Blick nach vorne: Familienunternehmen in Zukunftsmärkten

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Zeiten der Krise sind Zeiten des beschleunigten Wandels. Welche Unternehmen durch ihre Branchen und Geschäftsmodelle aussichtsreiche Kandidaten sind, aus diesem Wandel als Gewinner hervorzugehen, ermittelt das Datenprojekt „Unternehmen in Trendmärkten“ von DDW. Wie schlagen sich darin die deutschen Familienunternehmen?

Wie eigentlich immer wird in Deutschland wirtschaftlicher Erfolg eher in seinen negativen Konnotationen in der öffentlichen Debatte diskutiert. „Krisengewinner“ ist so ein Schlag-Wort. Ihnen soll am besten mit einer „Übergewinnsteuer“ der steuerpolitische Garaus gemacht werden.

Wer aber redet von den Unternehmen, die sich durch ihre Branchenzugehörigkeit, ihre klugen Geschäftsstrategien oder mutige Investitionen in ertrags- und aussichtsreiche Positionen bringen? Die mit ihrem Erfolg einmal jene Steuergelder und Arbeitsplätze zurückbringen sollen, die jetzt gefährdet oder zerstört werden? Wo bleibt der Applaus?


Automobilzulieferer entdeckt das Fahrradfahren
Die Hirschvogel Group stellt weltweit Stahl- und Aluminiumkomponenten für die Automobilindustrie her. Nun hat das Familienunternehmen mit Stammsitz in Oberbayern eine eigene Business Unit für Fahrrad und Mikromobilität gegründet. An ihrer Spitze steht Michael Schleich. Der 49-Jährige verantwortet bei Hirschvogel das Corporate Development und ist dem Thema als begeisterter Fahrradfahrer auch emotional verbunden. „Nachhaltige Mobilität erfordert, vor allem im urbanen Umfeld, Alternativen zum Auto. Mikromobile Fahrzeugkonzepte können hier einen wichtigen Beitrag leisten.“ (Bild: Unternehmen)

Die DDW-Research hat sich auf die Suche begeben. Im Fokus: Die deutschen Familienunternehmen, die Herzkammern der deutschen Wirtschaft.

Schläge erfahren sie zur Zeit von vielen Seiten. Da sind die großen Trends wie der demographische Melt-down mit einhergehendem Arbeitskräftemangel. Der technologische Wandel mit Disruptionseffekten auf ganze Branchen. Dann kam Corona, jetzt der Krieg. Lieferkettenprobleme. Inflation. Drohende De-Globalisierung. Und nun noch die Energiekrise.

Wie für diese Analyse vorgegangen wurde
Grundlage der Identifikation der Unternehmen ist zum einen die Liste der 50 Trend- und Wachstumsmärkte, die DDW mit wissenschaftlicher Unterstützung laufend aktualisiert. Ihnen wurden zum einen konkrete Branchen zugeordnet, wie sie die DDW-Research mit rund 740 Branchen für die deutschen Unternehmen verwendet. Zum anderen wurden für jedes Trendfeld eine Reihe von prägenden Schlagwörtern (Keywords) mithilfe von Big Data-Anwendungen ermittelt, bsplw. durch die Nutzung des Wikipedia-Datenraums. In einem gewissen Schlüssel wurden nunmehr die Zugehörigkeit von Unternehmen zu den Branchen bzw. die Anzahl von Treffern der Schlagwörter ermittelt und quantifiziert. Grundlage der Schlagwortsuche waren dabei zum einen die redaktionellen Kurzbeschreibungen, die DDW zu jedem relevanten Unternehmen führt, als auch das Scannen (crawlen) der Unternehmens-Websites. Basis dieses Abgleichs ist die Master-Datenbank von DDW, die ihrerseits anhand von 31 Kriterien und Kennziffern die 22.500 wichtigsten Unternehmen Deutschlands erfasst. Im Ergebnis finden sich also Unternehmen, die per se über eine bedeutsame Relevanz verfügen. Schließlich wurden aus der so ermittelten Liste der Top-3.000 Unternehmen in Trend- und Wachstumsmärkten jene abgeglichen, die von DDW zu den 5.000 größten Familienunternehmen Deutschlands zählen. 

