindern, wenn Sie sofort reagieren müssen“, schreibt Bloomberg in seinem Buch. Wer zupackend handelt und aus seinen Fehlern rasch lernt, ist meistens demjenigen überlegen, der immer perfektere Pläne erarbeitet, aber zögert zu beginnen. „Natürlich machten wir Fehler“, erinnert sich Bloomberg. „In den meisten Fällen hatten wir etwas übersehen, als wir anfingen, die Software zu schreiben. Wir behoben die Fehler, indem wir wieder von vorn anfingen, immer und immer wieder. Das machen wir heute noch so.“ Während sich seine Wettbewerber noch den Kopf über den endgültigen Entwurf zerbrachen, arbeitete er schon an der fünften Version des Prototyps. „Letzten Endes heißt die Frage wieder: planen oder handeln? Wir handeln vom ersten Tag an; andere planen – monatelang.“

5. Nullsummenglauben hindert Sie, reich zu werden

Bertolt Brecht hat den falschen Nullsummenglauben klassisch in seinem Gedicht „Alfabet“ formuliert:

„Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an,
und der Arme sagt bleich:
Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“

So stellen sich viele Intellektuelle das Wirtschaftsleben vor. Die reichen Länder müssen demnach den armen Ländern etwas von ihrem Wohlstand abgeben und die reichen Menschen den Armen. Aus ihrer Sicht liegt es nur am Egoismus und am mangelnden guten Willen der Reichen, wenn es immer noch so viele Arme gibt.

In der Tat basierte in früheren Gesellschaften Reichtum oft auf Raub – die einen bereicherten sich auf Kosten der anderen. Das Marktsystem funktioniert dagegen vollkommen anders. Es beruht darauf, dass derjenige reich wird, der die Bedürfnisse von möglichst vielen Konsumenten befriedigt. Das ist die Logik des Marktes.

Wenn Sie sich einmal die Liste der reichsten Menschen der Welt anschauen, dann sehen Sie, dass diese Menschen nicht dadurch reich geworden sind, dass sie anderen etwas weggenommen haben, sondern weil sie als Unternehmer einen großen Nutzen für die gesamte Gesellschaft gestiftet haben. Bill Gates war der Pionier bei der Computersoftware, die wir heute alle benutzen; Jeff Bezos wurde durch den Internethandel (Amazon) reich; der oben ebenfalls erwähnte Amancio Ortega sagt vielen Menschen nichts, aber seine Geschäfte (z. B. das Textilunternehmen Zara) kennen die meisten. Und Mark Zuckerberg ist den meisten Menschen ein Begriff, weil er Facebook erfunden hat.

Lange Zeit waren die Albrecht-Brüder die reichsten Deutschen. Wie sie zu ihrem Reichtum gekommen sind? Sie hatten eine gute Idee, nämlich ein begrenztes Warenangebot in vernünftiger Qualität zu niedrigeren Preisen anzubieten – sie nannten ihre Geschäfte ALDI. Sie wurden die reichsten Deutschen, weil sie vielen Menschen, besonders solchen mit schmalem Geldbeutel, geholfen haben, Geld zu sparen.

Diese Persönlichkeiten sind so vermögend geworden, weil sie durch gute Ideen und den Aufbau toller Unternehmen die Bedürfnisse vieler Konsumenten befriedigen. Wir Verbraucher haben sie reich gemacht. Übrigens hat keiner der Genannten sein Vermögen geerbt, sondern es handelt sich bei den reichsten Menschen der Welt – wie auch bei den meisten anderen in der „Forbes“-Liste der Reichsten – um Selfmade-Unternehmer.

Mehr zum Thema:

Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker – und war auch als Unternehmer und Investor erfolgreich. Er hat 30 Bücher geschrieben und herausgegeben, die in über 35 Sprachen übersetzt wurden (“Weltreise eines Kapitalisten“, “Warum Entwicklungshilfe nichts bringt und wie Länder Armut wirklich besiegen“, “Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“). Sein jüngstes Buch ist der Anti-Woke Roman „2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Language