
Für eine günstige und ressourcenschonende Energieversorgung!
Natürliche Ressourcen sollten für die nächsten Generationen bestmöglich geschützt und erhalten werden. Das geht nicht mit Drohungen und Verboten.
Von Dr. Ulrich Horstmann
Wenn die Ölstaaten befürchten müssen, dass sie künftig daran gehindert werden, Öl zu hohen Preisen zu exportieren, werden sie herausholen, was möglich ist. Das gilt auch für die Braunkohle hierzulande. Sie wird mit großen Schäden für die Betroffenen (Verlust der heimatlichen Wurzeln) und der Umwelt (Abriss und Neuaufbau von Ortschaften) massiv und schnell abgebaut.
Eine bessere Umweltpolitik ist mit Technologieoffenheit und marktwirtschaftlichen Regeln umsetzbar. Wir brauchen bürger- und wirtschaftsfreundliche Lösungen, die uns preisgünstig, effizient und ressourcenschonend versorgen. Der „Green Deal“ in der EU ist dagegen eher ein „technokratisches Monster“. Sozialistische Lenkung von oben, das sollte längst auch bei der Regierung angekommen sein, funktioniert nicht.
Energie könnte unbezahlbar werden, müsste zugeteilt werden
Wo soll die Wertschöpfung in Deutschland noch herkommen, wenn wir die höchsten Energiekosten haben und eine gängelnde Bürokratie lähmt? Das Wirtschaftsministerium wurde zwischenzeitlich zu einer „Subventionsbehörde für grünes Wirtschaften“. Hohe Energiekosten wurden dabei selbst als Treiber für den Um- und Abbau unserer Industrie eingesetzt, so schien es.
In einem dirigistischen „Öko-Staat“ bestimmen nicht mehr die Kunden, sondern nur noch die Regierung, was gebaut und angeboten wird. Die Gefahr ist, dass sie über die Fortführung der planwirtschaftlichen Lenkung im energiepolitischen Bereich unserem Land nachhaltigen Schaden zugeführt wird. Energie würde unbezahlbar, müsste dann zugeteilt werden. Wer Druck ausübt, wie die Großindustrie, mag Vergünstigungen bekommen. Das wäre aber keine marktwirtschaftliche Politik für alle Verbraucher im Sinne von Ludwig Erhard. Zwangsbewirtschaftung und Rationierung verschafft nur den Funktionären, die die Verteilung regeln wollen, viel Macht. Überließe man dies dem Markt mit vernünftigen ordnungspolitischen Regeln, wären sie überflüssig.
Bei solchen Rahmenbedingungen wird es eng
Wir brauchen keine grüne Transformatoren, die die mittelständischen Betriebe wirtschaftlich in den Abgrund führen. Der Belastbarkeitstest der Wirtschaft läuft weiter auf Hochtouren. Bei solchen Rahmenbedingungen wird es eng. Das Fatale ist: Es hilft nicht, es ist auch nicht ökologisch. Die inländische Deindustrialisierung hilft dem Klima nicht, wenn die Kapazitäten anderswo neu aufgebaut werden. China produziert bestimmt billiger, aber nicht umweltgerechter. Viele Regeln der EU sind nicht hilfreich. So zum Beispiel die EU-Taxonomie-Regeln (und das Lieferkettengesetz). Sie sind der Einstieg in eine Monster-Bürokratie. Die immer stärker berichtspflichtigen Unternehmen verlieren so ihre Autonomie und geraten in die Fänge des Staates, der sie dann vermeintlich rettet. Eine „grüne Multikulti-DDR 2.0“ brauchen wir nicht. Wir brauchen endlich wieder ideologiefreie Vernunft in der Energiepolitik. Mit den Grünen war das, wie sich zeigte, nicht möglich.

Kernenergie darf kein Tabu mehr sein, auch nicht bei der neuen schwarz-roten Regierung. Energie muss bezahlbar und im Idealfall jederzeit verfügbar sein. Deutschland ist hinsichtlich seiner Atompolitik Außenseiter in der EU. Neue Kernkraftwerke sind sicherer denn je betreibbar. Vor allem Frankreich setzt nach wie vor auf die Kernenergie und begründet dies auch ökologisch (C02-Verbrauch). Die EU hat sich längst zu Gunsten der Kernkraft entschieden und folgt vor allem der französischen Sicht. Die Betriebskosten bei neueren Kernkraftwerken sinken. Die Kernkrafttechnologie wurde revolutioniert.
Die „inhärente Sicherheit“ neuerer Konstruktionen dazu, dass äußere Sicherheitsaufwendungen entbehrlich werden. Bei den heute üblichen Leicht-, Druck-, Siedewasserreaktoren entfallen etwa 2/3 der Errichtungskosten auf die Sicherheit. Daher ist mit einer deutlichen Verbilligung bei den inhärent sicheren Exemplaren zu rechnen. Bei dem Kugelbett-Reaktor führt ein Angriff von außen dazu, dass der Reaktor „einschläft“, weil der Thorium Brennstoff in Keramik Kugeln eingeschlossen ist. Damit ist auch die Entsorgung gelöst. Der Reaktor produziert auch nicht nur Strom, sondern auch industrielle Prozesswärme und ist damit besonders umweltfreundlich.