Aber: Wenn einer den Wandel kann, dann die Familienunternehmen. Manche von ihnen haben bereits viele Krisen, viele Kriege hinter sich. Und überlebt. Mehr denn je sind diese Anpassungsfähigkeit und Neuerungskraft mutiger Unternehmer heute gefragt.

Den Versuch, diese Metamorphosen der Unternehmen greifbar und sichtbar zu machen, hat DDW unternommen. Es ist ein Snap-Shot des Wandels. Eine datengetriebene Annährung an das, was subkutan in den Unternehmen passiert und versucht wird, tausendfach, Tag für Tag: sich zu rüsten für den Geschäftserfolg von morgen.


Convenience mit veganem Trend kombiniert
Benjamin Ahlers und Casimir Rob haben aus ihrer Leidenschaft für Lebensmittel und ihr Händchen für kreativen Einfallsreichtum ein Geschäftsmodell gemacht: Ihr Unternehmen Every Foods bereitet Speisen aus ausgewählten, pflanzlichen Zutaten zu und halten sie dank Schockfrostung frisch. Die Gerichte werden direkt nach Hause geliefert und sind in 10 Minuten fertig. 15 Mitarbeiter hat das Unternehmen aus Berlin bereits. Wert legt das 2020 gegründete Startup auf strenge Nachhaltigkeitskriterien in der Beschaffung und Erzeugung. Erfasst ist es bei DDW in den Trendfeldern „Veganismus“ und „Direct to Consumer“. (Bild: Unternehmen)

Dabei wurden mit Hilfe von Big Data-Anwendungen sowohl Branchen, als auch Geschäftsmodelle analysiert. Die Datenbasis waren zum einen die 22.500 größten Unternehmen Deutschlands, die die Master-Datenbank von DDW bereitstellt, und zum anderen die Liste der 50 Trend- und Wachstumsfelder, ebenfalls ein laufendes, aktualisiertes Projekt der DDW-Research. (Siehe Infokasten für mehr Details zur Herangehensweise.)

3.000 Unternehmen sind es im Gesamtergebnis, die dieses Datenprojekt ermittelt hat. Wie viele von ihnen Familienunternehmen sind, was sie kennzeichnet, sowie konkrete Beispiele zeigen wir hier.

Die Liste der Zukunftsunternehmen als Excel-Liste
Die Liste der aktuell 3.000 Unternehmen in Trend- Wachstumsbranchen ist auch im DDW-Leserdienst im Excel-Format erhältlich.
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Die Familienunternehmen unter den 3.000 deutschen Unternehmen in Zukunftsbranchen

Der Anteil

Von den 3.000 Unternehmen sind 1.896 Familienunternehmen und ihre Töchter. Das sind mit 63 Prozent die Mehrzahl der identifizierten Unternehmen. (Daneben sind u.a. 25 Prozent der Trendunternehmen Konzerne und deren Töchter und acht Prozent in Investorenbesitz. 28,4 befinden sich Auslandsbesitz.)


Vom Pferd zum Multi-Business-Logistiker
Die FIEGE Gruppe mit ihrem Stammsitz im westfälischen Greven gehört zu den führenden Logistikanbietern in Europa und hat sich auf effiziente Logistiklösungen spezialisiert. Mittlerweile wird das Unternehmen mit den Cousins Jens und Felix Fiege im Vorstand von der fünften Generation geführt. Das Thema Innovation ist seit jeher in der DNA verwurzelt. Vom Pferd zum LKW, vom Spediteur zum Kontraktlogistiker, vom Logistikdienstleister zum Multi-Business-Unternehmen: In der über 150-jährigen Geschichte hat sich das Unternehmen immer wieder neu erfunden. Fiege ist von DDW in den Trendfelder Smart Logistics / Predictive Shipping / Microfullfillment geführt.  (Bild: Unternehmen)

Unternehmensgrößen

Innovative Geschäftsmodelle haben nicht nur etwas mit der schieren Größe zu tun. Die 1.896 Trend-Familienunternehmen finden sich quer durch alle Betriebs- und Umsatzgrößen:

