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Die Lage besser als ihr Ruf
Huch, es gibt auch gute Wirtschaftsnachrichten in dieser Woche. Es hat im letzten Quartal ein Wirtschaftswachstum gegeben und der Materialmangel lässt nach. Ich finde, das ist Anlass zum Feiern.
von Oliver Stock
Feste soll man feiern, wie sie fallen. Und genau so ein Zeitpunkt ist jetzt. Während den Betrieben die Krise mehr und mehr über den Kopf wächst – kein Strom, kein Gas, kein Geld – teilt die garantiert spaßbefreite statistische Bundebehörde mit, dass es im abgelaufenen Quartal noch ein Wirtschaftswachstum gegeben hat und das Staatsdefizit gesunken ist. Damit nicht genug: Von den Ökonomen des ifo-Instituts kommt die Nachricht, dass der Materialmangel nachlässt. Die ersten Branchen atmen wieder auf. Ich finde, das ist Anlass zum Feiern. Die meisten finden das natürlich nicht. Die meisten gruseln sich vor dem, was nun kommt: eben kein Strom, kein Gas, kein Geld.
„Der Mensch bewertet Verluste stärker als Gewinne, was am Ende dazu führt, dass er sich nicht rational verhält“
In der Ökonomie nennt sich das Verlustaversion und ist ökonomisch so gut erforscht, dass die Entdecker dafür einen Nobelpreis bekamen. Einfach gesagt geht die Theorie so: Der Mensch bewertet Verluste stärker als Gewinne, was am Ende dazu führt, dass er sich nicht rational verhält. Anleger kennen das Phänomen, wenn sie über Verluste laut klagen, aber Gewinne still einfahren. Tatsache ist: Derzeit ist die Lage besser als ihr Ruf. Wir sollten daran denken, wenn wir demnächst die Katastrophe ausrufen.
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Oliver Stock ist Chefredakteur des „WirtschaftsKurier“ sowie Herausgeber von „Markt und Mittelstand“, die beide in der WEIMER MEDIA GROUP erscheinen. Der studierte Volkswirt und Historiker sowie Autor mehrerer Bücher und Blogger kennt die Welt der Politik, der Wirtschaft und der Unternehmen von beiden Seiten: Als Journalist arbeitet der 1965 in Hannover geborene Stock auch für focus online, die Schweizer Weltwoche und den Börsianer aus Wien. Er hat aber auch viele Jahre seines Berufslebens „auf der anderen Seite des Schreibtischs“ verbracht: als Sprecher in der Politik und von Konzernen.
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