
Für eine bessere Bildung!
„Bilde dich selbst, und … wirke auf andere durch das, was du bist.“ Wilhelm von Humboldt weist hier richtigerweise darauf hin, dass bei der Bildung die Eigeninitiative entscheidend ist. Bildung ist, so betrachtet, eben zunächst eine Aufgabe von und für uns selbst. Wir müssten daher auch darauf achten, was uns warum und wie als Bildungsgewinn vermittelt werden.
Von Dr. Ulrich Horstmann
Der Bildungskanon wird immer wieder angepasst. Mussten unsere Eltern und Großeltern noch Gedichte von Schiller und Goethe auswendig lernen, ist dies heute völlig „out“. Wir brauchen passende Lehrinhalte und vor allem gute Lehrer. Sie sollten in der Lage sein, ihre ideologischen Verpeilungen zu Hause zu lassen und sinnvolles Wissen vermitteln. Warum lernen wir so wenig für unser Leben, z. B. wie wir richtig mit Geld umgehen? Jeder wird eigene Erfahrungen bei seiner Ausbildung gemacht haben. Erfreulicherweise gibt es nach wie vor sehr gute und engagierte Lehrer auch hierzulande. Die verfehlte Migrationspolitik hat ihnen oft kaum mehr zu bewältigende Lasten auferlegt. Auch das macht es schwer, das Bildungsniveau der Schüler zu halten oder zu verbessern.
Gute Bildung kostet eben auch Geld
Eine gute Allgemeinbildung ist Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben. Natürlich ist sie viel mehr. Es geht um den Aufbau kulturellen Wissens, um gesellschaftliche Teilhabe und eine gute Lebensführung, die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und nicht zuletzt auch darum, gute demokratische Staatsbürger zu werden.
Vorrangig galt und gilt die Vermittlung von Bildung in Deutschland als eine staatliche Aufgabe. Die privaten Schulen erzielen gleichzeitig bessere Ergebnisse. Das wird auch darauf zurückgeführt, dass die Schüler aus Elternhäusern kommen, die sozial bessergestellt sind. Eines ist klar: Bei einer besseren Bezahlung sind Lehrer motivierter. Einer meiner staatlich bezahlten Professoren stellte während der Vorlesung in meinem Studium fest, dass wir bei besserer Bezahlung auch mehr von ihm verlangen können. Das war glaubwürdig ehrlich.

Gute Bildung kostet eben auch Geld. Hierzulande werden Studenten relativ entlastet. In den USA ist das ganz anders. Sie nehmen Kredite auf. M. E. hat jeder Bürger hierzulande berechtigterweise einen Anspruch, eine Breitenbildung zu erhalten. Sie darf nicht staatsideologisch sein. Sie darf auch nicht vorrangig gewinnorientiert sein. Das könnte sonst auf eine Kommerzialisierung aller Lebensbereiche hinauslaufen. Es gibt in Deutschland auch Erfolgsbeispiele. Die duale Ausbildung (Betriebe und Berufsschule) gehört dazu. Sie sollte weiter gestärkt werden. Es geht eben nicht nur um Theorie, sondern auch das ‚Können und Machen‘. Das hat unserem Land Wohlstand gebracht.
Da halte ich es mit Ludwig Erhard, er war dafür, dass junge Menschen gut ausgebildet sind (auch staatlich finanziert), ihr Sparen gefördert wird und sie selbstbewusst und eigenständig agieren können. Leider lief die Entwicklung bei uns anders. Angesichts der Berichte über die sinkende Qualität der Schulausbildung in Deutschland gibt es mehr denn je dringenden Handlungsbedarf. Es muss mehr für gute Bildung ausgeben werden. Lehrer müssen deshalb adäquat entlohnt werden. Schulklassen müssen deutlich kleiner werden und der Bildungskanon so ausgestaltet sein, dass der Unterricht entideologisiert und von temporären Zeitgeisterscheinungen befreit wird. Es geht um ein besseres Grundwissen, genau das zeigen die Pisa-Studien. Ein deutlich höherer Anteil des jährlichen BIP sollte künftig für die Bildung (das gilt auch für die Infrastruktur) eingeplant werden.
Es muss schnell gehandelt werden
Beim Sozialhaushalt gibt es genug Einsparmöglichkeiten auf Grund der geschaffenen Fehlanreize zur Inaktivität. Fördern und fordern im Gleichklang ist gut, schafft hier Hilfe zur Selbsthilfe. Eine bessere Bildung ist auch ein Wert an sich. Wilhelm von Humboldt wusste das. Eigeninitiative hilft, mehr Spielräume für das eigene Leben zu entwickeln. Eine fundierte Bildung vermittelt auch Lebensfreude, sie wirkt in dieser Hinsicht auch befreiend, weil man weniger abhängig von Hilfsgeldern der Gesellschaft ist.
Mehr in die eigene Bildung zu investieren, das ist sicher ein guter Vorsatz. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung, wie auch immer man sie definiert, sollte nicht nur dem Einzelnen wichtig sein, sondern auch der Gesellschaft insgesamt. Lernen hört auch im Alter nicht auf, in jungen Jahren ist sie von grundlegender Bedeutung. Erhards Konzept einer „Formierten Gesellschaft“ sah Zukunftsinvestition neben Infrastruktur auch für Bildung vor. Angesichts der dramatischen Verschlechterung der Breitenbildung – die Pisa-Studien zeigen dies – ist eine Bildungsoffensive wichtiger denn je. Allein schon der Koalitionsvertrag lässt hier Entschiedenheit und Klarheit vermissen. Im Sozialbereich gibt es Einsparmöglichkeiten, wie bereits an anderer Stelle beschrieben. Es muss schnell gehandelt werden, auch wenn es viel Geld kostet. Die Zukunftsinvestition Bildung muss wieder Vorrang bekommen.
Bislang erschienen in der Kolumne von Ulrich Horstmann:
- Bürgernah digitalisieren!
- Für eine bessere Einwanderungspolitik!
- Für eine günstige und ressourcenschonende Energieversorgung!
- Für eine bessere Bildung!
Dr. Ulrich Horstmann studierte in Bochum Betriebswirtschaftslehre, danach in Trier mit finanzwirtschaftlichem Schwerpunkt und schloss an der Wirtschaftsuniversität Wien mit der Promotion ab. Seit 1989 ist er in mehreren Finanzinstituten im Research tätig. Zusammen mit Stephan Werhahn führt er das Institut Europa der Marktwirtschaften.
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