
Anwesenheit ist keine Leistung
Deutschland, wo sind Deine Fachkräfte hin? Die Wirtschaftsnachrichten sind voll von Schlagzeilen über fehlende Arbeitskräfte. Aber ist das wirklich so?
Von Lutz Kadereit
Auf nahezu allen Branchen-, Verbands- und Expertentreffen stimmen Unternehmensverantwortliche in den Chor ein: Deutschland hat viel zu wenige Arbeitskräfte! Aber: Stimmt das wirklich?
Ja, in bestimmten Bereichen gibt es echte Engpässe. In der Pflege fehlen Menschen, die sich um andere kümmern. Auch das Handwerk, die IT-Branche und der Bildungssektor suchen händeringend Personal.
Doch betrachtet man die Gesamtwirtschaft, zeichnen die Zahlen ein anderes Bild: Die Zahl der Beschäftigten ist auf einem Rekordhoch. Nie zuvor wurden so viele Arbeitsstunden geleistet wie 2024.
Gleichzeitig stagniert unsere einheimische Wirtschaft. Wie kann es sein, dass Arbeitskräfte fehlen, wenn wir gleichzeitig nicht wachsen?
Unser eigentliches Problem ist ein Mangel an Fachkräfte an Engagement
Warum also wird in fast allen Branchen das Fehlen von Mitarbeitern als Hauptbremse für eine positive Geschäftsentwicklung empfunden Es stimmt ja: Bürokratie und immer neue Verpflichtungen fressen Ressourcen. Aber ich bin überzeugt, dass die größte Ursache für diese Diskrepanz eine andere ist: Anwesenheit ist keine Leistung.

Unser eigentliches Problem ist nicht ein Mangel an Fachkräften – sondern der Mangel der Fachkräfte an Engagement, Sinn, Antrieb und Verantwortungsbereitschaft.
Das hat viele Ursachen. Ursachen, an denen wir arbeiten können. Denn Fachkräfte, die es nicht gibt, lassen sich nicht aus dem Nichts erschaffen. Doch die, die da sind, können wir entwickeln – indem wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um ihr Potenzial zu entfalten.
Fünf Szenarien, die den deutschen Mittelstand spiegeln
Um die Herausforderungen greifbar zu machen, blicken wir auf fünf typische Situationen aus der Praxis mittelständischer Unternehmen. Diese Szenarien zeigen, womit Unternehmer, Geschäftsführer und Führungskräfte heute konfrontiert sind:
- Fehlendes Engagement
- Mangelnde Innovationskraft
- Hohe Fluktuation und Krankenstände
- Schwächelnder Vertrieb
- Eine überalterte Belegschaft
Falls Sie jetzt beim Lesen an ein Ihnen bekanntes Unternehmen denken, ist das reiner Zufall – aber ein Zeichen dafür, wie real diese Herausforderungen sind. Und sollten Sie sich oder Ihr Unternehmen darin wiedererkennen, dann könnte das ein Hinweis sein, dass eine ehrliche Reflexion lohnenswert ist.
Warum wir jetzt handeln müssen
Eines ist klar: Unsere Wirtschaft braucht einen deutlichen Aufschwung. Sonst ist unsere Position als viertgrößte Volkswirtschaft nicht zu halten. Noch schlimmer: Wir könnten uns unseren erarbeiteten Wohlstand nicht mehr leisten und als Exportnation an Bedeutung verlieren.
Doch wer darauf hofft, dass bald eine Flut qualifizierter Fachkräfte vom Himmel fällt, wird enttäuscht werden. Der wirksamste Hebel, den wir haben, ist, uns um die Menschen zu kümmern, die bereits da sind. Sie haben es verdient – denn sie sind es, die den Laden am Laufen halten.
Ein ausdrückliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Erwerbstätigen in Deutschland.
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Lutz Kadereit hat mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Wirtschaft, mehrere Firmen gegründet und ist seit über 20 Jahren Unternehmer. Um selbst immer besser zu werden, hat er sich von den besten Lehrern ausbilden lassen und unterstützt heute als Lehrtrainer Unternehmen dabei, in den Bereichen Führung, Verkauf und Kommunikation deutlich wirkungsvoller zu werden. www.lutzkadereit.com
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