Mit einem Andersdenkenden zu diskutieren, heißt nicht seine Positionen zu akzeptieren
Das Weltbild der AfD passt nicht zu unserer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung, weshalb wir Familienunternehmer die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen. Denn wer gar nicht mehr redet, hat inhaltlich aufgegeben.
Von Marie-Christine Ostermann
Empörung allein hat sich als politische Strategie erschöpft. Das Überbieten mit immer heftigeren Antifa-Parolen hat nichts gebracht. Jedenfalls wächst die AfD trotz Brandmauer kräftig: Die Partei klettert in den Umfragen immer weiter nach oben – kommendes Jahr scheint sogar eine Alleinregierung in Sachsen-Anhalt möglich. Die Hoffnung, man könne ein Viertel der bundesdeutschen Wähler durch moralische Ausgrenzung zur Umkehr bewegen, ist nicht aufgegangen. Jetzt hilft nur noch die Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD, jenseits von schlichten Kategorisierungen in ‚gut‘ und ‚böse‘.
Warum Fachpolitiker der AfD zum Parlamentarischen Abend eingeladen wurden
Im Oktober haben wir alle Parteien, die im Bundestag vertreten sind, zu unserem Parlamentarischen Abend eingeladen, auch die Linke und die AfD. Wir halten es für wichtig, dass man sich mit den Inhalten der Parteien auseinandersetzt, und bei dieser Veranstaltung konnten sich Politiker und Unternehmer austauschen. Ein Politiker der AfD ist gekommen, von den Linken aber niemand. Wir haben den Politikern keinerlei Bühne gegeben. Sie haben keinerlei Reden gehalten.
Dass wir mit einzelnen AfD-Fachpolitikern auf bundespolitischer Ebene ins Gespräch kommen, ohne ihnen eine Bühne zu geben, haben wir im Frühjahr mit unserem Bundesvorstand, unseren Landesvorsitzenden und unseren Kommissionsvorsitzenden beschlossen und die Rückmeldungen aus der Mitgliedschaft unterstützen dieses Vorgehen. Auch bei anderen Wirtschaftsverbänden und Kammern ist das Usus.
“Demokratie lebt vom Streit um die besten Inhalte, nicht vom Schweigen”
Mit einem Andersdenkenden zu diskutieren, heißt nicht seine Positionen zu akzeptieren. Reden heißt nicht zusammenarbeiten. Und wer gar nicht mehr redet, hat inhaltlich aufgegeben – gerade diejenigen überlassen das Feld den Extremisten. Demokratie lebt vom Streit um die besten Inhalte, nicht vom Schweigen.
Warum reden mit der AfD?
Die AfD gibt sich gern als Schutzmacht des deutschen Mittelstands – doch die Wirtschaftspolitik der AfD ist im Ergebnis gegen die Interessen der Familienunternehmen und ihrer Beschäftigten gerichtet. Wir Familienunternehmer haben schon Anfang 2024 die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der AfD auf Herz und Nieren geprüft – und zeigen in einem Analysepapier auf, was für Unternehmen, Mitarbeiter und Arbeitsplätze auf dem Spiel steht, wenn diese überwiegend falschen und in sich widersprüchlichen Rezepte Wirklichkeit werden sollten.
Wir Familienunternehmer wollen keine Regierung mit AfD-Beteiligung. Deshalb haben wir uns schon lange inhaltlich mit der AfD auseinandergesetzt. Als einziger großer Bundesverband der Wirtschaft haben wir im Landtagswahlkampf in Sachsen mit der Flughafenaktion ‚Keine Reise ins Blaue‘ Farbe bekannt. Das Weltbild der AfD passt nicht zu unserer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung, weshalb wir Familienunternehmer die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen.
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