Durch die dringliche Notwendigkeit, von russischen fossilen Energieträgern strategisch unabhängiger zu werden, sollten auch die spezifischen systemimmanenten Eigenschaften und die zügige praktische Anwendung des Jülicher Hochtemperatur Reaktors / Kugelhaufen-Reaktors geprüft werden. Effizientere, umweltfreundlichere und sichere Kraftwerke auch in Deutschlandwieder eine Zukunft haben. Langfristig könnte auch die Kernfusion unser Energieproblem effizienter als bisher lösen. Im Vergleich zum Kugelbett-Reaktor ist das aber noch Zukunftsmusik.
“Der Bau von Mini-Reaktoren wird inzwischen auch in Deutschland wieder diskutiert, gut so”
Mini-Reaktoren werden auch in der EU schon breit diskutiert. Vor allem in Frankreich will man sie bauen, auch in England von Rolls Royce. Chancen bietet der bereits fertig entwickelte Hochtemperatur Reaktor / Kugelhaufen-Reaktor und ggfls. langfristig auch Dual Fluid Reaktoren. Der Bau von Mini-Reaktoren wird inzwischen auch in Deutschland wieder diskutiert, gut so. Die Erneuerbaren, also Wind- und Sonnenenergie werden zusammen nicht ausreichen. Eine nachhaltige Energiepolitik, die auch unter Umweltschutzaspekten vertretbar ist, sieht anders aus. Der anerkannte Energieexperte Fritz Vahrenholt fordert auch unter dem Aspekt der Bezahlbarkeit von Energie, drei bestehende Kernkraftwerke wieder hochzufahren. Energie muss bezahlbar bleiben. Inzwischen setzt sich auch in Deutschland langsam die Einschätzung durch, die in anderen Staaten, nicht zuletzt in der EU und Frankreich eine Binsenweisheit ist: Ohne Kernkraft wird die Dekarbonisierung nicht gelingen. Es wird Zeit, dass Deutschland seinen energiepolitischen Sonderweg verlässt und auch hier europatauglich wird. Energiepolitik muss endlich mehr als europäische Aufgabe verstanden werden. Für die Industrie und die Verbraucher würde sich dann eine deutliche Entlastung ergeben. Zeit wird’s.
Es muss eine Sicherung der Grundlast-Energieversorgung geben
Wenn Deutschland als Industriestandort noch konkurrenzfähig sein will, muss eben auch die Energie bezahlbar sein. Eine Deindustrialisierung Deutschlands würde viele Bürger in die Armut treiben. Der Mittelstand, der ohnehin unter zu viel Bürokratie leidet, würde seine tragende Rolle für unsere Gesellschaft und Wirtschaft verlieren.
Eine technologieoffene Politik wird nicht daran vorbeikommen, dass auch moderne Kernkraftwerke in Deutschland dazugehören. Die Technik ist da, auch noch hierzulande. Sie sind viel sicherer und effizienter. Es muss eine Sicherung der Grundlast-Energieversorgung geben. Das geht nur mit der Nutzung der Kernenergie, wenn man aus der fossilen Energie aussteigt (und dabei auch moderne Gaskraftwerke ideologisch motiviert wie in Hamburg Moorburg abreißt). Inzwischen ist die Technik weit fortgeschritten, der Kugelbett-Reaktor oder neu gebaute Mini-Reaktoren bieten eine Alternative. Damit könnte Energie auch in Deutschland bezahlbar und sicher sein. Allein auf die Erneuerbaren Energien zu setzen, ist aus jetziger Sicht ein energiepolitischer, auf die Dauer zu teurer Irrweg.
Deutsche Politiker wollen den Energiebereich planwirtschaftlich weiter grün lenken
Dass die neue deutsche Regierung nicht auf die Renaissance der Kernkraft setzt, zeigt, dass sie energiepolitisch noch in der Tradition der rot-grünen Anti-AKW-Politik bleibt. Das ist nicht technologieneutral, klimaschädlich und schadet vor allem aktuell dem Wirtschaftsstandort Deutschland, der auf diese Weise deindustrialisiert wird. Sind die Strukturen und das Know-How nicht mehr da, bricht eine Ökonomie zunehmend zusammen. Donald Trump hat das erkannt, während deutsche Politiker hier auch ideologisch im Energiebereich planwirtschaftlich weiter grün lenken wollen. Die fehllenkenden Regulierungen in Deutschland müssen abgeschafft oder zumindest reformiert werden (sie sind nicht mal CO2-freundlich, wenn man auf die Kernkraft vollständig verzichtet). Sonst kann die neue schwarz-grüne Koalition unter Führung von Friedrich Merz wirtschaftlich nicht erfolgreich sein. Die weltweit im Vergleich viel zu hohen Energiekosten sind kurzfristig das mit Abstand größte Problem für den Standort Deutschland.
Dr. Ulrich Horstmann studierte in Bochum Betriebswirtschaftslehre, danach in Trier mit finanzwirtschaftlichem Schwerpunkt und schloss an der Wirtschaftsuniversität Wien mit der Promotion ab. Seit 1989 ist er in mehreren Finanzinstituten im Research tätig. Zusammen mit Stephan Werhahn führt er das Institut Europa der Marktwirtschaften.
Bislang erschienen in der Kolumne von Ulrich Horstmann:
Schreibe einen Kommentar