  • bis 20 Mio. Euro Umsatz: 368 Unternehmen
  • zwischen 20 und 50 Mio. Euro Umsatz: 304 Unternehmen
  • zwischen 50 und 100 Mio. Euro Umsatz: 381 Unternehmen
  • zwischen 100 und 250 Mio. Euro Umsatz: 322 Unternehmen
  • zwischen 250 und 999 Euro Umsatz: 300 Unternehmen
  • Umsatzmilliardäre: 139 Unternehmen

Bei der Mitarbeitergröße sieht die Aufteilung wie folgt aus:

  • bis 20 Mitarbeiter: 26 Unternehmen
  • zwischen 21 und 50 Mitarbeiter: 76 Unternehmen
  • zwischen 51 und 100 Mitarbeiter: 296 Unternehmen
  • zwischen 101 und 250 Mitarbeiter: 410 Unternehmen
  • zwischen 251 und 999 Mitarbeiter: 512 Unternehmen
  • ab 1.000 Mitarbeiter: 521 Unternehmen

Alter der Unternehmen

Im Durchschnitt sind die Familienunternehmen in Trend- und Wachstumsmärkten 68 Jahre alt.

Führung

Das Durchschnittsalter der Geschäftsführer / CEO ist 57. Nur 179 der 1.896 Unternehmen – knapp unter zehn Prozent – haben eine Frau in der Geschäftsleitung.


Technik für „Wohlfühloasen“
Historische Höchstwerte bei Umsatz, Produktion und Beschäftigtenzahl konnte Stihl-Vorstandsvorsitzende Michael Traub für 2021 vermelden. Der Grund: Der Trend, mehr im eigenen Garten und im eigenen Haus zu arbeiten, wirkte sich positiv auf den Anbieter von Gartengeräten aus – und das weltweit. Permanente Produktinnovationen stützen den Erfolg, wie beispielsweise Apps, die Forstarbeiter informieren, welcher Baum geerntet werden soll, oder Akku-Technologie, die Gartengeräte und Motorgeräte noch leistungsstärker macht.  Im Waiblinger Stammsitz arbeiten mehr als 800 Spezialisten im hochmodernen STIHL Entwicklungszentrum an solchen Innovationen. Gelistet ist Stihl als Unternehmen im Trendfeld Homing / Cocooning / Gardening / DIY. (Bild: Unternehmen)

In welchen Trendbranchen und Zukunftsfeldern die Familienunternehmen stark sind

40,3 Prozent der 1.896 Familienunternehmen in Trendmärkten sind im Dienstleistungs-, 53,3 Prozent  im Industrie-, und 6,3 Prozent im Handelssegment tätig. 20,3 Prozent von ihnen sind Weltmarktführer.

Die Anzahl der Unternehmen in den Trendbranchen ist wie folgt:


Technik für eine wertvolle Ressource: Wasser
Das mittelständische Familienunternehmen Mall GmbH aus Donaueschingen ist mit seinen Systemlösungen für Regenwasserbewirtschaftung, Kläranlagen, Pumpen- und Anlagentechnik auf einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro gewachsen. Als Anbieter für Lösungen für den Umwelt- und Klimaschutz mit Schwerpunkt Wasser bewegt sich das Mall im Trendfeld Water, -Data and -Technology. Zu Beginn dieses Jahres übergab Markus Grimm die Geschäftsleitung an Christoph Schulze Wischeler und Wolfgang Hofmann. (Bild: Unternehmen)

Was sind die stärksten Innovationsregionen der Familienunternehmen?

Die meisten der ermittelten Unternehmen kommen aus Baden-Württemberg (401 Unternehmen), gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 394 und Bayern mit 363 Unternehmen.

Nach Städten haben diese Standorte die meisten Wachstumsunternehmen:

  1. Berlin (87 Unternehmen)
  2. Hamburg (81)
  3. München (59)
  4. Köln (32)
  5. Düsseldorf (24)
  6. Stuttgart (23)
  7. Bremen (22)
  8. Nürnberg (21)
  9. Dresden (15)
  10. Hannover (14)

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Die Liste der aktuell 3.000 Unternehmen in Trend- Wachstumsbranchen ist auch im DDW-Leserdienst im Excel-Format erhältlich.
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